# taz.de -- Kommentar Eons AKW-Strategie: Ein Sieg der Gerechtigkeit | |
> Auch wenn Eon vorerst seine Atomkraftwerke behält, muss die Politik | |
> wachsam bleiben. Eine Flucht aus der Verantwortung ist weiter möglich. | |
Bild: Bleibt vorerst bei Eon: Kernkraftwerk Grohnde in Emmerthal | |
Der Trick klappt nicht. So einfach, wie die Herren von Eon sich das | |
vorgestellt hatten, können sie sich nun doch nicht aus der Verantwortung | |
für ihre strahlenden Altlasten stehlen. Denn sie wollten ihre | |
Atomkraftwerke [1][einfach aus dem Konzern ausgliedern] – und dann | |
vergessen. | |
Das ist zu begrüßen – aus zwei Gründen sogar. Zum einen von der Sache her: | |
Wer Dreck macht, muss für die Folgekosten aufkommen; das Verursacherprinzip | |
ist wesentlicher Grundsatz eines gerechten Wirtschaftssystems. | |
Auch der zweite Punkt ist nicht minder erfreulich: Der Vorfall zeigt, dass | |
die Politik doch nicht so machtlos ist gegenüber der Wirtschaft, wie es | |
manchmal scheint; kaum liegt ein Gesetzentwurf vor, zieht ein | |
Milliardenkonzern die Reißleine. Dieses Lehrbeispiel für das Primat der | |
Politik ist übrigens ein persönlicher Erfolg für Sigmar Gabriel. | |
(Wenngleich man annehmen darf, dass er dabei vor allem seinem guten Gespür | |
für politische Opportunität gefolgt ist – aber egal.) | |
Trotz aller Genugtuung darüber, dass hier im Moment die Gerechtigkeit | |
gesiegt zu haben scheint, gilt es aber weiterhin aufmerksam zu sein. Denn | |
Eon hält unbeirrt an der Aufspaltung in zwei Unternehmen fest. Und das | |
eröffnet dem Konzern natürlich auch weiterhin Fluchtmöglichkeiten. | |
Wenn Eon sich schon nicht direkt der Atomkosten entledigen kann, könnte es | |
ja vielleicht andersherum klappen: Man baut eine Parallelfirma auf, die | |
Teile von Eon übernimmt, und lässt den Atomkonzern auf diese Weise langsam | |
ausbluten. Und schon bleibt die Entsorgung wieder am Steuerzahler hängen. | |
Aus diesem Grund muss Gabriel nun den nächsten Schritt gehen und die Gelder | |
der Atomkonzerne in einen Entsorgungsfonds überführen, über den der Staat | |
wacht. Bisher stehen die gut 38 Milliarden Euro an Rückstellungen nur in | |
den Büchern der Firmen, und keiner weiß, was wirklich noch aktivierbar sein | |
wird, wenn das Geld in Zukunft benötigt wird. | |
11 Sep 2015 | |
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## AUTOREN | |
Bernward Janzing | |
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