# taz.de -- Innerparteiliche Demokratie bei Podemos: Kandidatenliste per Urwahl… | |
> Die Abstimmung im Internet ruft aber auch Kritiker auf den Plan, die sich | |
> ausgetrickst fühlen. Am Spitzenplatz von Pablo Iglesias gibt es keinen | |
> Zweifel. | |
Bild: Ein Infostand der alternativen Bewegung Podemos am 11. Juli in der spanis… | |
Madrid taz | Am Mittwoch um Mitternacht endet der Urwahlprozess. Bis dahin | |
können die Anhänger von Podemos die 350-köpfige Liste wählen, mit der | |
Parteichef Pablo Iglesias die kommenden spanischen Parlamentswahlen | |
gewinnen will. Wer kandidiert, muss kein Parteimitglied sein. Es genügt die | |
Unterstützung durch eine Basisgruppe von Podemos oder eines lokalen | |
Parteiorgans. | |
Wer abstimmen will, schreibt sich einfach auf der Homepage von Podemos ein. | |
378.000 Menschen haben dies bisher getan. Insgesamt stellen sich neun | |
Kandidatenlisten mit 65 bis 100 Namen zur Wahl. Wer wählt, kann ganze | |
Listen oder einzelne Kandidaten anklicken und so seine 350 Kandidaten | |
auswählen. | |
Keine der Kandidaturen macht dem 36-jährigen Politikprofessor Pablo | |
Iglesias ernsthaft den Job des Spitzenkandidaten streitig. Podemos befinde | |
sich „auf der Zielgeraden“, erklärte Iglesias, als er sein 65-köpfiges Te… | |
vorstellte, mit er zu den Urwahlen antritt. Unter ihnen befindet sich der | |
engste Kreis derer, die einst Podemos vor den Europawahlen 2014 gründeten, | |
sowie Unabhängige wie ein bekannter Richter oder der ehemalige Sprecher der | |
Gewerkschaft der spanischen Polizei Guardia Civil. | |
## Debatte um größere Wahlbündnisse | |
Auch nach den Urwahlen will Iglesias weiter nach Unabhängigen suchen sowie | |
Bündnisse mit „regionalen Kräften des Wandels“ schmieden. Podemos | |
verhandelt derzeit mit den Ökosozialisten in Valencia und Katalonien oder | |
den „Mareas“ – örtlichen Gruppierungen, die in mehreren großen Städten | |
Galiciens den Bürgermeister stellen. Über diese Strategie, nach der Urwahl | |
Bündnisse einzugehen und die Kandidatenliste zu verändern, wird ebenfalls | |
per Urabstimmung entschieden. | |
Ein durch und durch demokratischer Prozess sollte man meinen. Und doch regt | |
sich Widerstand. 500 Mitglieder der Parteiorgane verfassten ein Manifest | |
gegen den Wahlprozess. Sie kritisieren, dass die Liste spanienweit und | |
nicht auf Provinzebene gewählt wird. Das hätte mangelnden Pluralismus zur | |
Folge. Wenn Iglesias seine Gruppe geschickt auf die Provinzen verteilt, | |
könnte er den größten Teil der künftigen Parlamentsfraktion stellen. | |
Rund 7.000 Podemosmitglieder haben sich dem Manifest angeschlossen. Um eine | |
Änderung des auf dem Gründungskongress im Herbst 2014 beschlossenen | |
Reglements abzustimmen, braucht man zehn Prozent der 378.000 | |
Eingeschriebenen. | |
## Kommunisten und Grüne machen Druck | |
Auch von Ausserhalb kommt Druck auf Podemos. Eine Gruppe um die | |
kommunistische Vereinigte Linke (IU) und die grüne Equo gründeten das | |
Bündnis „Jetzt gemeinsam“. Sie wollen eine breite Einheitskandidatur rund | |
um Podemos erzwingen. Nur so bestehe die Chance, auch die Parlamentswahlen | |
zu gewinnen. Für IU und Equo geht es dabei um alles oder nichts. Denn | |
