| # taz.de -- Sparen und Geldausgeben: Senat schmeißt 'ne Runde Bildung | |
| > Mit Blick aufs Ende des Sanierungspfades greift Bremens Senat zu Reserven | |
| > – die er nach 2020 zurückzahlen will. Davon soll vor allem die Bildung | |
| > profitieren | |
| Bild: Carsten Sieling und Karoline Linnert drehen klassischerweise jeden Gulden… | |
| BREMEN taz | Bremens Regierung will für die Bildung in den Jahren 2018 und | |
| 2019 jeweils mehr als 90 Millionen Euro zusätzlich bereitstellen. | |
| Insbesondere dafür hat der Senat in den am Dienstag abgeschlossenen | |
| Haushaltsberatungen die im Februar veranschlagten Eckwerte noch einmal | |
| deutlich erhöht. Auch für andere Ressorts wurden die Ausgaben aufgestockt – | |
| allerdings deutlich weniger. Insgesamt hat plant Bremen für die beiden | |
| Haushaltsjahre mit Mehrausgaben in Höhe von 242 Millionen Euro. | |
| Einen weiteren Bereich mit zusätzlichen Mitteln nennt der Senat „sichere | |
| und saubere Stadt“ – auch dorthin sollen pro Jahr 15 Millionen Euro mehr | |
| fließen. Zusammengefasst werden darunter aber verschiedenste voneinander | |
| unabhängige Posten wie mehr Personal für den Verfassungsschutz im | |
| Zusammenhang der Terrorismus-Bekämpfung und mehr Geld für | |
| Langzeitarbeitslose. | |
| Finanzsenatorin Karoline Linnert (Grüne) gab sich „sehr froh“ und | |
| zuversichtlich, dass die Mehrausgaben gedeckt werden können. Ansonsten | |
| würde Bremen gegen die Vorgaben des Stabilitätsrates verstoßen und die | |
| jährlich 300 Millionen Euro Sanierungshilfe nicht bekommen. Der berät Ende | |
| dieser Woche über die Bremer Finanzlage. | |
| Ab dem Jahr 2020 wird Bremen dank der Neuordnungen der Bund-Länder-Finanzen | |
| über mehr Geld verfügen können, daher galt es, die letzten beiden | |
| Sanierungsjahre noch zu überstehen. Dies soll zum Teil im Vorgriff auf 2020 | |
| passieren – insgesamt 100 Millionen Euro will der Senat dem | |
| „Sondervermögen“ Hafen entnehmen – und dann 2020 wieder zurückzahlen. | |
| Der Landesrechnungshof hatte die Bremer Landesregierung in seinem | |
| Jahresbericht ermahnt, nicht zu knausrig zu sein: Verschleppte | |
| Investitionen und Sanierungsstaus hätten sich bereits zu einem erheblichen | |
| Haushaltsrisiko summiert, hieß es im Frühjahr. | |
| ## Dank Schmiergeld finanziert | |
| Auch aus der Versorgungsvorsorge werden knapp 40 Millionen entnommen. Rund | |
| 50 Millionen Euro der neuen Ausgaben deckt der Senat mit der Hoffnung, dass | |
| die Steuereinnahmen weiter steigen. „Wenn die Konjunktur einbricht, haben | |
| wir ganz andere Probleme“, rechtfertigte Linnert sich. | |
| Und 30 Millionen Euro mehr plant der Senat als „Mehreinnahme“ ein „durch | |
| Unternehmensgeldbußen“. Auf die Frage, was sich dahinter versteckt, wies | |
| Linnert nur hin auf die 48 Millionen, die Atlas-Elektronik wegen seiner | |
| Schmiergelder in diesem Jahr an das Land Bremen überweisen muss. Offenbar | |
| werden da weitere Schmiergelder erwartet. | |
| Der Rest ist dann eher Kleinvieh. Die Gewerbesteuer soll – ausdrücklich | |
| befristet für die beiden Sanierungsjahre – so erhöht werden, dass knapp 10 | |
| Millionen Euro mehr pro Jahr erlöst werden. Und die Bettensteuer soll | |
| künftig fünf Prozent des Übernachtungspreises betragen. Daraus erwartet der | |
| Senat 4,5 Millionen Euro in zwei Jahren. | |
| ## Jens Eckhoff jammert über Tricks | |
| „Der Senat trickst bei der Finanzierung der Mehrausgaben“, meinte der | |
| Haushaltssprecher der CDU, Jens Eckhoff. Die CDU werde gegen eine | |
| Gewerbesteuererhöhung stimmen. Auf welche der Mehrausgaben ein CDU-Senat | |
| verzichten würde, sagte Eckhoff allerdings nicht. | |
| Wohin die Mehrausgaben für Bildung im Detail fließen, wird erst im Herbst | |
| bei Haushaltsberatungen festgelegt. Neben Bauinvestitionen soll ein | |
| Schwerpunkt in der personellen Aufstockung an Schulen liegen, die aufgrund | |
| vieler Kinder mit schlechten Deutschkenntnissen besondere Probleme bei der | |
| Integration zu bewältigen haben. | |
| Trotz der Integration des Kindergartenbereiches in die Bildungsverwaltung, | |
| haben die meisten Flüchtlingskinder, die demnächst eingeschult werden, | |
| keine hinreichende Sprachförderung erhalten. Auch für Integration will der | |
| Senat in den kommenden beiden Jahren insgesamt rund 70 Millionen Euro mehr | |
| im Haushaltsplan bereitstellen. | |
| 21 Jun 2017 | |
| ## AUTOREN | |
| Klaus Wolschner | |
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