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# taz.de -- Umstrittener Imagewandel der Hochschule: Schlüsselfertige Übergabe
> Die Hochschule investiert einen sechsstelligen Betrag für ein neues
> Corporate Design, um sich „weltweit zu positionieren“. Der Asta ist auf
> den Barrikaden.
Bild: Ritterkostüm oder Kirchentags-Shirt? Nein, die Bremer Hochschule!
BREMEN taz | Eine neue Lebensphase ist gewünscht. Neue LiebhaberInnen
müssen her. Vor dieser Akquise geht’s zur Typberatung – die Hochschule
Bremen (HSB) holte sich Schminktipps bei einer Werbeagentur. Ein Jahr lang
wurde an einem Imagewandel gebastelt, der heute beim Sommerfest in den
Neustadtswallanlagen vorgestellt werden soll.
Der Asta ist darüber empört, dass die Studentenschaft dabei nur mit „zwei
Vertretern in der teilweise 40-köpfigen Steuerungsgruppe“ einbezogen war
und ihre Kritik am neuen Wertekodex „stets missachtet worden“ sei. Jedwede
weitere Zusammenarbeit sei daher aufgekündigt worden.
Mit dem ab heute gültigen Identitätswandel will Rektorin Karin Luckey die
Hochschule „weltweit positionieren“ sowie „Sichtbarkeit und öffentliche
Wahrnehmung“ für neue LiebhaberInnen, „Zielgruppen“ genannt, verbessern.
Die „Marke HSB“ wird ab sofort als „inspirierend, perspektivisch,
weltoffen, verlässlich“ charakterisiert.
Kommuniziert werden diese alles – also nichts sagenden – Zuschreibungen mit
einem komplett überarbeiteten Logo: Bis gestern fühlte sich die HSB mit
einer leicht oval geschwungenen Linie und blau darauf entlangschwebendem
Punkt repräsentiert. Nun ist ein Schlüssel zu sehen. Ein Bremer Schlüssel
für das Logo einer Bremer Institution: Weit unter einer Million Euro habe
dieses Corporate Design gekostet, erklärt Hochschulsprecher Ulrich Berlin.
So eine Viertelmillion? „Da kommen wir der Sache nahe.“
## Merchandising mit T-Shirts
Das Merchandising läuft an: Auf T-Shirts ist das Signet bereits auf dem
Sommerfest zu erwerben. Es soll für die offene, sich in den Stadtteil
öffnende Hochschule stehen, der Schlüsselbart auch die drei
Ausbildungsstandorte symbolisieren und das den Griff markierende Kreuz ein
Marker sein: mitten in der alten Neustadt einen City-Campus zu schaffen.
„Mit Ring-Vorlesungen und Ausstellungen soll sich die Hochschule auch als
Bürgerzentrum zu öffnen“, so Berlin. „Es wäre ja schön, wenn die Hochsc…
tatsächlich offen wäre“, sagt der Asta-Vorsitzende Alexander Mißfeldt. Doch
ab 18 Uhr sind alle Gebäude geschlossen, die Seminarräume sind ständig
verschlossen. Berlin begründet das mit fehlendem Aufsichtspersonal sowie
der Angst vor Diebstählen und Vandalismus.
## Ziel: Drittmittel
Ziel der Imagekampagne ist es, im internationalen Wettbewerb
zahlungskräftige Studenten und mehr Drittmittel anzulocken. Laut
Wissenschaftsplan 2020 soll die Zahl der Erstsemester um 400 auf 1.200
sinken. Diesbezüglich werde die 35-Millionen-Grundfinanzierung um eine
Million Euro jährlich reduziert, so Berlin. „Aber wir wollen nach
Schließung der Studiengänge Journalismus und Volkswirtschaft das fachliche
Angebot nicht noch weiter einschränken und daher Geldgeber finden.“
Solche neuen Hochschul-Liebhaber sollen aus der Wirtschaft kommen. Duale
Studiengänge, die praktische Ausbildung und Bachelorstudium verbinden,
würden diesbezüglich ausgebaut und Fortbildungen für den akademischen
Nachwuchs der Unternehmen angeboten. Weitere Einnahmequelle:
gebührenpflichtige Masterstudiengänge. Das gerade renovierte Hochhaus wird
mit der „Sky Lounge“ in 47 Metern Höhe zudem als Konferenz-Zentrum
vermarktet. Wozu der Asta anmerkt, so würde die Hochschule „in die Hände
internationaler Konzerne getrieben.“ Mißfeldt: „Dies widerspricht unserem
Ideal einer emanzipatorischen und gesellschaftskritischen Bildung aufs
Schärfste.“ Keine Liebesgeschichte …
25 Jun 2015
## AUTOREN
Jens Fischer
## TAGS
Hochschule Bremen
Drittmittel
Asta
Imagekampagne
Universität
Schwerpunkt Gender und Sexualitäten
Informationsfreiheit
Transparenz
Universität
Uni Bremen
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