Podemos hat einen Großteil ihrer Wähler an sich gezogen. „Ahora en Común“ | |
schließt nicht aus, auch gegen Podemos anzutreten. | |
„Wir lassen uns nicht erpressen, wir sind für niemanden ein Rettungsring“, | |
erklärt Iglesias – Suche nach Einheit, ja, aber nur mit Personen und von | |
unten, und nicht als „Buchstabensuppe unterschiedlicher Parteien“. Podemos | |
wolle nicht den Platz der Linken im spanischen Politikspektrum einnehmen, | |
sondern „die Menschen vertreten, die den Wandel wollen, egal woher sie | |
kommen“. „Zentralität“ nennen sie das bei Podemos. | |
22 Jul 2015 | |
## AUTOREN | |
Reiner Wandler | |
## TAGS | |
Podemos | |
Parlamentswahl | |
Spanien | |
Spanien | |
Spanien | |
Katalonien | |
Spanien | |
Katalonien | |
Spanien | |
Schwerpunkt Krise in Griechenland | |
Griechenland | |
Spanien | |
Spanien | |
Mariano Rajoy | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Doch noch Regierung für Katalonien: Überraschung in Barcelona | |
Um doch noch eine Koalition für die Unabhängigkeit zu bilden, tritt der | |
bisherige Regierungschef Mas zurück. Auch die Linken müssen Federn lassen. | |
Regionalwahl in Katalonien: Noch härtere Grabenkämpfe erwartet | |
Das Bündnis für ein unabhängiges Katalonien hat zwar eine absolute Mehrheit | |
im Regionalparlament erhalten. Der Stimmenanteil lag aber unter 50 Prozent. | |
Regionalwahl in Spanien: Das erwartet die Katalanen | |
Die Katalanen haben gewählt. Ist eine Abspaltung von Spanien möglich? Was | |
würde passieren, sollte Katalonien wirklich seine Unabhängigkeit erklären? | |
Regionalwahl in Katalonien: Kein normaler Urnengang | |
Die Wahl im reichen Katalonien am Sonntag ist eine Abstimmung über die | |
Unabhängigkeit. Eine Mehrheit für die Separatisten ist möglich. | |
Wahlkampf in Katalonien: Die letzte „Diada“? | |
Parteien und Bündnisse mobilisieren am katalonischen Nationalfeiertag noch | |
mehr als üblich. Ende September stehen Regionalwahlen an. | |
Flüchtlinge in Spanien: Bürgermeister preschen vor | |
Sie ermutigen die Zivilgesellschaft, Flüchtlinge zu unterstützen: Madrid, | |
Barcelona und andere Städte, deren Politiker Podemos nahestehen. | |
Bewegung in der Griechenland-Krise: Neue Wege aus den Schulden? | |
Euklid Tsakalotos wird Griechenlands neuer Finanzminister. Nach dem | |
Referendum ist die Zukunft des Landes weiter offen. | |
Demonstration in Berlin: Ein anderes Europa | |
Mehrere tausend Menschen demonstrieren für ein soziales Europa. Vor allem | |
die Hilfe für Flüchtlinge ist ihnen ein wichtiges Anliegen. | |
Nach der Regionalwahl in Spanien: Revolution in den Rathäusern | |
In den großen Städten sind jetzt Bürgerbewegungen an der Macht. Ihrem | |
Versprechen einer sozialen Politik wollen sie nun Taten folgen lassen. | |
Kommentar Umbruch in Spanien: Ohne Podemos geht nichts | |
Die spanischen Wählerinnen bestrafen die Austeritätspolitik von Sozialisten | |
und Konservativen. Die beiden Parteien sind längst nicht am Tiefpunkt | |
angelangt. | |
Regionalwahlen in Spanien: Die Veränderung kommt von unten | |
Es kündigt sich ein Wandel in Spaniens Parteienlandschaft an: Podemos und | |
Ciudadanos heißen die neuen Kräfte, die jetzt mit um Stimmen kämpfen. |