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# taz.de -- Castor-Ticker vom 27.11.2011: Bauern blockieren Gleis für 15 Stund…
> Der Sonntag im Wendland war bestimmt durch viele Blockaden auf Schienen
> und Straßen. Der Castorzug kam nur langsam vorwärts. Am Ende kapitulierte
> die Polizei an einer Betonpyramide.
Bild: Warten auf den Castor: Blockierer bei „X-tausendmal quer“ in Gorleben.
## 23.50 Uhr. Nächste Aufforderung - kaum Reaktion
Hitzacker. Soeben ist die zweite Aufforderung ergangen, die Gleise zu
verlassen. Nur wenige der Blockierer kommt der Aufforderung nach. Noch
lässt die Polizei sie durch. Der Großteil scheint sich aber räumen lassen
zu wollen.
## 23.45 Uhr: Korrekte Polizei
Hitzacker. Die Polizei ist jetzt besonders korrekt und droht auch noch
einzeln „einfache körperliche Gewalt“ bei Widerstand an. Einige Blockierer
rufen „Jetzt geht´s los. Jetzt geht´s los.“ Darauf der Polizeisprecher:
„Die, die da ´jetzt geht´s los´ rufen muss ich enttäuschen. Es wird noch
zwei weitere Durchsagen dieser Art geben - und dann geht´s los.“
## 23.42 Uhr: Anerkennung der Polizei - und die erste Aufforderung
Hitzacker. Eine denkwürdige Ansage der Polizei: „Anerkennung und Respekt
für den friedlichen Protest in Hitzacker.“ Sodann weist der Sprecher darauf
hin, dass der Castortransport so lange aufgehalten wurde wie noch nie.
Jubel brandet auf unter den 1000 Blockierern auf den Schienen. Der
Polizeisprecher weiter: „14 Stunden Blockade mit einer Pyramide - die
Polizei ist zweiter Sieger. Es folgen jetzt die Ihnen sicherlich bekannten
Formaldurchsagen der Polizei. Sollten Sie trotzdem noch Fragen haben,
können sie sich jederzeit an uns wenden. Wir bemühen uns, die nächsten
Stunden möglichst transparent zu machen.“
Danach folgt die erste Aufforderung, die Schienen zu verlassen.
## 23.33 Uhr: „Samenstau statt Super-Gau“
Grippel: Der Vorsitzende der niedersächsischen Gewerkschaft der Polizei,
Dietmar Schilff und sein Pressesprecher Christian Hoffmann stehen in einem
Gewerkschaftsbus auf der Straße an einer Polizeikontrolle. Die beiden
fahren in ihrem Bus durch die Nacht, um sich persönlich ein Bild von der
Situation der Beamten vor Ort zu machen. Auch ihr Bus wird von den
diensthabenden Kollegen inspiziert. „Das geht bei uns aber etwas schneller,
viele Kollegen kennen uns ja“, lächelt Schilff.
Da kommt ein Beamte im Dienst. Ob er mal kurz in den Kofferraum schauen
dürfte. Dort liegen die Give-aways, die die Polizeigewerkschaft, die sich
selbst für eine Absage des Castortransportes eingesetzt hatte, an Kollegen
verschenkt. Es sind Gummibärchen und kleine Taschenlampen. Die
Jugendorganisation der Polizeigewerkschaft hat noch besser Geschenke im
Angebot: Kondome mit der Aufschrift „Samenstau statt Super-GAU“. „Die sind
der Renner bei den Kollegen“, sagt Schilf.
## 23.25 Uhr: Zu hell zum Schlafen
Gorleben. An dem einen Ende der Straßenblockade schallt Bob Marley über die
Boxen. Davor hüpfen und wippen 20 Menschen durch die Nacht. Die Bäume
zittern im Strobo-Licht. Am anderen Ende liegen Blockierer unter
Polizeischeinwerfern. „Ist mir echt zu hell hier zum Schlafen“, sagt einer
und zieht weiter. Zwischen diesen beiden Szenen liegen rund 200 Meter und
hunderte Blockierer, die sich unter Plastikplanen schlafen gelegt haben.
## 23.20 Uhr: Positives Zwischenfazit
Straßenblockade Gedelitz: „Ich bin begeister“, sagt Christoph Bautz, die
Wollmütze über beide Ohren gezogen, die Hände in den Taschen. Der
Geschäftsführer des Kampagnenportals Campact zieht ein durchweg positives
Zwischenfazit zu den bereits lang andauernden Protesten. Er steht in der
Mitte der Straßenblockade. „Wir wussten, dass wir auch nach dem
Atomausstiegsbeschluss noch einen starken Kern mobilisieren können. Wir
wussten aber nicht, dass der Kern so stark ist.“
## 23.10 Uhr: Räumung der Schiene scheint bevorzustehen
Die Räumung der Gleise bei Hitzacker steht offenbar kurz bevor. Immer mehr
Polizisten kommen zusammen, an einigen Stellen stehen sie in zwei Reihen
neben den Gleisen, Videokameras werden gezückt. Wasserwerfer sind zu sehen.
Neben den Schienen werden große Mengen Würstchen gegrillt und den
Blockierern durch die Polizeikette hindurch gereicht. Jubel und „Totes
Tier“-Rufe sind die Reaktion. Noch immer sitzen rund 1000 Menschen auf den
Schienen. Außer einem kurzem Krächzen gab es bisher aber noch keine Ansage
aus dem Polizei-Lautsprecher. Bevor geräumt werden kann muss die Polizei
dies eigentlich drei Mal ansagen.
## 22.42 Uhr: Die Bauern sind frei
Hitzacker. Alle vier Landwirte sind jetzt frei. Ihre Forderungen, dass die
Polizei ihr Scheitern an der Technik in einer Pressemitteilung einräumt,
sei erfüllt worden, sagte Sprecher Herbert Waltke der taz. Auch die
Forderung, dass der Castor zwei Kilometer vor der Blockade gestoppt werden
sollte, sei erfüllt worden. Nicht durchsetzen konnten die Bauern ihre
Forderung, dass der Zug symbolisch ein Stück zurückfährt.
## 22.40 Uhr: Danke an die Lotsen
Hitzacker. Die taz dankt im übrigen Rolf und Maximilian aus Lüneburg, die
den Reporter in einer ganz eigenen, tollkühnen Ralley von Neetzendorf nach
Hitzacker lotsten, immer auf den Fersen des Castors! Rolf lacht: „Das
machen wir ja nicht zum ersten mal!“
## 22.30 Uhr: Der Castor steht
Hitzacker. Nun steht der Castor doch, auf einer Ackerstrecke vor Hitzacker.
Inzwischen reihen sich Polizisten wie eine Ameisenkette daneben auf.
Aktuell postieren sich südlich auch mehrere Wasserwerfer dazu, darüber
kreist weiter der Helikopter. Vor einem sehr schönen, klaren Sternenhimmel
wohlgemerkt!
## 22.20 Uhr: Durchfahrt frei
Bei Gusborn. Die südliche Strecke ist nur noch für Anwohner passierbar. Die
Signalwesten der Polizisten, die Patroullie laufen und die Büsche
kontrollieren, leuchten im Licht der Autoscheinwerfer. Bei einer
Polizeikontrolle weisen die Beamten darauf hin, dass es auf der Straße
zwischen Dannenberg und Grippel eine Blockade gäbe und die Durchfahrt auch
für Journalisten nicht möglich sei. Wie sich kurz darauf zeigt, stimmt das
nicht.
