# taz.de -- Flüchtlingslager Idomeni: Auflösung kommt nur langsam voran | |
> Erst 600 der 12.000 Geflüchteten haben Idomeni in vom griechischen Staat | |
> gestellten Bussen verlassen. Derweil kommen immer weniger Boote über das | |
> Ägäische Meer. | |
Bild: Die Lage in Idomeni bleibt weiter kritisch. Hilfsgüter sind knapp. | |
ATHEN/IDOMENI dpa | Der Versuch des griechischen Staates, das Lager von | |
Idomeni an der Grenze zu Mazedonien aufzulösen, kommt nur langsam voran. | |
Athen versucht, die Flüchtlinge dazu zu bringen, sich auf Kosten des | |
Staates in organisierte Lager im Landesinneren bringen zu lassen. Am | |
Freitag wurden dazu etwa 20 Busse nach Idomeni geschickt. Bis Samstagmorgen | |
hatten nach Schätzungen des staatlichen Fernsehens (ERT) aber erst 600 der | |
rund 12 000 Migranten das Lager verlassen. | |
Die Regierung in Athen setzt auf Freiwilligkeit. „Gewalt wird nicht | |
angewendet“, hieß es wiederholt seitens des Flüchtlingkrisenstabes in | |
Athen. | |
Ein aus Syrien stammender Flüchtling, der mit seiner Familie das Lager per | |
Bus verließ, sagte im Fernsehen, in Idomeni erwarte die Menschen „der | |
langsame Tod im Schlamm“. Die griechischen Behörden hoffen, in den | |
kommenden Tagen etwa 1000 bis 1500 Migranten aus Idomeni ins Landesinnere | |
bringen zu können. In dem Lager gibt es aber noch viele Flüchtlinge, die | |
sich weigern, Idomeni zu verlassen. „Wenn wir von hier weggehen, wird man | |
uns vergessen und was dann“, sagte ein Migrant im griechischen Fernsehen. | |
## Binnen 24 Stunden nur 78 Menschen | |
Derweil nimmt die Zahl der Menschen, die über den Seeweg aus der Türkei | |
nach Griechenland gelangen, weiter deutlich ab. Binnen 24 Stunden hätten | |
nur 78 Menschen von der türkischen Küste aus zu den griechischen | |
Ostägäis-Inseln übergesetzt, teilte der griechische Flüchtlingskrisenstab | |
am Samstag mit. In der 24 Stunden davor seien 161 Menschen angekommen. Der | |
Krisenstab schätzte die Gesamtzahl der Migranten in Griechenland auf | |
inzwischen gut 50 200. | |
Nach dem EU-Türkei-Flüchtlingspakt soll vom 4. April an die Rückführung von | |
Migranten in die Türkei beginnen. Die Übereinkunft sieht vor, dass alle | |
Flüchtlinge, die nach dem 20. März illegal von der Türkei nach Griechenland | |
übergesetzt sind, dann zwangsweise zurückgebracht werden können. Vorher | |
haben die Migranten jedoch das Recht auf eine Einzelfallprüfung in | |
Griechenland. | |
Nach Informationen aus Regierungskreisen in Athen werden in den kommenden | |
Tagen dringend benötigte Asylexperten, Übersetzer und Sicherheitsleute aus | |
der EU erwartet. Bis Samstag waren jedoch erst sehr wenige der rund 2300 | |
versprochenen EU-Helfer in Griechenland eingetroffen. | |
## 4000 Flüchtende im Hafen von Piräus | |
Auf der Insel Lesbos, wo die meisten Migranten aus der Türkei ankommen, | |
befinden sich inzwischen 17 Asylexperten aus den Niederlanden, wie das | |
staatliche Fernsehen ERT am Samstag berichtete. Allein auf Lesbos müssen | |
nach Angaben des Krisenstabes mehr als 2600 Fälle bearbeitet werden, auf | |
der Insel Chios warten rund 1300 Menschen. | |
„Die Zeit drängt. Wie will man bis zum 4. April Hunderte, wenn nicht | |
Tausende Asylanträge bearbeiten“, fragte ein Offizier der Küstenwache aus | |
der Insel Chios am Samstag. | |
In Piräus haben sich mittlerweile rund 4000 Migranten versammelt, die von | |
den Inseln gekommen sind und immer noch hoffen, nach Zentraleuropa | |
ausreisen zu dürfen. Entlang der Kaimauer und in Lagerräumen haben | |
Migranten Zelte aufgeschlagen, wie das Fernsehn zeigte. „Wir haben viele | |
Menschen, die vor allem unter Atemwegsbeschwerden leiden“, sagte eine | |
Sprecherin der Organisation Ärzte ohne Grenzen im griechischen Fernsehen. | |
Der Sprecher des Krisenstabes, Giorgos Kyritsis, sagte am Freitag im | |
griechischen Fernsehen, Athen werde in den kommenden 20 Tagen 30 000 neue | |
Plätze für Migranten in Aufnahmelagern bereitstellen. | |
26 Mar 2016 | |
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