# taz.de -- Abgastest der Regierung: Opel und Smart überm Grenzwert | |
> Lange hielt die Regierung ihre Abgastests geheim. Jetzt sind erste | |
> Ergebnisse bekannt: Selbst im Labor stoßen einige Fahrzeuge zu viel | |
> Stickoxid aus. | |
Bild: Sieht schlecht aus für Opel | |
BERLIN taz | Fahrzeuge von Opel und Mercedes haben bei offiziellen | |
Messungen des Kraftfahrbundesamtes (KBA) den Laborwert für Stickoxide | |
überschritten. Das geht aus einer Liste der Behörde hervor, deren | |
Veröffentlichung die Umweltorganisation Greenpeace mit einer Anfrage nach | |
dem Umweltinformationsgesetz erzwungen hat. | |
Als Reaktion auf den VW-Skandal hatte das Bundesverkehrsministerium | |
Nachprüfungen durch das KBA bei 53 Fahrzeugmodellen angeordnet. Doch obwohl | |
die Ergebnisse seit Monaten vorliegen, hatten sich die Behörde und das | |
Ministerium bisher geweigert, sie zu veröffentlichen. | |
Die nun veröffentlichte Liste zeigt, eine Überschreitung der | |
Stickoxid-Grenzwerte bei einem Smart Fortwo 0,8l und beim Opel Astra 2,0l. | |
Veröffentlicht wurden bisher nur die Werte aus dem Prüflabor. Die auf der | |
Straße gemessenen Werte, die oft deutlich höher sind, hat Greenpeace noch | |
nicht erhalten. | |
Bei Volkswagen lagen die Werte auf der Straße um ein Vielfaches über den | |
Laborwerten, weil eine illegale Abschalteinrichtung den Prüfzyklus im Labor | |
erkannte und die Abgasreinigung nur bei solchen Tests vollständig | |
vorgenommen wurde. Auch bei anderen Herstellern waren später auf der Straße | |
oder bei veränderten Bedingungen im Labor deutlich höhere Werte gemessen | |
worden als beim offiziellen Prüfzyklus. | |
Greenpeace-Verkehrsexperte Tobias Riedl sieht aufgrund der Ergebnisse | |
sofortigen Handlungsbedarf. „Die staatliche Zulassungsstelle belegt, dass | |
mindestens zwei Autos nicht den offiziellen Abgastest bestehen, und der | |
zuständige Minister unternimmt nichts“, erklärte er. CSU-Verkehrsminister | |
Alexander Dobrindt müsse „die betroffenen Fahrzeuge sofort zurückrufen und | |
ihre Zulassung überprüfen“, so Riedl. | |
Das Ministerium sagte dazu gegenüber der Nachrichtenagentur dpa, die Tests | |
seien noch nicht abgeschlossen. Wann mit einer Veröffentlichung der | |
kompletten Ergebnisse zu rechnen sei, teilt das Ministerium weiterhin nicht | |
mit. Die betroffenen Unternehmen kommentierten die Ergebnisse gegenüber dpa | |
nicht. | |
Das Kraftfahrtbundesamt erklärte auf taz-Anfrage, die an Greenpeace | |
übermittelten Werte seien lediglich „Eingangsmessungen“. Damit sei vor | |
Beginn der eigentlichen Tests überprüft worden, „ob die Fahrzeuge technisch | |
in einwandfreiem Zustand sind“, sagte Sprecher Stephan Immen. | |
Diese Aussage steht allerdings im Widerspruch zum Anschreiben an | |
Greenpeace: Darin erklärt das Kraftfahrbundesamt, man übermittle | |
wunschgemäß „die für das jeweilige Fahrzeug im NEFZ ermittelten | |
NOx-Emissionen“. NOx steht für Stickoxide, der NEFZ ist der „neue | |
europäische Fahrzyklus“, mit dem die Emissionen bei offiziellen Tests im | |
Prüflabor ermittelt werden. | |
Die nachträglichen Aussagen der Behörde stoßen beim Greenpeace-Experte | |
Riedl darum auf scharfe Kritik. „Statt die notwendigen Konsequenzen zu | |
ziehen, versucht das Kraffahrtbundesamt nun, die eigenen Messergebnisse | |
kleinzureden“, sagte er der taz. | |
19 Mar 2016 | |
## AUTOREN | |
Malte Kreutzfeldt | |
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