## 22.16 Uhr: Bauern beenden freiwillig ihre Blockade
Hitzacker. Die vier Bauern, die seit den Morgenstunden in einer
Betonpyramide angekettet die Gleise blockieren, geben ihre Blockade
freiwillig auf. Ein Sprecher verlas eine Erklärung. Darin sagen sie unter
anderem, dass durch das teilweise unbesonnene Vorgehen der Polizei ihre
Sicherheit nicht mehr bewährleistet sei. Im Gegenzug für das freiwillige
Ende ihrer Aktion forderten sie eine Erklärung der Polizei, die die
Blockade anerkennend würdigt. Diese Mitteilung ist unterdessen
veröffentlicht:
“Am heutigen Sonntagmorgen ketteten sich vier Aktivisten der bäuerlichen
Notgemeinschaft gegen 07.15 Uhr in einer Betonpyramide an, die zuvor auf
die Gleise nahe Hitzacker verbracht wurde. Die vor Ort eingesetzten
Polizeitechniker stellten nach mehrstündiger Arbeit an der Pyramide fest,
dass hier augenscheinlich ein durchdachtes, ausgeklügeltes und nach Angaben
der Aktivisten sicheres System vorliegt. Die Polizei befürchtete, dass die
Aktivisten durch weitere Arbeiten Schäden an Leib und Leben davontragen
könnten, so dass intensive Gespräche vor Ort geführt wurden. Die Polizei
sieht sich nach derzeitigem Stand in zumutbarer Zeit nicht in der Lage, die
Personen unverletzt zu befreien. Die Aktivisten haben nunmehr entschieden,
zur Sicherung der eigenen Gesundheit die Aktion zu beenden.“
## 22.12 Uhr: Roth vs. Kretschmann
Hitzacker. In der Blockade auf den Schienen gibt es jetzt auch Pasta.
Claudia Roth, Parteichefin der Grünen, ist vom Parteitag nach Hitzacker
gekommen und ist jetzt auch an der Schiene. Sie erzählt der taz, dass sie
gleich bei der Ankunft von „martialischer Polizei aus Dresden“ empfangen
wurde und kritisiert Wasserwerfer- und Pferdeeinsaetze „gegen Menschen, die
einfach nur ihre Grundrechte wahrnehmen wollen“. Zu den Äußerungen ihres
Parteifreundes und Ministerpräsidenten von Baden-Württemberg Winfried
Kretschmann, der gesagt hatte, man müsse dieses Jahr nicht mehr gegen den
Castortransport demonstrieren, sagt sie: „Als Baden-Wuerttemberger sollte
er doch wissen, was ziviler Ungehorsam bewirken kann“ und setzt hinzu: „Wir
haben uns damals von Trittin nicht das Demonstrieren verbieten lassen, und
jetzt machen wir das auch nicht“.
## 22.10 Uhr: Mehr als 200 Verletzte gemeldet
Bei den Protesten gegen den Castor-Transport sind bis Sonntagabend mehr als
200 Verletzte gemeldet worden. Bei etwa 160 Demonstranten handle es sich um
Folgen der Schlagstock- und Reizgaseinsätze der Polizei, sagte eine
Sprecherin der Rettungszentrale der Bürgerinitiative (BI) Umweltschutz in
Dannenberg auf dapd-Anfrage. Mindestens drei Demonstranten wurden demnach
schwer verletzt.
Die Polizei vermeldete 51 verletzte Einsatzkräfte, mehrere von ihnen seien
dienstunfähig. Zudem seien 16 Polizeiwagen beschädigt worden. Mehrere
Personen wurden festgenommen. Auch zwei Sanitäter erlitten den Angaben der
Rettungszentrale zufolge Verletzungen. (dapd)
## 22.05 Uhr: Dixieklos blockieren taz-Team
Dannenberg. Das taz-Ticker-Mobil kommt nur langsam voran Richtung Gorleben.
Der Grund sind aber weder Polizeikontrollen noch Bauersperren, sondern zwei
mit Dixieklos beladene Sattelschlepper.
## 22.00 Uhr: Der Castor rollt weiter
Harlingen. Nichts ist mit Übernachtung des Castors kurz vor Hitzacker.
Soeben passierte der Zug die Stelle, an der Nachts zuvor noch Tausende
blockierten. Jetzt stehen auf dem Acker nur noch vereinzelte Trainspotter.
Und drei Aktivisten mit Großbann: „Verstrahlt von Hass“ steht darauf.
## 21.30 Uhr: Die Stimmung kippt
Hitzacker. Die Stimmung am Bahndamm verschlechtert sich: Schwarz vermummte
Polizisten bilden einen dichten Ring um die Lanwirte und ihre Pyramide.
Dadurch ist kaum mehr etwas zu sehen, Fragen werden nicht beantwortet. Der
Hintergrund der Aktion ist unklar.
## 21.25 Uhr: In Gorleben wird getanzt
Gorleben. Rund 1000 Menschen blockieren noch immer die Straße bei Gorleben,
und es kommen weiter kleinere Grüppchen dazu. Hier herrscht entspannte
Stimmung, die Polizei glänzt größtenteils mit Abwesenheit. Am Ende der
Straßenblockade wird zu Elektromusik getanzt.
## 21.15 Uhr: „You are the champion“
Bahndamm Hitzacker. Die Pyramide der Bauern steht nun seit 14 Stunden auf
den Schienen. Damit ist es nun offiziell die längste Einzelaktion aller
Zeiten: Der berühmte Bierlaster von Greenpeace hielt im vergangenen Jahr
13,5 Stunden. Doch Greenpeace gibt sich noch nicht geschlagen. Noch ist der
Transport ja nicht am Ziel, sagt Greenpeace-Atomexperte Matthias Edler. Die
Massen bejubeln die Bauern und singen „You are the champion“.
## 21.10 Uhr: Brennende Straßenbarrikaden
Metzingen. Kurz hinter dem Ortsausgang Richtung Hitzacker brennen
Straßenbarrikaden. Reifen und Strohballen stehen in Flammen.
## 21.00 Uhr: Castor-Gucken in Pommoissel
Pommoissel. Der Castor rollt an Pommoissel vorbei - und das halbe Dorf
steht am Bahnübergang und schaut zu. Unterdessen gibt es Gerüchte, dass der
Castor in Harlingen, rund 2 Kilometer vor Hitzacker, über Nacht in einem
gesicherten Bereich geparkt wird. Dort soll die Polizei Scheinwerfer und
Natodraht aufgebaut haben. Das berichten die Kollegen vom
[1][Castorticker.]
## 20.55 Uhr: Greenpeace hält an Anzeige fest
Greenpeace will an ihrer Strafanzeige gegen den niedersächsischen
Umweltminister Hans-Heinrich Sander (FDP) festhalten. Die
Umweltschutzorganisation hat nach eigenen Angaben gegen den
Ablehnungsbescheid der Staatsanwaltschaft Lüneburg vom vergangenen
Donnerstag Beschwerde eingelegt.
“Wir sind der Meinung, dass Sander sich einer Straftat schuldig gemacht
hat, als er die weitere Einlagerung von Atommüll in das Zwischenlager
Gorleben genehmigte. Da der Strahlengrenzwert bis Jahresende überschritten
wird, ist Sanders Zustimmung zum Castor-Transport rechtswidrig“, sagte der
Greenpeace-Atomexperte Tobias Riedl am Sonntag.
Neben Greenpeace hatte Anfang November auch die Bürgerinitiative
Umweltschutz Lüchow-Dannenberg (BI) Anzeige gegen Sander gestellt. Die BI
hat nach eigenen Angaben aber bislang keinen negativen Bescheid von der
Staatsanwaltschaft bekommen.
Beide Organisationen werfen Sander vor, erhöhte Messwerte am
Atommüll-Zwischenlager in Gorleben ignoriert zu haben. Der gesetzliche
Grenzwert von 0,3 Millisievert könnte auch ohne weitere Castoren
überschritten werden. Sander hatte jüngst gesagt: „Mein Bestreben ist es,
die bestehenden Zweifel möglichst auszuräumen.“ (dpa)
## 20.45 Uhr: Castor 15 Kilometer vor Hitzacker
Bahnübergang Eichdorf. In gemächlichem Tempo passiert der Castorzug den
Bahnübergang Eichdorf, rund 15 Kilometer vor Hitzacker. 20 Schaulustige
sehen zu, einer pustet einsam in seine Trillerpfeife.
