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# taz.de -- Streit um Zwischenlager: Atommüll soll auch nach Bayern
> Der Streit um Strahlenschrott scheint beendet. Nur ein kleiner Freistaat
> leistet Widerstand: Bayern zeigt sich renitent und will die Pläne
> torpedieren.
Bild: Soll nicht weiter gefüllt werden: Zwischenlager Gorleben.
BERLIN taz | Die bayerische Staatskanzlei schäumt vor Wut. „Politisch
unklug und dreist“ sei das Vorgehen von Bundesumweltministerin Barbara
Hendricks (SPD), ließ Ministerpräsident Horst Seehofer seinen
Staatskanzlei-Chef Marcel Huber am Freitag gen Berlin giften – und drohte
mit Konsequenzen: „Eine Energiewende gegen den Willen einzelner Länder hat
keine Chance“, so Huber.
Grund der freistaatlichen Hasstiraden war ein Plan von
Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) zur Lösung eines dringenden
atompolitischen Problems: Ab 2017 muss Deutschland seinen in 26 Castoren
gelagerten Atommüll aus Frankreich und Großbritannien zurücknehmen.
Die vier für den Müll verantwortlichen Konzerne EnBW, Vattenfall, Eon und
RWE wollten die Castoren eigentlich in das Zwischenlager Gorleben bringen.
Das lehnt der Bund ab: Die Endlagersuchkommission soll bis 2031 im ganzen
Land nach einem finalen Standort für den Atommüll suchen. Noch mehr
Strahlenschrott in Gorleben würde von vielen Beteiligten als Vorfestlegung
auf ein Endlager ebendort gewertet werden.
## BaWü, Hessen, Schleswig-Holstein und Bayern
Die vier Atomkonzerne zogen gegen das Gorleben-Verbot bis vor das
Bundesverfassungsgericht – und wollen diese und andere Klagen nun zumindest
ruhen lassen.
Hendricks hat mit den vier Konzernchefs ausgehandelt, dass fünf Castoren
mit mittelradioaktivem Müll nach Philippsburg in Baden-Württemberg kommen
sollen, je sieben nach Biblis in Hessen, Brokdorf in Schleswig-Holstein und
eben Isar in Bayern. Was Horst Seehofer auf die Palme bringt.
Faktisch kann das Land nicht gegen eine solche Entscheidung vorgehen.
Allerdings droht Bayern ohnehin damit, die Pläne für den Netzausbau im
Rahmen der Energiewende zu torpedieren, und könnte sich nun noch renitenter
zeigen.
Hendricks blieb trotz der Attacken aus München sachlich: Sie machte darauf
aufmerksam, dass in keinem Bundesland so viel Atommüll angefallen ist wie
in Bayern. „Natürlich gehört ein Standort in Bayern dazu“, sagte sie.
Verbindlich ist der Plan noch nicht. Die Atomkonzerne „begrüßten“ das
Konzept lediglich. Unklar ist, wer eventuelle Zusatzkosten übernimmt.
Bisher will der Bund Geld für eine Deckelwechselstation für Castoren
bereitstellen – für das Jahr 2050, in dem Hendricks frühestens mit einem
Endlager rechnet.
19 Jun 2015
## AUTOREN
Ingo Arzt
## TAGS
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