# taz.de -- Verteilung von Schadstoffen: Senat will Luft verbessern | |
> Senat beschließt Luftreinhalteplan mit geringen Beschränkungen für | |
> Diesel. Fahrverbote und Umweltzonen bleiben tabu. | |
Bild: Der Plan: Möglichst wenig Beschränkungen für Autos | |
HAMBURG taz | Fahrverbote, Umweltzonen oder City-Maut wird es auch | |
weiterhin in Hamburg nicht geben. Lediglich ein paar Hemmnisse für die | |
gröbsten Dieselstinker, ein paar Anregungen für den Hafen und ansonsten die | |
Hoffnung auf emissionsfreie Kraftfahrzeuge in ferner Zukunft sind die | |
Kernpunkte des Luftreinhalteplans, den der grüne Umweltsenator Jens Kerstan | |
am Dienstag vor der Landespressekonferenz im Rathaus präsentierte. | |
„Wir verteilen die Schadstoffe von hochbelasteten Straßen so, dass andere | |
Straßen mehr belastet werden, ohne die Grenzwerte zu erreichen“, erläuterte | |
er die Maxime der Planungen. „Wir ergreifen alle Maßnahmen unterhalb von | |
Fahrverboten“, so Kerstan, denn die hatte Bürgermeister Olaf Scholz bereits | |
im vorigen Jahr ausgeschlossen. | |
Allerdings sollen für PKWs und LKWs, die nicht der Euro 6 Norm entsprechen, | |
Verkehrsbeschränkungen angeordnet werden auf Teilen der besonders stark | |
belasteten Max-Brauer-Allee und der Stresemannstraße in Altona. „Das ist | |
vertretbar, weil für den Durchfahrtverkehr leistungsfähige Alternativrouten | |
existieren“, so Kerstan. | |
Generell werde die Luft in Hamburg von Jahr zu Jahr besser. Bis auf die | |
Grenzwerte für Stickstoffdioxid (NO2) würden alle Grenzwerte eingehalten. | |
NO2 gilt als Auslöser für Atemwegserkrankungen und | |
Herz-Kreislauf-Krankheiten. Für etwa drei Viertel dieser Emissionen ist | |
unstrittig der Autoverkehr verantwortlich. An vier von 16 Luftmessstellen | |
in der Stadt werden die Grenzwerte permanent um bis zu 50 Prozent | |
überschritten: Stresemannstraße, Max-Brauer-Allee, Kieler Straße und | |
Habichtstraße. | |
„Neu war auch für uns die Erkenntnis, dass die Hintergrundbelastung aus dem | |
Hafen an einigen Straßen am Nordufer der Elbe ein erhebliches Problem für | |
die Luftqualität ist“, betonte Kerstan. Betroffen seien die Palmaille, die | |
Große Elbstraße oder Neumühlen. Dort verursachten Emissionen aus dem Hafen | |
rund 80 Prozent der NO2-Belastung. Deshalb sei am Burchardkai der HHLA der | |
Einsatz von Flüssiggas geplant, damit Containerfrachter während der | |
Liegezeit ihre Diesel-Motoren abschalten können. An den Terminals | |
Altenwerder und Eurogate soll es eine zusätzliche Landstromanlage geben. | |
Nach Berechnungen der Umweltbehörde werde die Zahl der von schlechter | |
Atemluft betroffenen Menschen von rund 41.500 im Jahr 2014 bis 2020 auf nur | |
noch rund 1.300 Personen sinken. | |
„Als erste Großstadt legen wir einen Plan vor, der alle Maßnahmen auf ihre | |
Wirksamkeit hin berechnet“, sagte Kerstan. Und deutete zugleich an, dass er | |
selbst daran nicht so recht glauben mag: „Das ist vielleicht nicht das | |
Allercleverste, was man machen kann, aber das, was wir machen können.“ Und | |
sollte das nicht reichen, müssten eben „die EU oder Gerichte uns sagen, was | |
wir sonst noch tun sollen“. | |
2 May 2017 | |
## AUTOREN | |
Sven-Michael Veit | |
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