## 20.40 Uhr: „Castor? Schottern!“-Aktion beendet
Die Aktivisten der Kampagne „Castor? Schottern!“ erklären per
Pressemitteilung ihre Aktionen für dieses Jahr für beendet. “An
verschiedenen Stellen haben wir mehrere Meter der Schienen unterhöhlt, ein
Reparaturzug ist notwendig. Unsere Strategie, uns möglichst in Raum und
Zeit aufzufächern, ist nicht vollständig aufgegangen, trotzdem konnten wir
die Polizei mit Schotteraktionen und ausgefeilten Finten überraschen“,
erklärt eine Sprecherin. Nach eigene Angabe nahmen am Samstag über 1000
Menschen an den Aktionen teil.
## 20.20 Uhr: Castor gesichtet
Seedorf. Der Castor rollt! Soeben hat ihn die taz erstmals seit Göttingen
zu Augen bekommen. Bei Seedorf, etwas östlich von Dahlenburg, zuckelte er
nur wenige Meter vom Reporter entfernt an einem Bahnübergang vorbei.
## 20.05 Uhr: Zweite Blockade wächst
Hitzacker - Bahndamm nahe Bahnübergang. Die Polizei hat die Kette
aufgegeben, der Weg zum Gleis ist über einen Garten frei. Nun strömen immer
mehr Menschen zur zweiten Blockade. Etwa 300 Menschen sitzen jetzt dort auf
den Schienen. Die Beamten lassen sich anmerken, mit der Entscheidung der
Einsatzleitung unzufrieden zu sein.
## 19.55 Uhr: Polizei riegelt Blockade ab
Hitzacker - Bahndamm nahe Bahnübergang. Einige hundert Meter östlich der
großen Schienenblockade ist eine weitere Gruppe von knapp 100 Menschen auf
die Schienen gelangt. Weitere stehen am Bahndamm und werden von der Polizei
zurückgehalten. Sie werfen vereinzelt Essen auf die Gleise. Auch zur großen
Blockade lässt die Polizei niemanden mehr. Wer durch Gärten dorthin
gelangen will, wird gejagt.
## 19.45 Uhr: Castor fährt wieder los
Berlin. Radio Freies Wendland berichtet, dass der Castor den Bahnhof
Dahlenburg wieder verlassen hat. Er wurde wohl lediglich betankt. Noch
immer ist die Schiene allerdings nicht frei. Es warten zwei Blockaden in
Hitzacker und die Betonpyramide mit vier angeketteten Bauern. Der Zug ist
mittlerweile über 100 Stunden unterwegs.
## 19.30 Uhr: Falsche Gerüchte
Lüchwo-Dannenberg. Gerüchten, die Polizei habe den gesamten Landkreis
abgesperrt und lasse nur noch Pressevertreter durch, erteilt die
Pressestelle eine klare Absage. „Das ist absoluter Quatsch“, sagt ein
Sprecher. Die Kreisstraße 30 sei zwischen Jameln und Klein-Gusborn wegen
eines Verkehrsunfalls mit zwei Toten gesperrt. Der Unfall stehe in keinem
Zusammenhang zum Castortransport. „Möglicherweise hat das bei einigen den
Eindruck erweckt, es sei großflächig abgesperrt“, vermutet der
Polizeisprecher.
## 19.20 Uhr: Polizei stellt Betonarbeiten ein
Bahndamm Hitzacker. Die Polizei scheint mit ihrem Latein am Ende zu sein:
Die Techniker haben die Arbeiten an der Betonpyramide eingestellt. Einen
Grund nannte ein Sprecher nicht. Möglicherweise hofft die Polizei, dass die
Blockierer sich erschöpft selbst befreien. Im Moment laufen Verhandlungen,
sagte Herbert Waltke von der Bäuerlichen Notgemeinschaft zur taz. Das
Problem mit dem eingeklemmten Arm sei mittlerweile entschärft. Die
Blockierer machen unterdessen nicht den Eindruck, dass sie aufgeben wollen.
Einer von ihnen schwenkt unter dem Jubel der Umstehenden die (freie) Faust.
## 19.15 Uhr: Castor stoppt
Berlin. Der Castor-Transport legt am frühen Sonntagabend am Bahnhof
Dahlenburg eine Pause ein. Etwa neun Kilometer vor massiven Gleisblockaden
auf der Strecke nach Dannenberg kam der Zug am Sonntagabend zum Stehen, wie
eine dapd-Reporterin vor Ort berichtete. In Hitzacker hinter hatten sich
vier Aktivisten über eine komplizierte Konstruktion an die Schienen
gekettet.
Am Bahnhof Dahlenburg waren den dapd-Berichten zufolge Polizeiwagen mit
Scheinwerfern aufgestellt und Stacheldraht ausgelegt worden. Der Transport
hatte dort schon 2010 mehrere Stunden pausiert (dapd)
## 19.10 Uhr: Claudia Roth verteidigt Teilnahme an Protesten
Berlin. Die Grünen-Bundesvorsitzende verteidigt ihre Teilnahme an den
Anti-Castor-Protesten im Wendland. Sie werde solange demonstrieren, bis das
letzte Atomkraftwerk vom Netz gegangen sei, sagte Roth am Sonntagabend in
der ARD-Sendung „Bericht aus Berlin“. Als „absolut unverantwortlich“
bezeichnete sie es, dass die schwarz-gelbe Landesregierung in Niedersachsen
den Transport genehmigt habe, obwohl Umweltschützer am Atommülllager
Gorleben erhöhte Strahlenwerte gemessen hätten. Zudem gebe es noch immer
keine ergebnisoffene Endlagersuche. Sonst müsste Umweltminister Norbert
Röttgen (CDU) in Gorleben einen Baustopp erklären.
Roth war wie weitere Grünen-Politiker nach dem Kieler Grünen-Parteitag am
Sonntag ins Wendland gefahren, um die Proteste gegen den Castor-Transport
zu unterstützen (dapd)
## 18.40 Uhr: Oldendorfer Brücke wieder frei?
Oldendorf. Die Polizei gibt bekannt, dass die Brücke wieder für den Verkehr
geöffnet werden soll. Dann bliebe der Castor heute Nacht dort, wo er ist,
glaubt man derzeit an der Mahnwache. Die Polizei räumt noch ein gutes
Dutzend gelbe Fässer samt Trommler von der Straße, dann sollten die Autos
demnächst wieder rollen.
## 18.32 Uhr: Zweite Sitzblockade bei Hitzacker
Berlin. Bei einem Bahnübergang nahe Hitzacker soll sich soeben eine zweite
Blockade auf auf den Schienen gebildet haben, berichtet das Radio Freies
Wendland. Derzeit steht der Castor im Bahnhof Dahlenburg. Die Kollegen vom
Castorticker berichten zudem davon, dass fünf Trecker von der Polizei
beschlagnahmt wurden. Ein Bauer soll „verhaftet“ worden sein.
## 17.45 Uhr: „Barrikaden bringen nichts“
Gorleben. Die Organisation der „X-tausendmal quer“-Blockade ist
professionell. Eine zweite Volxküche gibt Suppe und Heißgetränke aus,
Dixi-Klos wurden herangeschafft, ein mobiler Disko-Wagen spielt Musik,
davor tanzen die Leute. Es hat aufgehört zu regnen, das Wetter soll laut
Prognose trocken bleiben. Die Posaunenbläser haben eingepackt. Drei
Jugendliche schleppen Kiefernzweige auf die Fahrbahn, was die Organisatoren
gar nicht toll finden. Einer belehrt die Jungs, dass "Barrikaden“ nichts
bringen.
## 17.40 Uhr: Forderungen der Bäuerlichen Notgemeinschaft
Berlin. Die Bäuerliche Notgemeinschaft Lüchow-Dannenberg artikuliert
[2][auf ihrer Facebook-Seite] noch einmal ihre Forderungen: Sie fordern
einen sofortigen Baustopp im Gorlebener Salzstock sowie den sofortigen
Stopp aller Castortransporte nach Gorleben, bis der Umgang mit dem Atommüll
geklärt sei.
