| # taz.de -- Zurückgetretene SPD-Vorsitzende: Und weg isser | |
| > Die SPD lebt Kontinuität: Ihre Vorsitzenden sind immer Männer, einen | |
| > Rücktritt gibt es häufig. Ein Rückblick. | |
| Bild: Was haben diese drei Männer gemeinsam? | |
| Berlin taz | Der Rücktritt Sigmar Gabriels ist für die SPD nicht gerade der | |
| erste eines Parteichefs. Im Gegenteil, in diesem Amt hat die Partei einen | |
| recht hohen Verschleiß an Männern – ausschließlich an Männern. | |
| Anfang der 90er-Jahre sollte Björn Engholm die Sozialdemokraten zurück an | |
| die Macht führen. Von 1991 bis 1993 war er SPD-Chef und sollte | |
| Bundeskanzler werden. Dann holte ihn die Barschel-Affäre ein, die 1987 die | |
| Bundesrepublik erschüttert hatte: Engholm gab zu, viel früher als angegeben | |
| von Bespitzelungen durch einen Medienberater gewusst zu haben. Die Affäre | |
| hatte zum Rücktritt des damaligen schleswig-holsteinischen | |
| Ministerpräsidenten Uwe Barschel geführt, der sich 1987 in einem Genfer | |
| Hotelzimmer das Leben nahm. | |
| Am 11. März 1999 staunte die Republik: Oskar Lafontaine trat urplötzlich | |
| von seinen Ämtern als SPD-Vorsitzender und Bundesfinanzminister zurück, | |
| auch sein Bundestagsmandat gab er auf. Die Dissonanzen mit Gerhard | |
| Schröder, dem wirtschaftsfreundlichen Bundeskanzler, waren einfach zu groß | |
| geworden. Schon Wochen vor seinem Rücktritt sei ihm deshalb klar gewesen, | |
| dass es „eine Lösung nur geben konnte, wenn einer von uns beiden seine | |
| Ämter aufgab“, schreibt Lafontaine in seinen Memoiren. „Das konnte nach | |
| Lage der Dinge nur ich sein.“ | |
| Nachdem Gerhard Schröder selbst kontinuierlich Popularitätsverluste hatte | |
| hinnehmen müssen, die Beobachter insbesondere auf die Agenda 2010 | |
| zurückführten, gab auch er im Februar 2004 bekannt, den Parteivorsitz | |
| abzugeben. Auf einer Pressekonferenz rechtfertigte er seine Entscheidung | |
| damit, sich „noch intensiver um Regierungsangelegenheiten kümmern“ zu | |
| müssen. Sein Rückzug schwächte die Partei weiter. | |
| ## Kampfabstimmung und Homestory | |
| Nur kurz nachdem der heutige Kandidat der SPD für das Amt des | |
| Bundespräsidenten, Frank-Walter Steinmeier, als Spitzenkandidat für die | |
| Bundestagswahl 2009 bekanntgegeben worden war, warf 2008 Kurt Beck hin. Er | |
| habe gemeinsam mit Steinmeier für einen Erfolg bei der Bundestagswahl 2009 | |
| sorgen wollen, erläuterte er in einer Pressemitteilung. Dieser Plan sei von | |
| den Medien durchkreuzt worden: Wegen „gezielter Falschinformationen“ zur | |
| Kandidatur Steinmeiers sehe er sich nicht in der Lage, das Amt weiter mit | |
| der notwendigen Autorität auszuüben. | |
| Matthias Platzeck und Franz Müntefering hingegen zogen sich unauffälliger | |
| vom Parteivorsitz zurück: Sowohl der Brandenburger als auch der | |
| Bundesminister trat nicht mehr an. Rudolf Scharping hingegen verlor den | |
| Parteivorsitz 1995 in einer Kampfabstimmung gegen Oskar Lafontaine. | |
| Rudolf Scharping brachte es noch zum Verteidigungsminister – mit ähnlich | |
| geringem Erfolg. Seine Foto-Homestory in der Bunten brachte den Pool zum | |
| Überlaufen: Schröder entließ Scharping. | |
| 25 Jan 2017 | |
| ## AUTOREN | |
| Patricia Hecht | |
| Jana Anzlinger | |
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