| # taz.de -- Zugriff auf Passfotos aller Bundesbürger: Fotoalben für Geheimdie… | |
| > Deutsche Geheimdienste sollen einen automatisierten Zugriff auf Passfotos | |
| > bekommen. Sie könnten sich Fotos aller Bürger besorgen. | |
| Bild: Zugriff auf persönliche Daten: Thomas de Maizière und sein Personalausw… | |
| BERLIN taz | Die Bundesregierung will allen deutschen Geheimdiensten den | |
| verdeckten Zugriff auf die digitalisierten Passfotos der Bundesbürger | |
| erlauben. Das sieht ein Gesetzentwurf der Regierung vor. | |
| Im Personalausweis und im Reisepass ist schon lange ein Passbild enthalten. | |
| Ein Doppel des Passbildes lag immer bei der Kommune, die das Papier | |
| ausgestellt hat. Wenn jemand den Pass verloren hatte, konnte so überprüft | |
| werden, ob auch die richtige Person Ersatz verlangt. Und natürlich hatten | |
| auch die Sicherheitsbehörden schon immer ein Interesse an solchen Fotos, | |
| zum Beispiel um zu sehen, wie jemand aussieht, von dem sie bisher keine | |
| Bilder hatten. | |
| Seit rund drei Jahrzehnten werden die Passfotos bei den Kommunen nicht mehr | |
| auf Papier, sondern in digitalisierter Form gespeichert. Das erleichterte | |
| auch die Zusammenarbeit mit den Sicherheitsbehörden. Man konnte die Fotos | |
| jetzt als Anhang in einer Mail übersenden. Seit 2007 haben Polizei und | |
| Ordnungsbehörden zur Verfolgung von Straftaten und Ordnungswidrigkeiten | |
| sogar „automatisierten“ Zugriff auf die Passbildateien. So können sie auch | |
| am Wochenende oder nach Feierabend auf die Fotos zugreifen. | |
| Nun will die Bundesregierung noch einen Schritt weitergehen. Die Polizei | |
| soll den automatisierten Zugriff auch zur Gefahrenabwehr erhalten. Zudem | |
| sollen alle Verfassungsschutzbehörden von Bund und Ländern, sowie der BND | |
| und der Militärische Abschirmdienst „automatisiert“ auf den Fotoschatz | |
| zugreifen können. Die Bundesregierung begründet das mit einem verbesserten | |
| Geheimschutz. Wenn in der Kommune niemand weiß, dass der Verfassungsschutz | |
| ein Foto für Observations- oder Anwerbebezwecke braucht, dann könne auch | |
| niemand gewarnt werden. | |
| Der Grünen-Abgeordnete Konstantin von Notz befürchtet, dass die | |
| Geheimdienste auf diese Weise große Fotosammlungen von Teilen der | |
| Bevölkerung anlegen, ohne dass jemand davon erfährt. | |
| Auch die immer besser werdenden Möglichkeiten der biometrischen | |
| Gesichtserkennung lassen die Passbilder der Bundesbürger interessant | |
| werden. Bald könnten die Sicherheitsbehörden so herausfinden, wie eine | |
| ihnen unbekannte Person heißt und wo sie wohnt. Oder sie können das (gut | |
| aufgelöste) Passbild einer bekannten gefährlichen Person nutzen, um sie aus | |
| der Menschenmenge etwa eines Bahnhofs herauszufiltern. Im Herbst startet | |
| Innenminister Thomas de Maizière am Bahnhof Berlin-Südkreuz einen solchen | |
| Modellversuch. | |
| Die Zugriffsregelung hat die Bundesregierung in einem „Gesetz zur Förderung | |
| des elektronischen Identitätsnachweises“ versteckt. Dort geht es vor allem | |
| um die automatische Aktivierung eines Chips zur Teilnahme am elektronischen | |
| Rechtsverkehr. | |
| Der Zugriff auf die Lichtbilder hat damit nichts zu tun und sollte zunächst | |
| erst ab 2021 erlaubt werden. Auf Vorschlag des Bundesrats soll dieser | |
| Aufschub nun aber gestrichen werden. | |
| 26 Apr 2017 | |
| ## AUTOREN | |
| Christian Rath | |
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