## 17.35 Uhr: Blockiererin in Pyramide eingeklemmt
Hitzacker. Probleme beim Versuch, die Blockierer aus der Pyramide zu
befreien: Die innere Pyramide hat sich etwas abgesenkt und verkantet.
Dadurch wurde der Arm der weiblichen Blockiererin eingeklemmt. „Selbst wenn
sie wollte, könnte sie sich derzeit nicht selbst befreien“, sagte
Polizeisprecher Holger Jureczko der taz. Die Polizisten versuchen, die
Pyramide zu stabilisieren. Mit Endoskopen verfolgen sie dabei, wie es im
Inneren aussieht.
## 17.30 Uhr: Sitzblockade noch mit Pkws erreichbar
Berlin. Die Initiative „X-tausendmal quer“ teilt in einer Pressemitteilung
mit, dass die Sitzblockade in Gorleben derzeit noch mit Autos erreichbar
ist. Nach dem Durchzug von Regen richte man sich nun auf die Nacht ein.
Essen, Toiletten, Planen und Decken seien vor Ort eingetroffen. Die Polizei
habe zwar bereits die dritte Aufforderung zum Verlasssen der Straße
erteilt, der die AtomkraftgegnerInnen jedoch nicht gefolgt seien. Derzeit
gebe es keine Anzeichen für eine unmittelbar bevorstehende Räumung.
## 17.25 Uhr: Video von Polizeieinsatz aufgetaucht
Metzingen. Eine Gruppe von Amateurfilmern namens „Filmpiraten“ hat
[3][Videoaufnahmen von Zusammenstößen zwischen Polizei und Castor-Gegnern]
veröffentlicht. Das rund 15-minütige Video enthält Szenen, der auch von der
Politik diskutierten Konfrontation vor einem Aktivisten-Camp in Metzingen
in der Nacht zum Samstag. Die Aufnahmen, die auch Lücken enthielten,
dokumentierten Gewalt von beiden Seiten. (dapd)
## 17.23 Uhr: Oldendorfer Brücke bereit für Castor-Überfahrt
Oldendorf. Über vierzig Polizeiwagen riegeln die Oldendorfer Brücke ab, das
Gleisbett ist ausgeleuchtet. Eine Beamtin rechnet mit der Ankunft des
Castors in 20 bis 30 Minuten.
## 17.19 Uhr: Castor 30 Kilometer vor Hitzacker
Berlin. Dem Infoportal castorticker.de“ zufolge hat der Atommüll-Transport
Bavendorf passiert. Damit ist er nun noch etwa dreißig Kilometer von
Hitzacker entfernt, wo die nächste große Blockade auf ihn wartet.
## 17.10 Uhr: Von Räumung keine Spur
Gorleben. Trotz Sturm und Regen herrscht bei der Sitzblockade von
“X-tausendmal quer“ entspannte Stimmung. Ein Posaunenchor spielt
Weihnachtslieder. Räumung scheint trotz Polizeiultimatum nicht
bevorzustehen. Die Teilnehmerzahl ist aufgrund einsetzender Dunkelheit
schwer zu schätzen.
## 16.55 Uhr: „Raffinierte Technik“
Bahndamm Hitzacker. Bald zehn Stunden liegen die Mitglieder der bäuerlichen
Notgemeinschaft - drei Männer und eine Frau - nun schon auf dem Bahndamm.
Jeweils ein Arm der vier steckt in der Betonpyramide, die auf dem Bahmdamm
verankert ist. Die Polizei kommt nur langsam voran.
“Das ist schon eine raffinierte Technik“, sagt Polizeisprecher Holger
Jureczko anerkennend. Die Pyramide bestehe aus mehreren Schichten, so dass
sie nicht angehoben werden könne, ohne die Menschen zu verletzen. Und im
Beton befänden sich diverse Armierungen aus Stahl, die das Aufmeißeln
erschwerten. Den Blockierern geht es gut. „Wir geben niemals auf“, rief
Georg Janßen, einer der Blockierer dem taz-Reporter zu.
## 16.50 Uhr: Mobilfunk überlastet
Berlin. Bis auf T-Mobile seien alle Mobilfunknetze im Wendland überlastet,
[4][berichten AktivistInnen auf Twitter.]
## 16.40 Uhr: Kommen und Gehen in Metzingen
Metzingen, Camp. Gemütliches Kommen (die letzten Freigelassenen aus dem
Kessel in Harlingen) und Gehen (laut Infopunkt zieht‘s die meisten zur
Blockade nach Hitzacker). Im Camp dampfen die riesigen Vokütopfe, draußen
zieht eine Polizeiwagenkarawane nach der anderen vorbei - gen Westen, zum
Castor.
## 16.35 Uhr: Doch kein Richterentscheid zu Polizeikessel
Dannenberg. Richter Thomas Stärk vom Amtsgericht Dannenberg hat Berichten
widersprochen, wonach er in einem Urteil das Festsetzen von
Atomkraftgegnern für rechtswidrig erklärt haben soll. Der
Nachrichtenagentur dapd sagte er am Sonntag, dass es kein Urteil, sondern
nur Beschlüsse gebe. Eine Entscheidung zu der Maßnahme an sich gebe es
nicht, es werde nur in Einzelfällen entschieden. (dapd)
## 16.25: Castor rollt weiter
Berlin. Nach der Auflösung des Betonklotzes bei Vastorf rolle der Castorf
nun weiter in Richtung Hitzacker, [5][meldet Greenpeace über Twitter].
## 16.20 Uhr: Mit Kürbissuppe und Bananen
Bahndamm Hitzacker. Die berühmte Orga-Struktur des Wendlandes in Aktion:
Schon kurz nachdem die vielen hundert Blockierer sich auf dem Gleis
niedergelassen haben, werden sie mit veganer Kürbissuppe und Bananen
versorgt. Eine zehnköpfige Band unterhält sie mit Blasmusik. Die Stimmung
ist ensprechend gut, zumal auch der Regen wieder aufgehört hat und die
Planen zur Seite gelegt werden konnten.
## 16.05 Uhr: Polizeitechniker setzen Bohrmaschinen an
Hitzacker. Die Polizei hat soeben begonnen, an der Betonpyramide auf den
Gleisen zu bohren.
## 16.03 Uhr: Vier angekettete Castor-Gegner frei
Gorleben. Nach fast 15 Stunden hat die Polizei am Sonntagnachmittag auch
den letzten von vier angeketteten Castor-Gegnern an einer Zugstrecke im
Kreis Lüneburg befreit. Das berichtet die Nachrichtenagentur dpa. Drei
Männer und eine Frau hatten sich kurz nach Mitternacht mit den Armen in
einer Betonkonstruktion aus Röhren und Stahlgittern festgekettet. Sie
konnten nach Auskunft der Polizei unversehrt befreit werden. Der mit hoch
radioaktivem Atommüll beladene Castor-Zug näherte sich der Blockadestelle
und wartete am Ende des Polizeieinsatzes in rund 500 Meter Entfernung.
(dpa)
## 15.55 Uhr: Angekettete stellen Forderungen
Berlin. Die Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg (BI)
übermittelt in einer Pressemitteilung die Forderungen der Aktivisten, die
sich bei Hitzacker an die Gleise gekettet haben. Demnach seien die vier
Atomkraftgegner bereit, sich aus der Betonpyramide zu lösen und das Gleis
zu verlassen, sollte das Bundesumweltministerium einen sofortiger Baustopp
im Gorlebener Salzstock, einen sofortiger Stopp aller Castortransporte nach
Gorleben sowie den Verzicht von Strafverfolgung der Angeketteten zusagen.
