# taz.de -- Befristetes Baden: Eröffnet, um zu schließen | |
> Unibad öffnet am 8. August wieder für Badegäste, das endgültige Aus aber | |
> bleibt besiegelt. Dafür sollen Horner Bad und Westbad bis Ende 2019 neu | |
> entstehen | |
Bild: Den Schul- und Schwimmsport fest im Blick – hat das Bremer Badekonzept. | |
BREMEN taz | Tolle Hitze, volle Bäder. Und für den 8. August kündigt das | |
Sportbad der Universität (erbaut 1978) die Wiederöffnung mit längeren | |
Öffnungszeiten an – nach einjähriger Schließung. Aber das endgültige Aus | |
bleibt besiegelt. | |
„Es hat sich nichts an den Grundlagen des Bäderkonzeptes von 2014 | |
geändert“, bestätigt David Lukaßen, stellvertretender Pressesprecher der | |
Sportsenatorin. Man habe lediglich 1,1 Millionen Euro in die Ertüchtigung | |
der Lüftungsanlage investiert. In ihr waren Mineralfasern und Schimmelpilze | |
nachgewiesen worden. Die dürfen laut Hygiene-Verordnungen nicht in die | |
Raumluft der Badegäste gepustet werden. „Jetzt ist alles gereinigt und | |
repariert“, so Lukaßen, „aber eine Grundsanierung hat nicht stattgefunden.… | |
Der für das Bäderkonzept verantwortliche einstige Sportsenator Ulrich | |
Mäurer hatte davon gesprochen, dass 18 Millionen Euro für den Erhalt des | |
Unibades ausgegeben werden müssten. Der Verdacht der Kritiker, dass die am | |
Gutachten beteiligten Baufirmen eine besonders aufwändige Sanierung | |
veranschlagt haben und die Sanierungskosten um ein Drittel zu senken seien, | |
hätten sich als falsch erwiesen, so Lukaßen. Deswegen bleibe das Unibad nur | |
noch solange geöffnet, wie es die Bremer Bäder GmbH mit einem jährlichen | |
Betriebskostenzuschuss von 440.000 Euro betreiben könne. Das sei drei, | |
fünf, eventuell sogar noch acht Jahre möglich. | |
Das Gebäude gehört der Uni. „Da bei uns der Studiengang Sport ausgelaufen | |
ist, brauchen wir das Unibad nicht mehr“, sagt Pressesprecher Eberhard | |
Scholz. „Allerdings ist es für unseren Hochschulsport sehr wichtig.“ Aber | |
Gelder zum Investieren habe man nicht. Deswegen wolle das Uni-Baudezernat | |
bis Ende des Jahres Nachnutzungsmöglichkeiten vorstellen. Ein Abriss sei | |
nicht geplant, so Scholz: „Denn die Bausubstanz ist so marode nicht.“ | |
Fest steht derweil der Plan zum Bau der Alternativbades. Das | |
Bürgerbeteiligungsverfahren für einen Neubau mit zehn 50-Meter-Bahnen auf | |
dem Gelände des Horner Bades sei abgeschlossen, so der Behördensprecher. Im | |
September würde präsentiert, welche Ideen ins Konzept eingearbeitet werden. | |
„Das Hallenbad war von Bürgerbeteiligung aber ausgenommen“, konkretisiert | |
Planer und Moderator Jürgen Brodbeck. „Da gibt es ja nichts | |
mitzuentscheiden, es ist ja alles entschieden.“ Es ging nur darum, wie | |
Halle und Freibad verbunden und Außenbereiche gestaltet werden. | |
Drei Millionen Euro (inklusive Sanierung) stünden dafür zur Verfügung. | |
Ebenfalls nicht zur Diskussion stand, dass die Wasserfläche des maroden | |
Freibades (eröffnet 1960) um die Hälfte verkleinert wird. Trotzdem: Die | |
Widerstandsbewegung dagegen hat möglicherweise schon aufgegeben. | |
„Jedenfalls haben wir von denen sehr lange nichts mehr gehört“, so die | |
stellvertretende Horn-Leher Ortsamtsleiterin Maren Gagelmann. | |
„Ohne Schnickschnack“ werde nach dem „Simply swimming“-Badmodell des | |
niederländischen Schwimmverbandes in Horn vorgegangen, heißt es. Ein | |
„Billigneubau“, wie Kritiker sagen? Jedenfalls wird er angekündigt als rein | |
funktionale Sportstätte für Schul- und Vereinsschwimmen, konzipiert als | |
Modulsystem, das „beinhaltet keine Spaßfaktoren, verzichtet auf | |
Komfortzonen“. Unibad-Nutzer werden Gymnastikraum, Sauna, Sprungturm, | |
Tribünen, Lehr-/Kinderbecken vermissen. Lukaßen: Anfang 2017 sei mit der | |
Baugenehmigung, Mitte 2017 mit dem ersten Spatenstich zu rechnen, die | |
Baumaßnahmen könnten gut ein Jahr dauern. | |
Dritter Eckpunkt des Bäderkonzeptes, dessen Kosten in 2014 auf 33 Millionen | |
geschätzt wurden, ist der Ersatzneubau des Waller Bades – der nicht mehr | |
bringt als den Erhalt des Bestandes. Hierzu würden die Planungen im | |
nächsten Jahr beginnen, so Lukaßen, so dass vielleicht Ende 2019 neu | |
eröffnet werden könnte. | |
Wobei das Westbad (eröffnet 1975) schon seit 25. Juni wegen akuten | |
Sanierungsbedarfs außer Betrieb ist. Die Wiedereröffnung laut der Bremer | |
Bäder: offen. Dasselbe gilt seit 14. Juli auch für den geschlossenen | |
Hallenbereich des Freizeitbades Vegesack (eröffnet 1963). Das sind die | |
Folgen eines Renovierungsstaus bei diesen 1960er- und 1970er-Jahre-Bauten. | |
26 Jul 2016 | |
## AUTOREN | |
Jens Fischer | |
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