| # taz.de -- Abwassergebühren in Bremen: Abwasser soll teurer werden | |
| > Die Wassergebühren in Bremen sollen steigen – aber nicht zugunsten des | |
| > Versorgers Hansewasser, sondern für die kommunale Verwaltung des | |
| > Umwelt-Betriebes Bremen. | |
| Bild: Kostet überall Geld – allerdings unterschiedlich viel: Abwasser. | |
| BREMEN taz | Die Abwassergebühren in Bremen sollen steigen, vielleicht | |
| sogar schon zum ersten Januar. Beim Umweltbetrieb Bremen (UBB) wird noch | |
| eifrig gerechnet, am kommenden Dienstag ist Betriebsausschuss-Sitzung. | |
| Danach müssen Senat und Bürgerschaft das aber noch beschließen – die | |
| Umweltpolitiker des Parlaments wissen davon noch nichts. | |
| „Eine Gebührenüberdeckung ist bis Ende 2016 aufgebraucht, sodass eine | |
| Gebührenerhöhung in 2017 notwendig wird“, heißt es in einer vertraulichen | |
| Vorlage des Betriebsausschusses des UBB unter der Überschrift „Erfolgsplan | |
| Stadtentwässerung“. | |
| Die Gebührensteigerung soll in den Haushalt des kommunalen Umweltbetriebes | |
| fließen. Die private Hansewasser GmbH, die die Trink- und | |
| Abwasserversorgung Bremens im Auftrag des UBB und damit der Stadt operativ | |
| durchführt, bekommt davon nichts – das Geld soll in den Bereich des UBB | |
| fließen, der die Gebühren verwaltet und die 25,1 Prozent-Beteiligung der | |
| Stadtgemeinde an der Hansewasser GmbH hält. | |
| An den UBB hatte der Linken-Politiker Klaus-Rainer Rupp gar nicht gedacht, | |
| als er jüngst eine Reduzierung der Abwassergebühren um zehn Prozent | |
| forderte. Er hatte lediglich die Gewinne von Hansewasser im Auge; die | |
| betrugen in der Bilanz 2015 vor Steuern fast 20 Millionen Euro. Zuviel, | |
| findet Rupp. Eine Gebührenüberprüfung soll es aber bis zum Ende der | |
| Laufzeit, also bis 2028, nicht mehr geben, das ist per Vertrag mit Bremen | |
| so vereinbart worden. | |
| Hansewasser sieht die Gewinnausschüttung als gerechtfertigt an, da die | |
| privaten Gesellschafter, die Bremer SWB und die Gelsenkirchener | |
| Gelsenwasser AG 1999 einen Kaufpreis von 362 Millionen Euro an die Bremer | |
| Staatskasse überwiesen haben. Diese Summe wird aus der Perspektive der | |
| Gesellschafter also durch die Gebühren bis zum Jahre 2018 refinanziert, für | |
| 2015 waren es jeweils sechs Millionen Euro Gewinnausschüttung pro | |
| Gesellschafter. Die Stadt Bremen bekommt von Hansewasser Steuern, aber für | |
| ihre 25 Prozent keine Gewinnausschüttung. | |
| Bei Hansewasser ist man über den Vorstoß von Rupp beunruhigt und verweist | |
| darauf, dass die Wasserversorgung in Bremen nun seit Jahrzehnten praktisch | |
| ohne Preiserhöhungen auskomme und dank der privaten Struktur des | |
| Unternehmens modern und kundenfreundlich organisiert sei. Anders als der | |
| Müllentsorger Nehlsen zahlt Hansewasser auch Tariflöhne. Aber bundesweit | |
| gibt es Debatten über die Rekommunalisierung der Wasserversorgung, und das | |
| könnte in Bremen für das Jahr 2028 auch anstehen. | |
| In Rostock zum Beispiel soll die Wasserversorgung im Juli 2018 wieder in | |
| kommunale Hand kommen, die Stadtväter versprechen dort eine Preissenkung | |
| von zehn Prozent. | |
| Um das zu verhindern, hat die Firma Eurawasser, die zu der Remondis-Gruppe | |
| gehört, dem Oberbürgermeister von Rostock ein streng vertrauliches Angebot | |
| gemacht: Wenn Rostock auf die Rekommunalisierung verzichte und Eurawasser | |
| weiter an der Wasserversorgung beteilige, dann würde Eurawasser jedes Jahr | |
| 12 Millionen Euro an die Stadtkasse überweisen. Plus versprochener | |
| Preissenkung. | |
| Das Modell sorgt in Rostock für Aufregung, nicht nur weil es eine direkte | |
| Finanzierung des Staatshaushaltes aus Wasser-Gebühren bedeuten würde, | |
| sondern auch weil es zeigt, welchen Gewinn-Spielraum Remondis-Eurawasser | |
| sieht – und seit 25 Jahren einfahren konnte. | |
| Die Wassergebühren in Rostock liegen derzeit über den Bremer Preisen, aber | |
| weniger als zehn Prozent darüber. Ein direkter Preisvergleich ist | |
| allerdings schwierig wegen unterschiedlicher Kosten insbesondere des teuren | |
| Kanalsystems. | |
| In der Tabelle des Städtevergleichs liegt Ingolstadt vorn – dort zahlen die | |
| Bürger an ihren kommunalen Wasser-Betrieb glatt halb soviel wie in Bremen. | |
| In Potsdam sind die Wasserpreise am höchsten – eine Folge, so sagt man | |
| dort, der katastrophalen Privatisierungsverträge mit Eurawasser-Remondis, | |
| die inzwischen aufgekündigt sind. | |
| Von einer Rekommunalisierung hält man in Kreisen der rot-grünen Bremer | |
| Koalition allerdings nichts – am Beispiel der Entscheidung über die | |
| Müllentsorgung ist das im Sommer ja bereits deutlich geworden. | |
| 13 Nov 2016 | |
| ## AUTOREN | |
| Klaus Wolschner | |
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