# taz.de -- Burundis Expräsident Ntibantunganya: „Es geht um Sicherheit für… | |
> Sylvestre Ntibantunganya fürchtet eine „Katastrophe“ wie den Völkermord | |
> in Ruanda. Afrikanische Truppen müssten jetzt „die Burunder vor Gewalt | |
> schützen“. | |
Bild: Wäre heute lebensgefährlich: Protestmarsch gegen Burundis Präsidenten,… | |
taz: Herr Ntibantunganya, der UN-Sicherheitsrat reist zu Gesprächen nach | |
Burundi, um die dortige Krise zu lösen, und in UN-Berichten steht, dass in | |
Burundi ein Völkermord droht. Stimmt diese Einschätzung? | |
Sylvestre Ntibantunganya: Ich sage lieber, dass man alles tun muss, um ein | |
Entgleisen zu verhindern. Man sollte beachten, was in Ruanda zwischen 1990 | |
und 1994 geschah, vor dem Völkermord dort. Es gab gezielte Morde, die | |
wurden nicht verhindert und nicht aufgeklärt; dies führte in eine schwere | |
Krise, die in den Völkermord mündete. In Burundi heute müssen wir uns alle | |
bewusst sein, dass wir alle nur verlieren, wenn wir zulassen, dass das Land | |
in eine ebensolche Katastrophe schlittert. Aber wenn wir miteinander | |
verhandeln, können wir das Land retten. | |
Die Regierung von Präsident Pierre Nkurunziza will aber nicht mit dem | |
Oppositionsbündnis CNARED verhandeln, dem Sie angehören. | |
Man verhandelt nicht, mit wem man will, sondern mit demjenigen, mit dem | |
Gespräche ein Ergebnis bringen. Wenn Nkurunziza und die anderen sagen „Wir | |
reden nicht mit CNARED“, zeigt es, dass CNARED der richtige Partner für die | |
internationale Gemeinschaft ist, weil dieses Bündnis die wichtigsten | |
Oppositionskräfte und vier ehemalige Staatspräsidenten Burundis vereint. | |
Selbst wenn einige Schuld auf sich geladen haben – man muss über Frieden | |
sprechen. Der regionale Vermittler, Ugandas Präsident Museveni, hat klar | |
gesagt: Keine Vorbedingungen für Gespräche. „Gespräche“ heißt nicht | |
Amnestie. „Gespräche“ heißt die Bedingungen schaffen, damit jeder | |
Verantwortung übernehmen kann. Manche Vertreter der Regierungspartei sind | |
so unerfahren, dass sie sich selbst in unvorteilhafte Positionen bringen. | |
Gespräche können Sackgassen in Auswege verwandeln. | |
Die Regierung sagt, Oppositionsführer hätten Verbindungen zu bewaffneten | |
Gruppen. | |
Wenn man selbst stark genug ist, braucht man keine Angst zu haben, sich mit | |
anderen an einen Tisch zu setzen. Leute einfach beschuldigen bringt nichts. | |
Am Wochenende kommt die Afrikanische Union zu ihrem Staatengipfel zusammen. | |
Was raten Sie der AU? | |
Ich verlange, dass alles getan wird, damit nie wieder so etwas geschieht, | |
wie es am Ende des 20. Jahrhunderts in dieser Region geschah. Als | |
ehemaliger Staatschef sage ich, dass die Sicherheit der Bürger die oberste | |
Pflicht eines Staatschefs ist. Unsere aktuellen Führer müssen dafür etwas | |
tun, damit Burunder der Gewalt entsagen. | |
Soll die AU Truppen nach Burundi schicken, wie im Prinzip bereits | |
beschlossen? | |
Afrika muss mit einer Stimme sprechen und Nkurunziza und den Seinen sagen, | |
dass afrikanische Truppen kommen, um die Burunder vor Gewalt zu schützen. | |
Man sollte darüber keine endlosen Diskussionen führen. Burundi muss diese | |
AU-Truppe akzeptieren, und die AU muss die Bedingungen ihrer Stationierung | |
sowohl mit der Regierung als auch mit der CNARED-Opposition aushandeln. | |
Aber die Regierung hält Sie und die gesamte CNARED für Verräter und will | |
keine AU-Truppen in Burundi. | |
Verräter? Verrat woran? Für Frieden und Sicherheit einzutreten ist kein | |
Verrat, sondern Patriotismus, Menschlichkeit. In Burundi haben wir unsere | |
Menschlichkeit verloren. | |
*** | |
## UNO will vermitteln | |
Krise in Burundi: Seit der von der Opposition abgelehnten Wiederwahl des | |
Präsidenten Pierre Nkurunziza zu einer in der Verfassung nicht vorgesehenen | |
dritten Amtszeit fielen Hunderte von Menschen politischer Gewalt zum Opfer. | |
Die Sicherheitskräfte werden für Hinrichtungen und gezielte Gewalt gegen | |
Tutsi verantwortlich gemacht. | |
UNO besorgt: Nach Warnungen, in Burundi drohe ein Völkermord, treffen heute | |
die UN-Botschafter der im UN-Sicherheitsrat vertretenen Staaten zu | |
Krisengesprächen in Burundi ein. Am Freitag wollen sie den Präsidenten zu | |
Gesprächen mit der Opposition überreden. Die letzten Vorgespräche in Uganda | |
Ende Dezember waren ergebnislos vertagt worden. | |
AU eingreifbereit: Im Dezember schlug die Afrikanische Union die Entsendung | |
einer 5.000 Mann starken Friedenstruppe vor. Nkurunziza lehnt das ab. | |
21 Jan 2016 | |
## AUTOREN | |
Francois Misser | |
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