# taz.de -- Nach dem Abgasskandal bei VW: Den Betrug mit allen Mitteln vertuscht | |
> Der Konzern soll nach der Enthüllung des Skandals in den USA Beweismittel | |
> vernichtet haben. Zudem sollen die VW-Chefs den Betrug bis zuletzt | |
> verheimlicht haben. | |
Bild: Gerade stinkt es wieder gewaltig bei VW – ohne viel Rauch, aber mit ums… | |
MÜNCHEN/BERLIN afp/rtr | Neue Vorwürfe in der Abgas-Affäre bei Volkswagen: | |
Nach der Enthüllung des Skandals im September soll der Konzern in den USA | |
Beweismittel vernichtet haben, berichteten NDR, WDR und Süddeutsche Zeitung | |
unter Berufung auf einen ehemaligen Angestellten aus den USA. Dieser habe | |
bei einem US-Gericht Klage gegen Volkswagen eingereicht. Er sei Ende 2015 | |
entlassen worden, weil VW geglaubt habe, er wolle die US-Behörden über eine | |
Behinderung der Justiz informieren. | |
VW gab dazu auf Anfrage keine Stellungnahme ab. Das Unternehmen erklärte | |
den Berichten zufolge, es bitte um „Verständnis dafür, dass wir uns zu | |
arbeitsrechtlichen Differenzen grundsätzlich nicht äußern“. | |
Die elf Seiten lange Klageschrift enthält den Recherchen zufolge schwere | |
Anschuldigungen gegen die Volkswagen Group of America. Demnach hatte der | |
frühere IT-Mitarbeiter nach dem Bekanntwerden des Skandals im Auftrag eines | |
Vorgesetzten zu verhindern versucht, dass im VW-Rechenzentrum in Michigan | |
Daten entgegen einer behördlichen Anordnung gelöscht werden. | |
Die US-Tochter von VW habe zunächst eine Anweisung des | |
US-Justizministeriums ignoriert, sofort alle routinemäßigen Datenlöschungen | |
zu stoppen, berichteten SZ, WDR und NDR weiter. Bis Ende September, Anfang | |
Oktober seien weiter Daten vernichtet worden, trotz einer gegenteiligen | |
Anordnung bei VW. Die Löschung von Backups sei bei VW mit dem Hinweis | |
begründet worden, die US-Tochter habe keinen ausreichenden Speicherplatz. | |
Volkswagen hatte im September eingeräumt, bei Umwelttests von | |
Dieselfahrzeugen in den USA die Abgaswerte manipuliert zu haben. Durch eine | |
entsprechende Software wurde bei den Tests ein niedrigerer | |
Schadstoffausstoß gemessen als im Normalbetrieb. Die Software wurde | |
weltweit in elf Millionen Dieselfahrzeuge eingebaut. Dem Konzern drohen | |
Schadenersatzzahlungen in Milliardenhöhe. | |
## Keine Risiken bekannt | |
Einem Bericht der Bild am Sonntag (BamS) zufolge Vorstandschef Matthias | |
Müller und der Aufsichtsratsvorsitzende Hans Dieter Pötsch den Skandal bis | |
zuletzt verheimlicht. Das Blatt beruft sich auf das Protokoll einer | |
Vorstandssitzung vom 18. September 2015. Am Abend dieses Tages machte die | |
US-Umweltbehörde EPA die Affäre um manipulierte Abgaswerte publik und | |
kündigte Strafzahlungen in Milliardenhöhe an. | |
Wenige Stunden zuvor waren laut BamS Müller, damals Porsche-Chef, und | |
Pötsch, damals VW-Finanzvorstand, mit dem damaligen | |
VW-Vorstandsvorsitzenden Martin Winterkorn bei der Vorstandssitzung der | |
Porsche Holding SE zusammengekommen, die mit Abstand größter VW-Aktionär | |
ist. Bei dem Treffen habe Johannes Lattwein, Leiter Finanzen, zunächst über | |
die Lage der Holding referiert. Dann stehe im Protokoll ein Satz, der der | |
Zeitung zufolge Müller und Pötsch in die Bredouille bringt: „Dr. Lattwein | |
erkundigt sich sodann bei Prof. Winterkorn, Herrn Pötsch und Herrn Müller, | |
