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# taz.de -- Ausbau der Video-Überwachung: De Maizière testet Gesichtserkennung
> Der Innenminister plant einen Modellversuch zur „intelligenten
> Videoüberwachung“ in Berlin. Er soll noch in diesem Jahr starten.
Bild: Der Berliner Bahnhof Südkreuz. Hier soll der Modellversuch stattfinden
Karlsruhe taz | Am Bahnhof Berlin-Südkreuz will Bundesinnenminister Thomas
de Maizière (CDU) seine Vision von „intelligenter Videoüberwachung“ teste…
Der Bahnhof soll im Rahmen von zwei Modellversuchen zum
„Sicherheitsbahnhof“ ausgebaut werden.
Der erste Versuch soll testen, wie gut Personen in der Menschenmenge des
Bahnhofs erkannt werden. Dazu hinterlegen freiwillige Testpersonen ihr
Passbild. Die Videokameras auf dem Bahnhof gleichen dann die aufgenommenen
Gesichter der Passanten mit den hinterlegten Passbildern ab. De Maizière
lädt verschiedene Firmen ein, im Rahmen des Versuchs ihre Technik zu
präsentieren. Alle im Versuch erhobenen Daten soll wieder gelöscht werden,
verspricht das Innenministerium. Unbeteiligte Passanten sollen aber auch
auf den Versuch hingewiesen werden, damit sie die Kameras umgehen können.
[1][De Maizière hatte nach den islamistischen Anschlägen von Würzburg und
Ansbach im August Antiterrormaßnahmen vorgelegt, zu denen auch die
intelligente Videoüberwachung gehörte.] Wenn ein „gesuchter
Schwerverbrecher“ in den Bahnhof gehe, sollten ihn die Kameras dort
erkennen, sagte der Minister damals. Umgehend wurde eine Projektgruppe
eingerichtet, der neben dem Innenministerium auch das BKA, die
Bundespolizei und die Bahn angehörten.
Dass der Modellversuch am Bahnhof Berlin-Südkreuz durchgeführt wird, war
schon seit geraumer Zeit gemutmaßt worden. Berlin-Südkreuz ist der
drittgrößte Berliner Bahnhof und wird täglich von rund 100.000 Reisenden
frequentiert. Der Versuch soll im 3. Quartal des Jahres beginnen und bis zu
sechs Monate laufen.
## An 50 Bahnhöfen werden Bilder schon live ausgewertet
Bereits 2007 hatte das BKA einen ähnlichen Test im Mainzer Hauptbahnhof
durchgeführt. Man filmte damals die Passanten auf der Rolltreppe, wo sie
mehr oder weniger still standen. Mit optischen Reizen („Eyecatcher“)
sollten die Blicke in Richtung Kamera gelenkt werden. Das Ergebnis war aber
ernüchternd: Die 200 gesuchten Testpersonen konnten zwar bei Tageslicht mit
über 60 Prozent Wahrscheinlichkeit identifiziert werden, in der Dämmerung
sanken die Werte aber auf schwache 10 bis 20 Prozent. De Maizière will nun
wissen, was mit der „aktuellsten Technik“ möglich ist.
In einem zweiten Modellversuch sollen intelligente Videoanalysesysteme
getestet werden. Dabei sollen zum Beispiel stehen gelassene Gegenstände
oder hilflose Personen automatisch erkannt und soll die Polizei alarmiert
werden.
Die Deutsche Bahn hat derzeit an etwa 900 Bahnhöfen rund 6.000 Videokameras
im Einsatz. Damit sollen rund 80 Prozent der Reisenden erfasst werden. An
fünfzig Bahnhöfen werden die Bilder nicht nur aufgezeichnet, sondern auch
live ausgewertet. Die Bundespolizei hat heute schon Zugriff auf die
Kameras. Für Gesichtserkennung sind die derzeitigen Kameras aber wegen
ihrer schlechten Auflösung nicht geeignet.
12 Apr 2017
## LINKS
[1] /Terrorgefahr-in-Deutschland/!5352122
## AUTOREN
Christian Rath
## TAGS
Schwerpunkt Überwachung
Thomas de Maizière
Videoüberwachung
Gesichtserkennung
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Biometrie
Andrea Voßhoff
Datenschutz
Sicherheitspolitik
Terrorismus
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