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# taz.de -- Nordkorea unterstützt Syrien: Kim setzt auf Assad
> Nordkorea eröffnet einen Park zu Ehren Kim Il Sungs in Damaskus und
> hofiert Freund Assad. Von dem will das Regime lernen, Aufstände
> niederzuschlagen.
Bild: Nordkoreas Diktator Kim Jong Un steht hinter Assad
SEOUL taz | Während nur wenige Kilometer entfernt gekämpft wurde, ist im
wohlhabenden Südwesten der syrischen Hauptstadt Damaskus kürzlich ein 9.000
Quadratmeter großer Kim-Il-Sung-Park eingeweiht worden. Anlässlich des 70.
Jahrestags der nordkoreanischen Arbeiterpartei besuchten neben Pjöngjangs
Botschafter auch der stellvertretende syrische Außenminister Faisal Mikdad
die Zeremonie.
Er bezeichnete den Namensgeber des Parks, den 1994 verstorbenen
nordkoreanischen Staatsgründer, als „historischen Herrscher“ und jeden, der
ihn kritisiere, als „dumm und lächerlich“.
Man könnte diese Nachricht bloß als weitere skurrile Schlagzeile von
Nordkoreas Kim-Regime abtun. Doch wird dabei übersehen, dass die beiden
totalitären Regime eine enge Freundschaft verbindet, vor allem im
militärischen Bereich.
Seit Ende der 70er Jahre exportiert Nordkorea Raketensysteme nach Syrien.
Selbst ein 500 Millionen Dollar schweres Kompensationsangebot Israels
Anfang der 90er Jahre konnte Pjöngjang nicht davon abbringen. Hartnäckig
halten sich Gerüchte, dass Kim Jong Un, Nordkoreas heutiger Herrscher und
Kim Il Sungs Enkel, seine arabischen Verbündeten mit Wissen über
Chemiewaffen unterstützt.
## Verschwörung der USA
Als der heutige Jungdiktator im Dezember 2011 in die Fußstapfen seines
verstorbenen Vaters trat, vermuteten ausländische Beobachter, dass
Nordkorea sein Engagement in Syrien bald aufgeben würde. Denn gerade erst
waren die mit Nordkorea befreundeten Nachbarregime in Ägypten und Libyen
gefallen.
Doch trat das Gegenteil ein: Seit Beginn des syrischen Bürgerkriegs
unterstützt Pjöngjang das Assad-Regime aktiv bei der Bekämpfung der
Rebellen. Für Nordkorea sind die Unruhen schließlich nichts weiter als ein
„Ergebnis der Verschwörungen von den USA und seinen Marionetten“, wie
Nordkoreas Botschafter bei der Parkeinweihung erklärte.
Als Exsatellitenstaaten der Sowjetunion befinden sich beide Nationen in
einer ähnlichen Situation. Sie haben mit Seoul und Jerusalem den eigenen
Feind quasi vor der Haustür und teilen dieselbe antiimperialistische „Wir
gegen den Rest der Welt“-Haltung. Bei UN-Abstimmungen unterstützen sich
beide Nationen blind.
## Opposition ist unwahrscheinlich
Kim Jong Uns Briefaustausch mit Baschar al-Assad ist umfangreicher als mit
jedem anderen Staatschef. „Von Syrien kann Nordkorea lernen, wie man bei
inneren Unruhen an der Macht bleibt“, sagt Benjamin R. Young, Doktorand in
koreanischer Geschichte an der George Washington University in der
US-Hauptstadt. Für ihn besteht kein Zweifel: Im Ernstfall würde Kim Jong Un
ähnlich skrupellos reagieren wie Syriens Staatschef.
Der Arabische Frühling hat dem Regime in Pjöngjang einen kalten Schrecken
eingejagt. Nichts fürchtet es stärker als innere Aufstände. Seit der
Staatsgründung 1948 beschränkten sich jedoch die einzig bekannten
Ausschreitungen auf Rangeleien bei Fußballspielen und auf Märkten. Dass
sich auch innerhalb Nordkoreas oppositionelle Zellen organisieren und zur
Oppositionsbewegung werden könnten, glaubt kein Nordkorea-Experte.
Vor allem den Golf-Monarchien ist Nordkoreas Engagement in Syrien ein Dorn
im Auge. Derzeit schuften Tausende Nordkoreaner auf Baustellen in Kuwait
und Katar, wo sie dringend benötigte Devisen für die Partei heranschaffen.
Dass Kim Jong Un einen Bruch mit seinen Dollar-Lieferanten riskiert und
weiter Syrien unterstützt, zeigt auch, dass vorerst keine Durchbrüche im
Streit mit Seoul oder Washington zu erwarten sind. Vielmehr scheint
Nordkorea auf Assads Sieg zu spekulieren.
7 Sep 2015
## AUTOREN
Fabian Kretschmer
## TAGS
Schwerpunkt Syrien
Kim Jong Un
Nordkorea
Baschar al-Assad
Diktatur
Nordkorea
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