ob ihnen für die Porsche SE wesentliche Risiken des Volkswagen-Konzerns | |
bekannt sind, (...) was die Herren verneinen.“ | |
Der Sprecher der Porsche SE, Albrecht Bamler, erklärte zu dem Bericht, die | |
Vorstände der Volkswagen AG hätten zu diesem Zeitpunkt der Vorstandssitzung | |
der Porsche SE am 18. September 2015 keine Kenntnis von der EPA-Erklärung. | |
„Sie standen zu diesem Zeitpunkt unter dem Eindruck, dass die Problematik | |
in den USA im Rahmen üblicher Gespräche und einer Zahlung, die im niedrigen | |
3-stelligen Millionen Bereich (US-Dollar) liegen würde, gelöst werden | |
kann.“ Eine solche Zahlung sei durch die erheblichen | |
Gewährleistungsrückstellungen bei Volkswagen ohne weiteres und ohne | |
Ergebnisbelastungen gedeckt gewesen. Von VW war zunächst keine | |
Stellungnahme zu erhalten. | |
13 Mar 2016 | |
## TAGS | |
USA | |
VW | |
Porsche | |
Abgase | |
Martin Winterkorn | |
Umweltvergiftung | |
Alexander Dobrindt | |
Alexander Dobrindt | |
Rückruf | |
Smart | |
VW | |
VW-Abgas-Skandal | |
USA | |
Volkswagen | |
VW-Abgas-Skandal | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Verdacht der Marktmanipulation: Ermittlungen gegen Ex-VW-Chef | |
Gegen Martin Winterkorn wurden Ermittlungen eingeleitet. Eine Stiftung | |
droht dem Autobauer mit milliardenteuren Klagen. | |
Kommentar Dobrindt und das Dieselgate: Orwell lässt grüßen | |
Fakten optional: Verkehrsminister Dobrindt tut alles, um die Autoindustrie | |
trotz der katastrophalen Testergebnisse reinzuwaschen. | |
Kommentar Abgasskandal: Kriminelle Untätigkeit | |
Alle wissen, dass Autohersteller bei Abgaswerten tricksen. Doch | |
Verkehrsminister Dobrindt scheint das völlig egal zu sein. | |
Abgasskandal bei Daimler: Verboten – na und? | |
Daimler handelt illegal, findet der Wissenschaftliche Dienst des | |
Bundestags. Minister Dobrindt ist das egal, die Aktionäre werden trotzdem | |
nervös. | |
Rückrufaktion bei VW und Porsche: 240km/h und ohne Bremse | |
Die beiden Firmen rufen 800.000 Fahrzeuge zurück, weil ein Fehler an den | |
Pedalen entdeckt wurde. Die Aktion soll nichts mit dem Abgas-Skandal bei VW | |
zu tun haben. | |
Umweltschützer machen Abgastests: Smart ist schmutziger als ein Lkw | |
Die Deutsche Umwelthilfe findet bei einem Kleinstwagen von Smart stark | |
überhöhte Stickoxid-Emissionen. Daimler weist das als „unseriös“ zurück. | |
Wissenschaft und Wirtschaft: Professor Doktor Volkswagen | |
Der ehemalige VW-Chef Martin Winterkorn trägt einen Professorentitel der TU | |
Dresden. Die Anforderungen dafür erfüllt er aber nicht. | |
Abgastest der Regierung: Opel und Smart überm Grenzwert | |
Lange hielt die Regierung ihre Abgastests geheim. Jetzt sind erste | |
Ergebnisse bekannt: Selbst im Labor stoßen einige Fahrzeuge zu viel | |
Stickoxid aus. | |
Software-Update trotz Verdacht: VW schummelte zweimal | |
Als der Autokonzern schon unter Betrugsverdacht stand, spielte er ein | |
Software-Update in den USA auf. Die US-Umweltbehörden sind not amused. | |
Nach dem Abgas-Skandal: US-Chef verlässt VW | |
Volkswagens Amerika-Chef Michael Horn tritt abrupt zurück. Sein Nachfolger | |
Hinrich Woebcken steht vor einem Scherbenhaufen. | |
Ermittlungen in der VW-Abgasaffäre: Der Druck auf VW steigt | |
Im VW-Abgasskandal geht es in den USA jetzt auch um Bankbetrug und Verstöße | |
gegen Steuergesetze. In Europa brodelt es ebenfalls weiter. |