## 15.52 Uhr: Hunderte Blockierer neben Pyramide bei Hitzacker
Hitzacker. Polizeitechniker versuchen noch immer, die Beton-Pyramide der
Bauern zu knacken. Man sieht Funkenflug von einer Flex. Neben der
Bauernaktion ist eine neue Sitzblockade entstanden: Rund 400 Menschen
sitzen trotz Regen auf den Gleisen, mehrere 100 stehen daneben. Die Polizei
schaut zu.
## 15.50 Uhr: Blockierer vor Gorleben sollen gehen
Gorleben. Zweite Durchsage der Polizei an die Teilnehmer/innen der
“X-tausendmal quer“-Blockade: Die Versammlung sei nicht vom
Versammlungsrecht gedeckt. Die Leute sollen sich entfernen. Diese reagieren
locker, einige lachen, andere pfeifen. Weiterhin Zulauf. 100 Meter entfernt
ein Info-Punkt der Castorgegner mit Volxküche, Feuer und kleinem
Aufenthaltszelt. Blockierer sind auf längeren Aufenthalt eingestellt. Viele
haben Strohsäcke, Folien und Iso-Matten dabei.
## 15.46 Uhr: Aktion in Gleisbett ist beendet
Varstorf/Barendorf. Die Polizei hat die letzte der vier Personen, die sich
an einem Betonklotz angekettet hatten, losgekettet. Die AktivistInnen
werden derzeit ärztlich untersucht, zwei von ihnen im Krankenhaus, sagt
eine Unterstützerin. Der Castor könne nur wenige hundert Meter entfernt
sein - der Reparaturzug, der vorneweg fährt, sei schon am Aktionsort
angekommen. Über 15 Stunden hat die Blockade der “Freien Gruppe
unabhängiger Aktivisten“ gedauert. Die Polizei war gut zwölf Stunden damit
beschäftigt, die vier zu entfernen.
## 15.45: Kessel in Harlingen vollständig aufgelöst
Harlingen. Die letzten AktivistInnen haben den Polizeikessel verlassen. Die
meisten wurden freigelassen, ein Teil wurde in eine Gewahrsamseinrichtung
nach Lüchow gebracht. Nach Angaben der Aktion “X-tausendmal quer“ sind die
letzten 200 Ingewahrsamgenommenen im Plarzregen frei gelassen worden. Ein
Polizeisprecher vor Ort sagt, die Leute seien aufgrund eines
Richterbeschlusses freigelassen worden. Richter Thomas Stärk vom
Amtsgericht Dannenberg hatte am Vormittag entschienden, dass die
Ingewahrsamnahme der Gleisblockierer von Harlingen rechtswidrig war.
## 15.38 Uhr: „Heute vormittag hätten wir nicht verladen können“
Dannenberg, Umladestation. Möglicherweise steht dem Castor sein stärkster
Gegner noch bevor: Es regnet und windet nicht zu knapp in Dannenberg. „Mein
Gefühl ist, wäre der Castor heut Vormittag gekommen, hätten wir nicht
verladen können“, so Sprecher Jürgen Auer von der Betreibergesellschaft GNS
zur taz. Entscheidend aber sei der Windmesser am Verladekran - und der wird
erst beim Eintreffen des Castors ausgefahren.
## 15.25 Uhr: Polizei setzt Frist
Gorleben. An der Blockade der Aktion „X-tausendmal quer“ nehmen momentan
rund 800 Atomkraftgegner teil. Trotz Wind und Regen herrscht eine
entspannte Stimmung. Die Polizei erklärt die Versammlung mit Verweis aufs
Demoverbot für unzulässig und verlangt deren Auflösung innerhalb einer
halben Stunde.
## 15.20 Uhr: Noch immer 300 AktivistInnen im Kessel
Harlingen. Der Polizeikessel in Harlingen ist entgegen den Ankündigungen
der Polizeiführung noch nicht aufgelöst. Schätzungsweise 300 Menschen
befinden sich noch auf der provisorischen Gewahrsamstelle auf einem Acker
neben den Gleisen. Sie waren in den frühen Morgenstunden von einer
Schienenblockade abgeräumt worden. Viele der Festgesetzten diskutieren seit
Stunden über das Angebot der Polizei, freigelassen zu werden, wenn Sie ihre
Personalien angeben. Andernfalls werden sie zur Identitätsfeststellung in
eine Gewahrsamseinrichtung nach Lüchow gebracht.
## 15.10 Uhr: Nach dem Halt ist vor dem Halt
Berlin. Laut Castorticker ist der Castorzug wenige Meter vor einer
Sitzblockade erneut zum Stehen gekommen. Die Blockade von etwa 250
AktivistInnen befinde sich westlich des Betonklotzes bei Vastorf,
[6][meldeten AktivistInnen vor Ort über Twitter]. Am Betonklotz soll noch
immer ein Mensch festgekettet sein. Der Norddeutsche Rundfunk (NDR) meldet,
auch an der Betonpyramide bei Hitzacker seien die Aktivisten noch
festgekettet; und noch immer sammeln sich dort Menschen zu einer
Sitzblockade.
## 15.05 Uhr: Autonome beschießen Polizisten
Metzingen. Mehrere militante Castor-Gegner haben am Sonntag offenbar in
einem Waldstück bei Metzingen sowohl Polizisten als auch Journalisten mit
Zwillen beschossen. Das berichtete ein dapd-Fotograf vor Ort. Die Polizei
bestätigte dies und schickte am Nachmittag mehrere Hundertschaften los, um
gegen die Angreifer vorzugehen.
In einem Camp in Metzingen kommen zu Castor-Zeiten traditionell Autonome
unter. Sie gerieten in den drei Nächten von Donnerstag bis Sonntag
wiederholt mit den Beamten aneinander und bewarfen diese unter anderem mit
Holzpfählen und Böllern. Die Polizei setzte ihrerseits Wasserwerfer,
Pfefferspray und Schlagstöcke ein. (dapd)
## 14.58 Uhr: Trommeln, schlafen, feiern
Hitzacker. Die Polizisten sind immer noch ratlos, was sie mit der Pyramide
auf den Gleisen machen sollen. Die Demonstranten können ungehindert auf die
Gleise. Sie trommeln, schlafen, feiern.
## 14.50 Uhr: Wetter kein Hindernis mehr
Hamburg. Das Wetter wird den Castor-Transport wohl nicht mehr behindern.
Von Montag an werden im Wendland nur noch Winde der Stärken sieben und
niedriger erwartet, erklärte der Deutsche Wetterdienst am Sonntag der
Nachrichtenagentur dapd. Das würde das Umladen der Behälter in der
Verladestation Dannenberg vom Zug auf Tieflader nicht mehr gefährden. Die
Betreiberfirma des Zwischenlagers Gorleben hatte zuvor bestätigt, dass
Winde mit höherer Stärke ein Problem seien. Da der Sonderzug allerdings am
Samstag und Sonntag unerwartet lange in Maschen südlich von Hamburg Station
machte, wird ein Verladen des Atommülls in Dannenberg erst in der Nacht zu
Montag erwartet. (dapd)
## 14.45 Uhr: Greenpeace bleibt bei Strafanzeige gegen Umweltminister
Dannenberg. Die Umweltschutzorganisation Greenpeace teilt in einer
Pressemitteilung mit, sie halte an ihrer Strafanzeige gegen den
niedersächsischen Umweltminister Hans-Heinrich Sander (FDP) fest. Man habe
gegen einen Ablehnungsbescheid des Staatsanwalts vergangenen Donnerstag
Beschwerde eingelegt.
“Die Begründung der Staatsanwaltschaft ist äußerst fadenscheinig und lässt
mangelnde Sachkenntnis erkennen“, sagt Greenpeace-Sprecher Tobias Riedl:
„Wir sind der Meinung, dass Sander sich einer Straftat schuldig gemacht
hat, als er die weitere Einlagerung von Atommüll in das Zwischenlager
Gorleben genehmigte. Da der Strahlengrenzwert bis Jahresende überschritten
wird, ist Sanders Zustimmung zum Castortransport rechtswidrig.“
## 14.35 Uhr: „Mindestens ein AKW pro Jahr stilllegen“
Berlin. „Das Auftreten der Polizei aus fast allen Bundesländern gleicht
schon von der Straße aus eher einer militärischen Aktion als einer
polizeilichen“, kritisiert die Piratenfraktion Berlin in einer
Stellungnahme. Weiter fordern die Piraten die Stillegung von mindestens
einem AKW pro Jahr, um die Produktion weiterer Atomabfälle zu begrenzen.
