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# taz.de -- Defensiver Umweltschutz: Dem Klima gewachsen
> Der Hamburger Senat will die Stadt vor dem Klimawandel retten - oder ein
> Sperrwerk in der Elbmündung bauen.
Bild: Wenn schon nicht Olympia, dann doch wenigstens ein Sperrwerk wie in Londo…
HAMBURG taz | Der Hamburger Senat ist klimapolitisch in der Defensive. Es
gehe nur noch um Schadensbegrenzung, räumt der grüne Umweltsenator Jens
Kerstan am Dienstag vor der Landespressekonferenz im Rathaus ein. Ein Teil
der Folgen des Klimawandels sei „nicht mehr zu stoppen“. Um das Schlimmste
abzuwenden, müsse die Stadt einen nachhaltigen Beitrag leisten, um die
Erderwärmung in Grenzen zu halten.
Sonst müsse man sich in absehbarer Zeit Gedanken über ein Sperrwerk in der
Elbmündung machen, um extreme Sturmfluten von Hamburg fernzuhalten. Was so
ein gigantisches Wehr nach dem Vorbild des Sperrwerks in der Themse-Mündung
für die Erreichbarkeit des Hamburger Hafens bedeuten dürfte, „kann sich
jeder selbst denken“, sagt Kerstan.
## Ein Plan mit 120 Seiten
Also will der Senat entschlossen gegen den Klimawandel angehen. Bis 2020
sollen zwei Millionen Tonnen Kohlendioxid (CO2) von aktuell knapp 18
Millionen Tonnen jährlich gespart werden. Bis 2030 solle der Ausstoß im
Vergleich zu 1990 halbiert werden, kündigte Kerstan an. Der Klimaplan, den
der Senat am Dienstag beschlossen hat, listet auf 120 Seiten zahlreiche
Maßnahmen auf:
Bis 2020 soll jedes zweite Behördenauto ein Elektromobil sein. Für die
energetische Sanierung von Schulen und Hochschulen würden zusätzliche 24,4
Millionen Euro aufgewendet. Der Anteil des Radverkehrs soll auf 25 Prozent
erhöht, der öffentliche Nahverkehr ausgebaut und emissionsärmer werden.
Der Umweltverband BUND zeigt sich enttäuscht von den Einsparzielen.
Landesgeschäftsführer Manfred Braasch reicht die anvisierte CO2-Reduktion
von zwei Millionen Tonnen bis 2020 „bei Weitem nicht“. Er fordert
schlankweg fünf Millionen Tonnen weniger. Zwei Millionen Tonnen
Kohlendioxid entsprechen dem durchschnittlichen CO2-Jahresausstoß von knapp
50.000 Vier-Personen-Haushalten.
## Anpassen ans Unvermeidbare
Gleichzeitig müsse Hamburg sich „den unvermeidbaren Folgen des Klimawandels
anpassen“, sagt Kerstan, vor allem durch Deicherhöhungen an der Elbe. Mit
dem Klimawandel werde es auch öfter Platzregen geben. Darum sollen
Gründächer gefördert werden, um Regen kurzfristig zu speichern. Vermehrt
sollen auch Bäume gepflanzt werden, die dem Klima gewachsen sind.
Von eminenter Bedeutung im Kampf gegen die Erderwärmung sei die
Energiewende, findet Kerstan. Bis 2025 wollten deshalb Schleswig-Holstein
als „Erzeugerland“ und Hamburg als „Nehmerland“ ihren Strombedarf zu 70
Prozent mit erneuerbaren Energien decken. Das Projekt trägt den Titel
„Norddeutsche Energiewende 4.0“, kurz und verheißungsvoll: „NEW 4.0“.
8 Dec 2015
## AUTOREN
Sven-Michael Veit
## TAGS
CO2-Emissionen
Hamburg
Elbe
Schwerpunkt Klimawandel
Umweltschutz
Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland
Stadtentwicklung Hamburg
Erneuerbare Energien
VW-Abgas-Skandal
Schwerpunkt Olympische Spiele 2024
Nachhaltigkeit
ÖPNV
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