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# taz.de -- Schulz soll SPD-Kandidat werden: Lob von den Jusos
> Den Wechsel der Kanzlerkandidaten in der SPD finden die Jusos gut. Die
> Union hält sich zurück – bis auf Jens Spahn, der diesen als „Sturzgebur…
> bezeichnet.
Bild: Interner Positionswechsel: Martin Schulz und Sigmar Gabriel
BERLIN/Baden-Baden dpa/afp | Dass der frühere EU-Parlamentschef Martin
Schulz [1][SPD-Kanzlerkandidat werden soll], ist auf ein geteiltes Echo
gestoßen. Die Nachricht wurde in den eigenen Reihen positiv aufgenommen.
„Glückwunsch Martin Schulz! Unsere Unterstützung hast Du“, sagte Hannelore
Kraft, NRW-Ministerpräsidentin und stellvertretende SPD-Vorsitzende. Dabei
war Kraft, die Mitte Mai eine Landtagswahl zu bestehen hat, lange Zeit für
Gabriel gewesen.
Juso-Chefin Johanna Uekermann lobte Schulz in dem Sender SWR-info als „der
richtige Kandidat in der jetzigen Zeit“. „Er ist jemand, der immer sehr
klar dem Rechtspopulismus in ganz Europa eine Absage erteilt hat, und er
ist ein engagierter Wahlkämpfer. Der kann auf jeden Fall Merkel schlagen.“
Sie sei überzeugt davon, dass Schulz im Wahlkampf die Themen der jüngeren
Generation aufgreifen werde, sagte Uekermann: „Wir haben ihn erlebt im
Europawahlkampf und wir haben dort auch gesehen, dass er die Themen auf dem
Schirm hat, die junge Leute umtreiben.“ Das sei in Europa die
Jugendarbeitslosigkeit und das sei in Deutschland bessere Bezahlung für
Auszubildende, bezahlbarer Wohnraum. „Ich denke, er wird auch auf diese
Themen setzen. Wir werden das auf jeden Fall von ihm einfordern.“
Die Union hielt sich zunächst zurück. Kanzlerin Angela Merkel sagte gar
nichts, CSU-Chef Horst Seehofer warnte die eigenen Leute, dass es jetzt
nicht einfacher geworden sei: „Eigentore dürfen keine passieren, jetzt noch
weniger.“ CDU-Präsidiumsmitglied Jens Spahn bezeichnete bei SWR-Info den
Wechsel in der SPD als „Sturzgeburt“. Ein Anlass zum Strategiewechsel bei
der Union gebe es deswegen aber nicht.
Grüne, Linke und die FDP reagierten verhalten, die AfD negativ. Die
AfD-Vorsitzende Frauke Petry bezeichnete Schulz auf Twitter als „Symbol für
EU-Bürokratie und ein tief gespaltenes Europa“.
## Kämpferisch gegen Populisten
Schulz gab sich kämpferisch. „Dieses Land braucht in diesen schwierigen
Zeiten eine neue Führung“, sagte er am Dienstagabend bei einer gemeinsamen
Pressekonferenz mit Gabriel. „Die SPD hat den Führungsanspruch in diesem
Land.“ Allerdings liegen die Sozialdemokraten in Umfragen weit abgeschlagen
hinter der Union von Kanzlerin Angela Merkel (CDU).
Schulz kündigte eine harte Auseinandersetzung mit Populisten und
Extremisten an: „Ich sage in dieser auseinander driftenden Gesellschaft
allen Populisten und den extremistischen Feinden unserer Demokratie und
unserer pluralen Werteordnung hier entschieden den Kampf an.“ Er fügte
hinzu: „Mit mir wird es kein Bashing gegen Europa geben. Mit mir wird es
keine Hatz gegen Minderheiten geben.“ Schulz war seit 1994 im
Europaparlament und zuletzt dessen Präsident. Bundesfamilienministerin und
SPD-Vizechefin Manuela Schwesig sagte der Rheinischen Post: „Mit ihm haben
wir die Möglichkeit, einen engagierten, lebendigen Wahlkampf zu führen.
Einen Wahlkampf für Gerechtigkeit“.
Die AfD-Vorsitzende Frauke Petry bezeichnete Schulz auf Twitter hingegen
als „Symbol für EU-Bürokratie und ein tief gespaltenes Europa„. FDP-Chef
Christian Lindner äußerte Kritik am Rückzug Gabriels, der viele unerledigte
„Baustellen“ hinterlasse. Die Fraktionsvorsitzende der Linken, Sahra
Wagenknecht, betonte, ihre Partei werde Schulz an seinen Taten messen. Die
Grünen zeigten sich vorsichtig positiv.
Nachdem Gabriel Schulz in der SPD-Fraktionssitzung vorgeschlagen hatte,
nominierte das SPD-Präsidium den 61-Jährigen einstimmig als Herausforderer
von Merkel und künftigen Vorsitzenden. „Es kann sein, dass ich die besten
Chancen habe, für die SPD die Bundestagswahl zu gewinnen. Und das ist genau
der Grund, warum ich diese Aufgabe übernehme“, sagte Schulz.
## Gabriel als Außenminister
Auch Gabriel erklärte, er habe Schulz den Vortritt gelassen, „weil er die
besseren Chancen hat. Das liegt auf der Hand“. Schulz erhält seit Wochen in
den Umfragen wesentlich bessere Werte als Gabriel. „Er ist jemand, der
Brücken bauen kann, der Menschen zusammenführt.“ Dass er und Schulz
befreundet seien, sei wichtig, aber nicht ausschlaggebend gewesen, sagte
Gabriel und bezeichnete Schulz als „großen Sozialdemokraten“.
Der 57-jährige Gabriel will nun Außenminister werden und Vizekanzler
bleiben. Die frühere Justizministerin Brigitte Zypries (63) soll seine
Nachfolgerin an der Spitze des Wirtschaftsressorts werden. Schulz soll
wahrscheinlich im März auf einem vorgezogenen Parteitag zum SPD-Chef
gewählt werden und dann Kanzlerin Merkel bei der Bundestagswahl am 24.
September herausfordern. Gabriel war dann siebeneinhalb Jahre
SPD-Vorsitzender.
Das Kabinett wird voraussichtlich noch in dieser Woche umgebildet. Schon am
Freitag könnten Gabriel und Zypries vereidigt werden. Der bisherige
Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) tritt am 12. Februar bei der
Bundespräsidentenwahl als Kandidat der großen Koalition an – an seiner Wahl
gibt es keinen Zweifel.
25 Jan 2017
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