# taz.de -- Massaker in Burundi: Gefesselte Leichen auf der Straße | |
> Nach einem angeblichen Rebellenangriff verüben Soldaten und Polizisten | |
> brutale Hinrichtungen. Menschenrechtler warnen vor einem | |
> Hutu-Tutsi-Konflikt. | |
Bild: Bürger in der Hauptstadt Bujumbura bergen eines der Opfer der brutalen G… | |
Berlintaz | Pacifique Nininahazwe hat schon viel Schlimmes gesehen, aber | |
den 12. Dezember 2015 bezeichnet der Leiter eines zivilgesellschaftlichen | |
Dachverbandes in Burundis Hauptstadt Bujumbura als „einen der düstersten | |
Tage meines Lebens“. Die Bewohner mehrerer Stadtteile fanden am Samstag | |
früh unzählige Leichen auf ihren Straßen – meist junge Männer, die Hände | |
hinter dem Rücken gefesselt und mit Kopfschüssen hingerichtet. „Manchen | |
dieser Jugendlichen ist der Kopf komplett explodiert“, berichtet ein | |
lokaler Journalist gegenüber der Agentur AFP, „es ist der absolute Horror.“ | |
Die Täter, darüber besteht kein Zweifel, waren burundische Polizisten und | |
Soldaten. Sie reagierten damit am Freitag und in der Nacht zum Samstag auf | |
eine Serie angeblicher Rebellenangriffe auf drei Militäreinrichtungen in | |
Bujumbura am Freitagmorgen. Am Freitag hatte die Regierung erklärt, sie | |
habe die Angriffe niedergeschlagen und 12 „Feinde“ getötet. Am Samstag | |
wurden daraus offiziell 87 Tote, ohne dass von neuen Angriffen die Rede | |
gewesen wäre. Burundis Präsidentschaft erklärte, es gebe eine „ausländisc… | |
Hand“ hinter einer „Kampagne der Destabilisierung“. | |
Im Laufe des Freitags errichteten Sicherheitskräfte in Bujumbura zahlreiche | |
Straßensperren, an denen junge Männer festgenommen und abgeführt wurden. | |
Viele davon waren dann am nächsten Morgen tot. Die Stadtverwaltung schickte | |
am Samstag drei Lastwagen der Müllabfuhr mit Polizisten los, um die Leichen | |
einzusammeln und sie in einen Sumpf am Stadtrand zu kippen, berichteten | |
Augenzeugen. | |
Unabhängige Medien sprachen von 130 Toten. Ihre Internetplattform [1][SOS | |
Médias Burundi] veröffentlicht Augenzeugenberichte. Aus dem Stadtviertel | |
Nyakabiga erzählt ein Bewohner über nächtliche Razzien: „Sie klopften an | |
unsere Tür und befahlen uns, zu öffnen. Als wir es nicht taten, warfen sie | |
eine Granate hinein und schossen durch die Tür und die Fenster.“ | |
## Gezielte Angriffe auf Tutsi | |
Aus dem Stadtteil Musaga berichtet eine Frau: „Neben Armee und Polizei gab | |
es auch Zivilisten mit Schusswaffen, Hämmern, Knüppeln und Stichwaffen. Sie | |
töteten die Leute. Sie sagten: ‚Ihr Idioten, ihr dreckigen Hunde, ihr | |
dachtet ihr könntet uns auslöschen, ihr habt euch geirrt‘“. Dies bestäti… | |
Angaben, wonach Hutu-Milizionäre gezielt Tutsi ins Visier genommen hätten. | |
Die Toten seien „mehrheitlich aus derselben Ethnie“, umschreibt das | |
Nininahazwe, | |
Polizisten hätten schon am Freitagabend in Bars gefeiert und gesagt, | |
diesmal „haben wir sie ausgerottet“. Beim Einsammeln der Leichen hätten sie | |
den Menschen zugerufen: „Soll doch euer Kagame kommen und euch befreien“ – | |
ein Verweis auf Ruandas Präsident Paul Kagame, ein Tutsi, der 1994 dort als | |
Rebellenführer dem von Hutu verübten Völkermord an Ruandas Tutsi ein Ende | |
gesetzt hatte. | |
Burundis Präsident ist seit 2005 der ehemalige Hutu-Rebellenführer Pierre | |
Nkurunziza. Dass er sich dieses Jahr entgegen der Verfassung zu einer 3. | |
Amtszeit wiederwählen ließ, hat das Land an den Rand eines neuen | |
Bürgerkrieges geführt, von dem viele Beobachter fürchten, er könne in einen | |
Völkermord abgleiten. | |
Nininahazwe analysiert, Nkurunziza versuche, den Konflikt in einen Krieg | |
zwischen Hutu-Mehrheit und Tutsi-Minderheit zu verwandeln. Dies dürfe nicht | |
geschehen, warnt er: „Wir sind mit einem unmenschlichen System | |
konfrontiert, dem jede Würde abhanden gekommen ist.“ Am Sonntag wurden | |
sodann neue Razzien aus Bujumbura gemeldet, dazu Kämpfe im Süden Burundis. | |
13 Dec 2015 | |
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## AUTOREN | |
Dominic Johnson | |
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