## 14.30 Uhr: Castorzug verlässt Lüneburg
Berlin. Greenpeace und der Norddeutsche Rundfunk (NDR) melden
übereinstimmend, dass der Castor-Transport seinen Aufenthalt in Lüneburg
beendet hat und nun weiter in Richtung Dannenberg fährt.
## 14.20 Uhr: Bauern noch immer angekettet
Lüchow. Wie die Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg (BI) in
einer Pressemitteilung mitteilt, arbeitet der Techniktrupp der
Bundespolizei noch immer daran, die vier Bauern, die sich in einer
Betonpyramide auf dem Gleiskörper in Hitzacker angekettet haben,
freizuflexen.
Die BI zitiert die Festgeketteten mit den Worten: „Wir sind auf die Schiene
gegangen, um immer wieder gegen den Schwarzbau in Gorleben zu protestieren.
Damit muss Schluss sein. In diesem Jahr geht es auch um die Strahlenwerte
im Castorlager.“
## 13.55 Uhr: „Entschlossen, nicht freiwillig zu weichen“
Dannenberg. Wie die Initiative „X-tausendmal quer“ in einer
Pressemitteilung mitteilt, haben mehr als 1.000 Atomkraftgegner den
Ortseingang von Gorleben (aus Richtung Laase) besetzt. Weitere
Sitzblockierer sind noch unterwegs.
“Wir sind entschlossen, nicht freiwillig zu weichen. Wir haben uns auf
diese gewaltfreie Blockade gründlich vorbereitet“, sagt dazu Sprecherin
Luise Neumann-Cosel: „Wir wissen, dass es nicht erlaubt ist, wie ein falsch
parkendes Auto die Straße zu blockieren - doch der Transport des
Strahlenmülls ist ein massives Unrecht, das wir stoppen müssen.“
Die Initiative betont, dass jeder, der mit „X-tausendmal quer“ blockiert,
sich auf einen Aktionskonsens verpflichtet hat. Dazu gehört, auf jede
Gewalt zu verzichten, keine Menschen zu verletzen und die einzelnen
PolizistInnen als Menschen achten, auch wenn ihr Handeln kritisierbar ist.
## 13.45 Uhr: Castorzug in Lüneburg
Berlin. Das Infoportal castorticker.de meldet, dass der Castor-Transport
zur Zeit in Lüneburg steht.
## 13.40 Uhr: Ingewahrsamnahme war rechtswidrig
Dannenberg. Die Ingewahrsamnahme der Gleisblockierer von Harlingen war
rechtswidrig, weil die festgehaltenen Menschen keinen ordnungsgemäßen
Zugang zu einem Richter haben. Das hat Richter Thomas Stärk vom Amtsgericht
Dannenberg am Vormittag entschienden, berichtete die
Grünen-Europaabgeordnete Rebecca Harms der taz (Aktenzeichen:
39XIV106/11L). Dennoch habe sich die Einsatzleitung vor Ort geweigert, das
Urteil umzusetzen und den Kessel ohne Bedingungen wie
Personalienfeststellunge aufzulösen. „Hier werden Grundrechte außer Kraft
gesetzt“, kritisiert Harms. Die Pressestelle der Polizei konnte den Vorwurf
auf taz-Anfrage zunächst nicht kommentieren.
## 13.35 Uhr: Sitzblockade vor Gorleben begonnen
Berlin. Die Sitzblockade von „X-tausendmal quer“ hat begonnen. Die
Blockierer säßen nun vor dem Ortseingang von Gorleben, [7][ist auf Twitter
zu lesen]. Den letzten Abschnitt seiner Reise soll der Atommüll-Transport
auf dieser Straße zurücklegen, wenn die Castorbehälter in Dannenberg vom
Zug auf Straßentieflader umgeladen geworden sind.
## 13.20 Uhr: Berliner Polizisten ohne Kennzeichnung?
Nebenstedt. In einer Autowerkstatt sitzen sieben Mitglieder der Berliner
Piratenfraktion bei einer außerordentlichen Sitzung auf Bierbänken
zusammen. Drinnen hängen Werkzeuge und ein Pin-up-Girl an der Wand. Auf dem
Dach weht die Fahne der Partei. „Warum trägt hier kein Berliner Polizist
sein Kennzeichen?“, fragt ein Fraktionär. „Da werden wir im
Abgeordnetenhaus mit einer Anfrage nachhaken.“ Ein Pirat misst mit
Geigerzähler die Sitzungsstrahlung: 0,16 Mikrosiewert. „Ist okay“, findet
Geschäftsführer Martin Delius.
## 13.05 Uhr: Castor-Transport rollt wieder
Berlin. Das Infoportal castorticker.de und Radio Freies Wendland melden,
dass der Castorzug den Rangierbahnhof Maschen bei Hamburg wieder verlässt.
Dort war der Atommüll-Transport seit Samstagabend geparkt.
## 12.59 Uhr: Erster Betonklotz-Aktivist losgekettet
Barendorf/Varstorf. Der erste der vier AktivistInnen, die sich an dem im
Gleisbett verankerten Betonklotz festgekettet hatten, sei von der Polizei
losgekettet worden. Dies [8][berichten AktivistInnen auf Twitter].
## 12.25 Uhr: Polizei bestätigt Kesselauflösung
Lüneburg. Die Polizeidirektion Lüneburg bestätigt in einer
Pressemitteilung, dass die rund 1.300 in einem Kessel festgehaltenen
Personen derzeit freigelassen werden. Sie würden nach und nach dem Richter
in Lüchow vorgeführt, der die Maßnahmen der Polizei bestätigte. Bedingung
sei allerdings, dass sie einer Identitätsfeststellung zustimmten, auf
dessen Grundlage Platzverweise ausgesprochen würden.
Sprecher der Gruppe sowie ihre Rechtsanwälten hätten den Beamten nach
Angaben der Polizei versichert, dass die festgehaltenen Personen einen
Platzverweis für den Gleisbereich beachten würden, wenn sie aus dem
Gewahrsam entlassen werden.
## 12.20 Uhr: Polizeikessel wird aufgelöst
Harlingen. Nach langen Verhandlungen mit der Polizei wird der Polizeikessel
in der Nähe von Harlingen aufgelöst. Seit den frühen Morgenstunden waren
rund 1.300 AktivistInnen in dem Kessel festgehalten worden. Nun werden ihre
Personalien aufgenommen. Da die Entlassung in Zweigrüppchen erfolgt, zieht
sich der Vorgang hin. Etwa 1.000 Festgehaltene warten noch darauf, aus dem
mit Polizeibussen umstellten Kessel entlassen zu werden.
“Es war kalt und langweilig. Wir waren am Ende“ berichten Festgehaltene,
die seit 9 Stunden in dem Kessel ausharrten. Den entlassenen AktivistInnen
wird ein Platzverweis für den Bereich der Gleise bis Dannenberg erteilt.
## 12.05 Uhr: Neuer Geschwindigkeitsrekord
Berlin. Der Castor-Transport ist inzwischen seit 92 Stunden unterwegs. Im
vergangenen Jahr kam der Atommüll aus dem französischen La Hague nach rund
91 Stunden im Zwischenlager Gorleben an. Damit braucht der Castor-Transport
in diesem Jahr länger als seine zwölf Vorgänger, die seit 1995 nach
Gorleben transportiert worden sind. Der Zug war am Mittwoch kurz nach 16
Uhr in La Hague gestartet. Am Donnerstag hatte der Zug in der französischen
Gemeinde Rémilly eine Pause eingelegt die Fahrt erst am Freitag wieder
aufgenommen.
