| # taz.de -- Rechnungshof über Bremer Haushalt: Sportlicher sparen | |
| > Der Landesrechnungshof kritisiert verpasste Einnahmen und unnötige | |
| > Ausgaben – Versäumnisse, die im Haushaltsnotlageland nicht passieren | |
| > dürften. | |
| Bild: Wird laut Rechnungshof zu wenig kontrolliert: die Polizei beim Sport. | |
| BREMEN taz | Bremen gibt zu viel Geld aus und lässt sich zugleich Einnahmen | |
| in Millionenhöhe entgehen. So lautet das Ergebnis des Jahresberichts, den | |
| Rechnungshof-Präsidentin Bettina Sokol am Montag vorstellte. Die | |
| Institution hat die Aufgabe, den Haushalt auf Einhaltung der rechtlichen | |
| Vorschriften und die Wirtschaftlichkeit von Investitionen zu prüfen. | |
| Dabei ergab sich etwa, dass ungezahlte Umsatzsteuern seit Jahren nicht | |
| eingezogen werden, obwohl die Finanzverwaltung das Geld von den Banken der | |
| säumigen Firmen verlangen müsste. Finanz-Ressortsprecherin Dagmar Bleiker | |
| räumt das ein und spricht von einem „Schnittstellenproblem“ zwischen den | |
| Abteilungen der Behörde. MitarbeiterInnen sollen in Zukunft ausgiebiger | |
| geschult und sensibilisiert werden. „Wir wollen da besser werden“, so | |
| Bleiker. Wo die Fälle noch nicht verjährt sind, solle nun bald | |
| nachgefordert werden. | |
| Auch auf der Ausgabenseiten läuft laut Rechnungshof-Präsidentin Sokol | |
| einiges schief. So verteuerte sich etwa der Bau der Mensa der Grundschule | |
| in der Paul-Singer-Straße, weil mitten in den Planungen die Konstruktion | |
| grundlegend geändert wurde. Ein Einzelfall vielleicht, der aber auf ein | |
| grundsätzliches Problem verweist: Zwar hatte Immobilien Bremen den Auftrag | |
| ordnungsgemäß ausgeschrieben, dann aber das einzige Angebot ohne weitere | |
| Prüfung der Wirtschaftlichkeit angenommen. | |
| Laut Sokol sind dazu aber eigentlich alle Ressorts und stadteigene | |
| Unternehmen rechtlich verpflichtet. Trotzdem ist das in mehr als der Hälfte | |
| der vom Rechnungshof überprüften Investionen entweder nicht passiert oder | |
| es wurde zumindest nicht vorschriftsmäßig dokumentiert. Auch hier empfiehlt | |
| der Rechnungshof in seinem Bericht: weitere Schulungen. | |
| Die Versäumnisse seien mehr als nur harmlose Unachtsamkeiten: „Geltendes | |
| Recht ist zu befolgen“, sagte Sokol – das stehe nicht im Belieben. Über die | |
| Ursachen kann sie nur spekulieren: Bequemlichkeit, mangelnde | |
| Ernsthaftigkeit seien denkbar – oder auch „Hau-Ruck-Mentalität“ bei | |
| dringenden Projekten. Ausschließen konnte sie nur eins: dass die Ressorts | |
| nichts von ihrer Verpflichtung wüssten, denn ungeprüften Zuschläge würden | |
| seit Jahren kritisiert. | |
| Ein weiteres Problem seien die Privilegien, die Teilen des Bremer Personals | |
| zu leichtfertig zugestanden würden, etwa: der Dienstsport der Polizei. Der | |
| soll zwar nicht gestrichen, aber doch effizienter organisiert werden, so | |
| Sokol. Sie bemängelt hier ein „angemessenes Maß an Dienstaufsicht“ für d… | |
| zugestandenen Sportstunden. | |
| Was nach Kleinigkeiten klingt, ist in der Summe tatsächlich beachtlich. Für | |
| sportliche Leistungsnachweise bekommen die Beamten zusätzlich zum | |
| Dienstsport weitere Stunden gutgeschrieben. Laut Rechnungshof entsprechen | |
| diese 15 Vollzeitstellen im Gegenwert von jährlich rund 830.000 Euro. | |
| Für Jochen Kopelke, Präsident der Gewerkschaft der Polizei (GdP), klingt | |
| bei der Kritik des Rechnungshofes eine Unterstellung mit. „Wenn der | |
| Dienstherr Sport fordert, machen wir den selbstverständlich in der | |
| Dienstzeit“, sagte er zur taz. Wenn nun ein Kollege morgens laufen ginge, | |
| dann sei es „Unsinn“, eine Aufsicht daneben zu stellen. | |
| Insgesamt sind die Personalkosten des Landes 2014 um 14,6 Prozent | |
| gestiegen, obwohl die Zahl der Beschäftigten zurück ging. Schuld ist der | |
| hohen Altersschnitt, der gesteigerte Kosten nach sich zieht. Das Urteil des | |
| Rechnungshofs klingt dennoch insgesamt versöhnlich: Der Senat sei „sehr | |
| bemüht, den Konsolidierungskurs zu halten“, sagte Sokol. | |
| 13 Apr 2015 | |
| ## AUTOREN | |
| Jan-Paul Koopmann | |
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