| # taz.de -- UN-Bericht zu Burundi: Unterdrückung und Hassdiskurs | |
| > Eine Kommission des UN-Menschenrechtsrats wirft dem Regime von Präsident | |
| > Nkurunziza Verbrechen gegen die Menschlichkeit vor. | |
| Bild: Die UN-Untersuchungskommission zu Burundi stellt ihren Bericht vor | |
| Berlin taz | Außergerichtliche Hinrichtungen, wahllose Verhaftungen, | |
| Verschwindenlassen, Folter, sexuelle Übergriffe: Die Liste der Verbrechen, | |
| die eine vom UN-Menschenrechtsrat eingesetzte Kommission dem Regime von | |
| Burundis Präsident Pierre Nkurunziza vorwirft, ist lang und Beobachtern des | |
| Landes vertraut. Neu in dem Bericht, den die Kommission am Montag in Genf | |
| vorstellte, ist die Schlussfolgerung, wonach Verbrechen gegen die | |
| Menschlichkeit verübt worden seien, und die Aufforderung an den | |
| Internationalen Strafgerichtshof, ein Verfahren einzuleiten. | |
| Burundi steckt in der Krise, seit Präsident Nkurunziza sich im Jahr 2015 | |
| entgegen der Verfassung eine dritte gewählte Amtszeit sicherte. Ein | |
| Putschversuch gegen ihn diente ihm zum Vorwand, sämtliche Opposition zu | |
| kriminalisieren und ins Exil oder den Untergrund zu drängen. Über 400.000 | |
| Menschen sind inzwischen geflohen. | |
| Der UN-Menschenrechtsrat richtete seine Burundi-Untersuchungskommission im | |
| September 2016 ein. Solche Kommissionen gab es ansonsten bisher nur zu | |
| Eritrea, Nordkorea und Syrien. Burundi zog sich daraufhin aus dem | |
| Internationalen Strafgerichtshof zurück und verweigerte den UN-Ermittlern | |
| die Einreise und jede Zusammenarbeit. | |
| Der UN-Bericht basiert auf Befragungen Hunderter flüchtiger Burunder, | |
| darunter 45 Opfer sexualisierter Gewalt im Alter zwischen 8 und 71 Jahren. | |
| ## Kommandostrukturen aus der Bürgerkriegszeit | |
| Nach Einschätzung der Kommission ist der Staat für die Verbrechen der | |
| Sicherheitskräfte sowie der Jugendmiliz „Imbonerakure“ der Regierungspartei | |
| CNDD-FDD (Nationalkomitee zur Verteidigung der Demokratie) verantwortlich, | |
| zumal im Staat zahlreiche Kommandostrukturen der CNDD-FDD aus ihrer Zeit | |
| als Hutu-Rebellenbewegung überdauert hätten. | |
| Die „Mobilisierung der Sicherheitskräfte zur Unterdrückung jeder realen | |
| oder mutmaßlichen Opposition“, der „Hassdiskurs gegen Oppositionelle von | |
| Autoritäten und CNDD-FDD-Vertretern auf allen Ebenen“, die Abwesenheit von | |
| Strafverfolgung und der systematische und ausgedehnte Charakter der | |
| Verbrechen bedeuteten, dass es sich um Verbrechen gegen die Menschlichkeit | |
| handle. | |
| Man habe eine vertrauliche Liste mutmaßlicher Täter auf höchster Ebene und | |
| der gegen sie erhobenen Vorwürfe erstellt. | |
| Burundis Regierung reagierte scharf. Der oberste Präsidentenberater Willy | |
| Nyamitwe schrieb auf Twitter, die UN-Ermittler „handeln wie Söldner, die | |
| dafür bezahlt werden, politisch motivierte Schlussfolgerungen auf Anordnung | |
| der EU zu ziehen“. Das burundische Parlament beschloss eine eigene | |
| Untersuchung der Arbeit der UN-Untersuchungskommission. | |
| 6 Sep 2017 | |
| ## AUTOREN | |
| Dominic Johnson | |
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