## 12.00 Uhr: Berichtigung Gleisblockierer-Deal
Berlin. Sprecher der Aktion „WiderSetzen“ teilen mit, dass es kein Angebot
der gesamten Organisation an die Polizei gibt, bei Freilassung von
Gefangenen keine Gleise mehr zu besetzen. Mit einzelnen der gefangenen
Aktivisten könne es solche Abmachungen allerdings geben.
## 11.50 Uhr: „Ausdruck politischer Idiotie“
Dannenberg/Mainz/Berlin. Zusätzlichen Atommüll ins Wendland zu verfrachten
sei Ausdruck politischer Idiotie, ließ der „Bundesverband Christliche
Demokraten gegen Atomkraft (CDAK), CDU/CSU“ in einer Mitteilung wissen. Der
unterirdische Salzstock sei so löchrig wie ein Schweizer Käse.
CDAK-Sprecherin Petra Pauly begrüßt darin „alle Formen des kreativen
Protests“: „Solange eine geiz- und giergesteuerte Politik fundierten
Argumenten nicht zugänglich ist, schreit es danach, so viele Menschen, wie
möglich auf Straßen und Schienen zu bringen, um dem Irrsinn Einhalt zu
gebieten.“
## 11.45 Uhr: „Stuhlprobe“ hat begonnen
Dannenberg. Direkt an der Verladestation, wo ein Kran die elf Castoren
irgendwann von Eisenbahnwaggons auf Tieflader hievt, hat eine "Stuhlprobe“
begonnen. Etwa 40 Frauen und einige Männer haben sich auf mitgebrachten
Hockern, Klappstühlen, Kissen und anderen Sitzgelegenheiten niedergelassen.
Sie packen Thermoskannen und Kuchen aus und frühstücken erst mal.
Polizisten betrachten das „Sit In“ etwas ratlos. Die „Stuhlproben“ gibt…
seit etwa fünf Jahren an jedem Sonntag in der Castor-Zeit. Ursprünglich
stammt die Aktionsidee von den „Grauen Zellen“, einer
Senior/inn/en-Initiative aus dem Widerstand, die sich wegen ihres
fortgeschrittenen Alters nicht mehr auf Straßen und Schienen setzen können
oder wollen.
## 11.40 Uhr: Kritik an berittener Polizei
Berlin. Die Kampagne „Castor? Schottern!“ kritisiert in einer
Pressemitteilung, den Einsatz von Polizeipferden gegen „Schotterer“ am
Samstag. Den Aktivisten liegen Filmaufnahmen vor, auf denen zu sehen ist,
wie ein Polizist mit seinem Pferd in die Menge reitet und die Hufe seines
Pferdes eine am Boden liegende Person an Kopf und Körper treffen. Der
Gesundheitszustand der betroffenen Person sei stabil. Bei Kopfkontakt
können die mit Hufeisen beschlagenen Pferdehufe tödliche Verletzungen
herbeiführen.
“Der hilflose Appell des niedersächsischen Ministerpräsidenten an seine
Polizisten zur Mäßigung verhallt ungehört. Die Polizei nimmt Tote in Kauf,
um den Atommüllzug ins Wendland zu schaffen“, sagt "Schotterer“-Sprecher
Peter Bachstein: „Wir fordern die Polizei dringend auf, den Castortransport
sofort abzubrechen, da dieser Transport mit verhältnismäßigen Mitteln
offenkundig nicht durchsetzbar ist.“
## 11.30 Uhr: Radler-Demo gestartet
Dannenberg. Mit einer Stunde Verspätung sind etwa 150 Demo-RadlerInnen in
Richtung Gorleben gestartet. Der Grund für die Verzögerung: Es hatte sich
bei der Polizei zunächst kein Einsatzleiter gefunden. Nun traben vier junge
Reiterinnen auf ihren Pferden neben den Radlerinnen. Die Pferde sind hübsch
mit „X“ und Anti-Atom-Zeichen verziert. Die Radler/innen-Demo gehört zum
traditionellen Protest-Repertoire in den Castor-Tagen.
## 11.25 Uhr: Minderjährige kommen frei
Harlingen. Die Polizei hat gekündigt, minderjährige Demonstranten zusammen
mit je einer Bezugsperson aus dem Polizeikessel freizulassen.
## 11.24 Uhr: Heiße Luft für Betonklotz-AktivistInnen
Barendorf/Varstorf. Während die Arbeiten an dem ins Gleisbett eingelassenen
Betonklotz andauern, wurden zwei Unterstützer zu den Angeketteten
durchgelassen. Über einen Schlauch erhalten die Angeketteten warme Luft von
einem Heizstrahler. Ihr Blutdruck wird regelmäßig gemessen.
Derweil entwickelt sich die Blockade zu einem Medienspektakel. Auch die CDU
und die FDP haben eine Delegation zu den drei angeketteten Aktivisten
geschickt. Diese gehören keiner der großen Anti-Atom-Initiativen an,
sondern bezeichnen sich als „Frei Gruppe unabhängiger Aktivisten“. Die
Arbeiten am Betonklotz werden sich voraussichtlich noch einige Stunden
hinziehen.
## 11.20 Uhr: „Man weiß ja nie, wie es drinnen aussieht“
Hitzacker. Noch immer sind die Aktivisten mit der Pyramide verbunden.
Polizeisprecher Michael Düker versichert aber, dass es allen gut gehe. Zur
Frage wie lange es dauern wird, die Aktivisten frei zu bekommen mag er sich
nicht festlegen. „Die Pyramide sieht zwar aus wie alle anderen, man weiß ja
aber nie, wie die drinnen aussieht“, sagt Düker. Er gehe davon aus, dass
sich die Aktivisten im Notfall selbst lösen können. Auch seien sie sehr gut
vorbereitet.
## 11.18 Uhr: Gummi und Gitter im Betonklotz
Barendorf/Varstorf. Die Arbeiten am Betonklotz, an dem drei Männer und eine
Frau festgekettet sind, gehen schleppend voran. Wie lange die Arbeiten
voraussichtlich noch dauern werden, will die Polizei nicht sagen. „Wir
achten zuerst auf die Gesundheit, dann aufs Vorankommen“, ließ ein Sprecher
vor Ort wissen. Angaben der anwesenden AktivistInnen zufolge hat die
Polizei Gummireifen und Gitter aus dem Beton gezogen. In den Materialien
verfangen sich die Geräte der Polizei. „Wir arbeiten uns Schicht für
Schicht voran“, so der Polizeisprecher.
## 11.15 Uhr: Polizeipräsident beklagt Gewaltbereitschaft
Berlin. Der Lüneburger Polizeipräsident Friedrich Niehörster hat die
zunehmende Gewaltbereitschaft bei den Protesten gegen den Castor-Transport
mit hochradioaktivem Atommüll im Wendland beklagt. Der Welt am Sonntag
zufolge berichtete der für den Transport verantwortliche Niehörster einer
Gruppe niedersächsischer Landtagsabgeordneter, dass Polizisten zum Beispiel
mit Golfbällen beworfen worden seien, die zuvor mit Nägeln präpariert
worden waren. In einem Waldstück nahe Metzingen an der
Straßentransportstrecke sei eine Polizistin, die sich allein in einem
Einsatzwagen befand, mit Molotowcocktails bedroht worden. Niehörster
berichtete demnach auch von Brandanschlägen auf Kabelschächte der Bahn und
von angesägten Bäumen, die auf Polizeiautos gestürzt werden sollten.
Insgesamt gebe es in Teilen der Protestszene eine „exzessive
Gewaltbereitschaft“, wird Niehörster weiter zitiert. Dafür ließen sich
“offenbar immer mehr Menschen gewinnen“. (afp)
## 11.05 Uhr: Erfolgreicher Widerstand?
Berlin. Der Widerstand gegen den Castor ist in diesem Jahr zwar kleiner,
aber offenbar so effektiv wie in den Jahren zuvor. Aber ist er damit auch
erfolgreich? Stimmt ab, bei der [9][Entscheidung des Tages] auf taz.de.
