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# taz.de -- Bremens Unibad vor dem Aus: Anja, der Kampf geht weiter!
> Im November muss das Bäderkonzept noch durch den Haushalts- und
> Finanzausschuss – danach sind die Tage des Unibads gezählt. Eine
> Bürgerinitiative kämpft.
Bild: Hier, im Unibad, sind nicht nur die Startblöcke marode
Bremen taz | Zwei Tage, nachdem auch die Deputation für Sport das
Bäderkonzept des Senats abgesegnet hat, macht die Initiative „Rettet das
Unibad“ noch einmal mobil und kündigt für die kommende Woche eine
Online-Protest-Plattform auf ihrer Website an. „Alle unsere Argumente sind
in Politik und Bürgerschaft auf taube Ohren gestoßen“, sagte Stefan Quass
von der Initiative.
Das jetzt beschlossene Konzept sieht Investitionen von insgesamt 39
Millionen Euro vor. Davon sollen die Neubauten im Horner Bad und im Waller
Westbad bezahlt werden. Wenn alles glattgeht, sollen die Bauarbeiten in
Horn nach den Sommerferien 2018 beginnen. Insbesondere der Umbau des Horner
Bades ist dabei umstritten: Die ursprünglich geplante „Simply
Swimming“-Variante nach niederländischem Vorbild kann aufgrund des
deutschen Baurechts nicht umgesetzt werden.
Da außerdem ein adäquater Ersatz für die im Unibad vorhandenen
50-Meter-Bahnen und Zuschauertribünen für Wettkämpfe geschaffen werden
muss, wird in Horn nun ein Kombibad gebaut: Die Freibadfläche wird um die
Hälfte verringert, ebenso die Lieferfläche im Freien. Dafür wird eine Halle
mit zehn 50-Meter-Bahnen und ausreichend Plätzen für Zuschauer gebaut. Die
Kosten für den Umbau steigen damit auf 25,3 Millionen Euro – „eine
erhebliche Kostenexplosion seit dem ursprünglichen Konzept von 2014“, in
dem noch von gut 14 Millionen Euro die Rede gewesen sei, sagt Quass.
## Zweifelhafte Rechnung
Doch nicht nur die Einwände der Initiative, die das Unibad sanieren und das
Horner Bad erhalten will, stießen in der Regierungskoalition auf wenig
Resonanz. Ein von der CDU-Fraktion eingebrachter Antrag, die verschiedenen
Kostenmodelle einander gegenüberzustellen, wurde Dienstag in der Deputation
abgelehnt und die darin enthaltenen konkreten Fragen nicht beantwortet.
„Ich habe in der letzten Bürgerschaftsdebatte zu dem Thema gesagt, dass ich
den Eindruck habe, dass die Kosten für die Sanierung des Unibades bewusst
hochgerechnet und die Kosten für den Neubau in Horn bewusst zu niedrig
angesetzt wurden, weil man sich unbedingt vom Unibad trennen wollte, warum
auch immer“, sagt der sportpolitische Sprecher der CDU-Fraktion Marco
Lübke. „Was die Kostensteigerungen angeht, glaube ich, dass das Ende der
Fahnenstange noch lange nicht erreicht ist, die Kosten ufern aus.“
Das sieht die Initiative ganz genau so. Aber: Die Argumente der Initiative
„haben weder die Ressorts noch die Mehrheit der zuständigen Fachpolitiker
überzeugt und auch nicht die Mehrheit in den Fraktionen gefunden“, sagt
Sportsenatorin Anja Stahmann (Grüne). Die Neubauten seien energetisch
deutlich günstiger, die Kosten und die erwarteten Betriebsjahre nach den
Baumaßnahmen sicherer zu kalkulieren. Betrachte man nicht nur den
Kostenaspekt, sondern auch die Qualität der Bäderlandschaft, müsse man
feststellen: „Das kombinierte Hallen- und Freibad in Horn wird dazu führen,
dass ein zusätzliches Freibad in der Vor- und der Nachsaison flexibler
nutzbar ist. Diesen Vorteil will ich nicht aufs Spiel setzen.“
## Bürgerinitiative spektisch
Das Argument mit den niedrigeren Betriebskosten überzeugt wiederum die
Mitglieder der Initiative nicht: „Es gibt keine Aufstellung, in der die
Betriebskosten für das Unibad dezidiert ausgewiesen sind und auch keine für
das geplante Kombibad“, sagt Beke Wehrt von der BI.
Doch auch außerhalb des Beckenrands gibt es Gründe für den Erhalt des
Unibads: „Gerade um die Uni herum werden immer mehr Baugebiete
ausgewiesen“, sagt Architekt Eberhard Dengler. „Selbst wenn die Uni das Bad
und den Sportturm nicht mehr braucht, weil der Sportstudiengang eingestellt
wurde, gibt es doch Bedarf für ein Sportzentrum im Stadtteil.“
Bürgermeister Carsten Sieling spreche immer von Bremen als einer
„wachsenden Stadt“, so Dengler weiter, dann müsse die Stadt dem auch
Rechnung tragen. „Stattdessen wird hier Potenzial zerstört.“
Tatsächlich stehen die Chancen schlecht, jetzt noch etwas an dem
Bäderkonzept zu verändern: Die Debatte laufe seit vier Jahren, heißt es im
Sportressort, das Konzept müsse nun dringend zeitnah umgesetzt werden.
Sowohl das Unibad als auch das Waller Westbad sind marode, es ist absehbar,
dass sie irgendwann ganz ausfallen. Ein erneutes Aufleben der Debatte
wünscht sich im Ressort zumindest niemand: Damit würde das gesamte
Bäderkonzept zur Disposition gestellt.
Gerade das wünscht sich die Initiative „Rettet das Unibad“: „Der Senat
befindet sich auf einem teuren und schädlichen Irrweg“, sagt Stefan Quass.
Und: Aufgeben werden sie noch lange nicht.
20 Oct 2017
## AUTOREN
Karolina Meyer-Schilf
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