| # taz.de -- Maas gegen Hatespeech auf Facebook: Das war wohl nichts | |
| > Die groß angekündigte Initiative des Justizministers bringt nur dünne | |
| > Ergebnisse. Die Konzerne bestimmen weiterhin, was rechtens ist. | |
| Bild: Statt Facebook an die Kette zu legen, schnappt der Minister ein paar Broc… | |
| Breaking News: Facebook hält sich künftig an deutsches Recht. Google und | |
| YouTube und Twitter auch. Das präsentierten Justizminister Maas und | |
| Vertreter von Facebook und Google am Montag in Berlin als [1][Ergebnis] von | |
| Verhandlungen gegen Hatespeech im Netz. | |
| In den Überschriften zum Thema steht: Gehasst werden darf auf diesen | |
| Plattformen nun [2][nur noch maximal 24 Stunden lang]. Spätestens dann, | |
| verpflichten sich deren Betreiber, müssen die entsprechenden Posts gelöscht | |
| sein. Klingt erst mal gut, ist aber dann doch ein bisschen komplizierter. | |
| Der genauere Wortlaut ist: Die Mehrheit von Einträgen, die als Hatespeech | |
| gemeldet wurden, werden binnen 24 Stunden überprüft – und entfernt, wenn | |
| sie rechtswidrig sind. | |
| Das als großen Erfolg verkaufen zu müssen ist für Justizminister Heiko Maas | |
| eine sportliche Aufgabe. [3][Im September hatte er Facebook noch einen | |
| gepfefferten Brief geschrieben], in dem er den Umgang mit rassistischen und | |
| fremdenfeindlichen Kommentaren als „Farce“ bezeichnete, eine „dringende | |
| Überprüfung“ einforderte und Vertreter der Firma ins Ministerium zitierte. | |
| Angesichts dessen sind die nun vorgelegten Ergebnisse der daraus | |
| entstandenen Verhandlungen dünn. Man könnte auch sagen: Der Plan des | |
| Bundesjustizministers, jetzt mal richtig aufzuräumen, ist gescheitert. | |
| Statt Facebook an die Kette zu legen, schnappt der Minister ein paar | |
| Brocken auf, die die Großkonzerne ihm gnädig hinwerfen. | |
| ## Wohlverpacktes Wegmoderieren | |
| Das belegen auch andere Punkte der Vereinbarung: Facebook und Co wollen das | |
| Melden unangemessener Inhalte einfacher machen. Aber das ist auch heute | |
| schon keine Raketenwissenschaft. Außerdem verpflichten sich die Konzerne, | |
| geschulte und deutschsprachige Mitarbeiter mit der Überprüfung gemeldeter | |
| Inhalte zu betrauen. Deutsche Mitarbeiter hat Facebook auch jetzt schon – | |
| ist aber peinlichst darum bemüht, nicht allzu öffentlich zu machen, wie | |
| viele Menschen dort wie genau arbeiten. Es besteht also wenig Hoffnung, | |
| dass sich das mit einer weiteren Ankündigung, mehr Transparenz schaffen zu | |
| wollen, groß ändern wird. Mehr als wohlverpacktes Wegmoderieren ist das | |
| alles nicht. | |
| Hinzu kommt: Natürlich ist es nicht verkehrt, volksverhetzende | |
| Gewaltaufrufe binnen 24 Stunden zu löschen. Nur was bringt das auf | |
| Plattformen, die Neuigkeiten durch Newsfeeds und Timelines pumpen, weil | |
| Posts vor allem in den ersten Stunden die größte Aufmerksamkeit genießen? | |
| Und haben die Konzerne nicht noch ganz andere technische Möglichkeiten zum | |
| schnelleren Erkennen von Hassrede in der Besteckschublade? Ob man wirklich | |
| will, dass sie die auspacken, wäre allerdings noch zu diskutieren. | |
| ## Warum bestimmt nicht die Justiz? | |
| Die Ergebnisse könnten nur ein Anfang sein, wird Heiko Maas seit Montag | |
| nicht müde zu betonen. Damit gibt er selbst zu: Nur weil er das gern | |
| möchte, krempelt Facebook seinen Umgang mit Hatespeech nicht um. Es liegt | |
| auch weiterhin im Interpretationsspielraum von Facebook und Co, zu | |
| entscheiden, was mit deutschem Recht vereinbar ist und was nicht. Warum | |
| bestimmt der Konzern und nicht die Justiz? Auch Ansätze dafür, dass die | |
| Urheber dieser Kommentare dann an deutsche Strafverfolgungsbehörden | |
| gemeldet werden, finden sich in dem Papier nicht. | |
| Im Zentrum der Arbeit von Maas sollte doch eigentlich dies stehen: | |
| Strafverfolgung zu erleichtern, gegen Leute, die im Netz hetzen und damit | |
| gegen deutsche Gesetze verstoßen. Volksverhetzung so zu bestrafen, wie das | |
| auch im Analogen stattfindet. Hindernisse auf dem Weg dahin zu beseitigen. | |
| Der Vorteil wäre: Konzentriert man sich darauf, muss man sich nicht von | |
| multinationalen Konzernen wie ein Schuljunge behandeln lassen. | |
| 16 Dec 2015 | |
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| Meike Laaff | |
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