| # taz.de -- Regionalwahl in Katalonien: Noch härtere Grabenkämpfe erwartet | |
| > Das Bündnis für ein unabhängiges Katalonien hat zwar eine absolute | |
| > Mehrheit im Regionalparlament erhalten. Der Stimmenanteil lag aber unter | |
| > 50 Prozent. | |
| Bild: Die Befürworter der Unabhängigkeit feiern das Wahlergebnis: in der Mitt… | |
| Barcelona afp | Nach dem Sieg der Unabhängigkeitsbefürworter bei der | |
| Regionalwahl in Katalonien zeichnen sich noch heftigere Grabenkämpfe mit | |
| den Gegnern einer Unabhängigkeit ab. Während die linksradikale CUP nach dem | |
| Urnengang vom Sonntag zu zivilem Ungehorsam gegenüber der spanischen | |
| Zentralregierung aufrief, sprach die dort herrschende Volkspartei (PP) den | |
| Uanbhängigkeitsbefürwortern den Sieg ab. Regionalpräsident Artur Mas | |
| kündigte die Fortsetzung seines Unabhängigkeitskurses an. | |
| Nach Auszählung von 97 Prozent der Stimmen errang sein Bündnis Zusammen für | |
| das Ja 62 Sitze, die CUP zehn Mandate. Damit haben die | |
| Unabhängigkeitsbefürworter klar die absolute Mehrheit in dem 135 | |
| Abgeordnete zählenden Regionalparlament. Ihr Stimmenanteil lag den Angaben | |
| zufolge bei insgesamt 47,8 Prozent. Die Wahlbeteiligung lag mit 77 Prozent | |
| zehn Prozentpunkte höher als bei der vorherigen Regionalwahl 2012. | |
| „Das Ja hat gewonnen, die Demokratie hat gewonnen“, sagte Mas zum | |
| Wahlausgang vor seinen Anhängern. Sein Bündnis habe damit eine „enorme | |
| Legitimität voranzugehen mit unserem Projekt“ der Unabhängigkeit | |
| Kataloniens. Mas hatte angekündigt, Katalonien im Falle eines Sieges bis | |
| 2017 in die Unabhängigkeit führen zu wollen. CUP-Chef Antonio Baños schrieb | |
| beim Kurzmitteilungsdienst Twitter: „An den spanischen Staat, ohne Groll: | |
| Auf Wiedersehen.“ | |
| Auf Barcelonas Straßen feierten zahlreiche Befürworter der Unabhängigkeit. | |
| „Das ist genial, unbeschreiblich, überwältigend“, sagte der 18-jährige | |
| Publizistik-Student Arnau Font. | |
| Vor Mas‘ Bündnis und der CUP dürften allerdings noch schwierige | |
| Koalitionsverhandlungen liegen, da die CUP die Sparpolitik des | |
| konservativen Regionalpräsidenten ablehnt. Auch über die Strategie zur | |
| Erlangung der Unabhängigkeit könnte es Streit geben. | |
| Baños rief nach dem Wahlsieg zu zivilem Ungehorsam gegenüber der spanischen | |
| Zentralregierung auf. Der Wahlausgang habe Kataloniens „Souveränität“ | |
| deutlich gemacht, sagte der CUP-Chef vor Anhängern in Barcelona. „Ab morgen | |
| kann und sollte das Gesetz von den Katalanen missachtet werden“, fügte er | |
| mit Blick auf Vorgaben aus Madrid hinzu. | |
| ## Keine Stimmenmehrheit | |
| Die in Madrid regierende konservative Volkspartei (PP) sprach den | |
| Unabhängigkeitsbefürwortern den Sieg ab. Die „Mehrheit der Katalanen“ habe | |
| gegen eine Unabhängigkeit gestimmt, erklärte PP-Sprecher Pablo Casado mit | |
| Blick auf den Stimmenanteil der Befürworter von unter 50 Prozent. Nach | |
| diesem „Scheitern“ müsse Mas zurücktreten oder endlich im Sinne aller | |
| Katalanen regieren. | |
| „Diejenigen, die nach Sitzen gewonnen haben, haben nicht nach Stimmen | |
| gewonnen“, sagte auch der Chef der katalanischen Sozialisten, Pedro | |
| Sánchez, die 16 Sitze errangen. Seine Partei setzt sich für mehr Autonomie | |
| ein, lehnt eine Unabhängigkeit Kataloniens aber ab. | |
| Inès Arrimada von der liberalen Partei Ciudadanos erklärte mit Blick auf | |
| die Unabhängigkeitsbefürtworter: „Die Katalanen haben ihnen den Rücken | |
| zugewendet.“ Mit einer Steigerung von neun auf 25 Sitze wurde Ciudadanos | |
| zweitstärkste Kraft im katalanischen Parlament. Die linksgerichtete | |
| Protestpartei Podemos errang den vorläufigen Angaben zufolge elf Sitze, was | |
| ihr Chef Pablo Iglesias als „enttäuschend“ bezeichnete. Die PP | |
| verschlechterte sich von 19 auf elf Sitze. | |
| ## Im Vorfeld gewarnt | |
| Die autonome Region mit 7,5 Millionen Einwohnern ist stolz auf ihre eigene | |
| Sprache und Kultur und sieht sich von der Zentralregierung in Madrid | |
| gegängelt und wirtschaftlich ausgenutzt. Die spanische Regierung hatte im | |
| Vorfeld gewarnt, eine Abspaltung Kataloniens von Spanien sei nicht nur | |
| verfassungswidrig, sondern würde auch den Verlust der EU-Mitgliedschaft und | |
| des Euro für Katalonien bedeuten. Ferner sei die Auszahlung der Renten in | |
| Gefahr. | |
| Auf Katalonien, dessen Einwohner etwa 16 Prozent der Gesamtbevölkerung | |
| ausmachen, entfällt etwa ein Fünftel der spanischen Wirtschaftsleistung und | |
| rund ein Viertel der Exporte. Besonders laut wurden die Rufe nach | |
| staatlicher Souveränität im Zuge der Finanzkrise und der im Jahr 2008 | |
| geplatzten Immobilienblase in Spanien. Im November 2014 verhinderte die | |
| Zentralregierung ein Unabhängigkeitsreferendum per Klage vor dem | |
| Verfassungsgericht. | |
| 28 Sep 2015 | |
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