## 11.00 Uhr: Keine Angst vor Polizei-Fräsern
Hitzacker. Während die Polizei fleißig fräst, gibt Hermann Bammel
Interviews und beruhigt Angehörige der an der Betonpyramide angeketteten
Hanna. Es sei zwar das erste Mal, dass die Bäuerliche Notgemeinschaft eine
solche Aktion auf den Gleisen mache, aber sie hätten gut geplant. Zudem sei
die Pyramide ein besonders kompliziertes Konstrukt und stünde tief im
Schotter. “Das dauert“, sagt Bammel, „bestimmt noch mehrere Stunden“.
## 10.47 Uhr: Beklemmender Anblick
Harlingen, Gefangenensammelstelle (GeSa). „Für viele Kollegen ist das ein
Problem, so viele Menschen eingekesselt zu sehen“, sagt Werner Thole vom
Konfliktmanagement der Polizei. Der Anblick ist beklemmend: Um die 1000
Aktivistinnen sitzen auf einem Acker, umringt von Polizeiwagen, und dürfen
nicht raus. Kurz gab es Tumult, als ein Dixiklo brannte. Die Schienen der
Castor-Trasse sind in Sichtweite. „Das wird ein deprimierender Anblick für
die Blockierer, wenn der Zug hier vorbeirollt“, sagt Thole offenbar ohne
Ironie.
## 10.45 Uhr: Start der Fahrrad-Demo nach Gorleben
Dannenberg, Verladekran. Rund 120 RadlerInnen sammeln sich mit lautem
Geklingel zur Fahrrad-Demo, um sich in Richtung Gorleben auf den Weg zu
machen. „Wir fahren bis zum Schwarzbau und umrunden den einmal“, sagt
Dieter Metk von der BI Lüchow-Dannenberg. Auf den Gepäckträgern flattern
die Anti-AKW-Wimpel.
## 10.41 Uhr: Trommeln am Betonklotz
Barendorf/Varstorf. Eine Trommelgruppe hat sich aus Varstorf über das Feld
den am Betonklotz angeketteten AktivistInnen im Gleisbett genähert. Gut
fünfzig Meter von den Schienen entfernt bleibt das Dutzend Menschen stehen
und macht Musik - näher dürfen sie sich den Gleisen wegen des
Abstandsgebots, das seit Mitternacht herrscht, nicht nähern. Sie rufen die
Namen der AktivistInnen und jubeln zu ihren Trommelwirbeln.
## 10.40 Uhr: Sitzblockierer bieten Deal an
Harlingen, Gefangenensammelstelle (GeSa). Die Anwälte der Gleisblockierer
von „WiderSetzen“ bieten der Polizei nach Angaben von Pressesprecher Jens
Magerl einen Deal an: Sollte die Polizei um 12 Uhr die 1.400 AktivistInnen
freilassen, die auf einer Wiese festgesetzt wurden, werde „WiderSetzen“ im
Gegenzug keine Gleise mehr besetzen.
## 10.35 Uhr: Picknick und Public Viewing
Hitzacker. Auf einem Hang mit Sichtkontakt zur Pyramide sitzen
AktivistInnen und Schaulustige. Einige schmieren sich Brote, andere essen
Äpfel. Die Gruppe der Gleisblockierer ruft nach Wasser. Die angeketteten
AktivistInnen der Bäuerlichen Notgemeinschaft sind mittlerweile von einer
weißen Plane bedeckt, es wird gehämmert. „Ihr seid super“, rufen die
Zuschauer.
## 10.30 Uhr: Roth kritisiert überzogenen Polizeieinsatz
Kiel. Grünen-Chefin Claudia Roth hat den Polizeieinsatz bei den
Anti-Castor-Protesten im Wendland als überzogen kritisiert. Es sei nicht
akzeptabel, „dass der Staat sein Visier runterklappt“ und die Menschen mit
Wasserwerfern und Schlagstöcken traktiere, sagte Roth am Sonntag auf dem
Bundesparteitag der Grünen in Kiel. Die Demonstrationen gegen den
Atommüll-Transport seien legitim und „Ausdruck des zivilen Ungehorsams“.
Die Atomkraftgegner ließen sich ihr Demonstrationsrecht nicht nehmen.
(dapd)
## 10.25 Uhr: Falscher Alarm
Pisselberg. Ein blinkender Gegenstand sei in der Nähe eines Bauernhofs bei
Pisselberg gefunden worden, [10][berichteten ZDF-Reporter auf Twitter]. Die
Polizei habe Verdacht auf Sprengstoff geäußert. [11][Andere Twitter-User]
geben jedoch Entwarnung: Bei dem blinkenden Karton handele es sich um einen
Sektkarton mit blinkenden Lämpchen.
## 10.15 Uhr: Flex, übernehmen Sie
Hitzacker. Die Betonpyramide der Bäuerlichen Notgemeinschaft wird nun von
Beamten mit einer Flex angegangen. Unter dem Jubel der Demonstranten
treffen zwei Traktoren ein und stellen sich solidarisch neben die Gleise.
## 10.10 Uhr: Abtransport nach Lüchow
Harlingen. Die Polizei hat begonnen, Demonstanten aus dem Polizeikessel
nach Lüchow in eine Gefangenensammelstelle zu bringen. Dort soll Platz für
etwa 200 Personen sein, wohin die übrigen der mehr als 1.000 Gefangenen aus
dem Kessel gebracht werden sollen, ist noch unklar. Während die ersten
Gefangenentransporte aufbrechen, werden einzelne Ausbrechversuche unter
Androhung und Einsatz von Pfefferspray aufgehalten.
## 10.07 Uhr: Ausnahmezustand in Castor-Tagen
Quickborn. Frau Jass, Inhaberin der Dorfkneipe „Jägerhof“, beklagt im
Gespräch mit der taz die Beeinträchtigungen durch den Polizeieinsatz. „Man
muss ständig Umwege fahren und sich ausweisen, um überhaupt nach Hause zu
kommen“, sagt sie. Auswärtige Gäste könnten den Gasthof in den Castortagen
kaum erreichen. Über den Fund einer angeblichen Bombenattrappe am Mittwoch
sei sie als Nachbarin überhaupt nicht informiert worden. In dem Dorf an der
Nordstrecke ist die Polizei massiv präsent.
## 10.05 Uhr: Dank an die Polizei
Barendorf/Vastorf. Die Bohrer laufen wieder. Kurz durften JournalistInnen
zu den drei Männern und der Frau, die sich auf Isomatten liegend an einem
Betonklotz festgekettet haben. Es gehe ihnen gut, sagen die
JournalistInnen. Bei der Polizei bedankten sie sich für den “netten
Zusammenarbeit“.
## 10.01 Uhr: ARD hui, TBS pfui
Hitzacker. Die Reporter vom japanischen TV-Sender TBS dürfen nicht zu den
Sitzblockierern auf die Gleise. ARD-Reporter schon.
## 9.58 Uhr: Pyramide gibt Rätsel auf
Hitzacker. Neben der Betonpyramide der Bäuerlichen Notgemeinschaft haben
sich zwei kleinere Sitzbiockade gebildet. Die Polizei versucht
Neuankömmlinge von den Schienen fernzuhalten. Bei der Entfernung der
Pyramide selbst scheinen die Polizeitechniker noch nicht weitergekommen zu
sein.
## 9.52: „Das kann ja heiter werden“
Hitzacker. Die Polizei habe die traditionelle Betonpyramide begutachtet,
berichten [12][berichten AktivistInnen auf Twitter]. Die Beamten werden mit
den Worten zitiert: „Das kann ja heiter werden.“
## 9.45 Uhr: Japanische Reporter vor Ort
Reporter des japanischen TV-Senders TBS berichten aus dem Wendland, lassen
AktivistInnen auf Twitter wissen.
## 9.30 Uhr: Polizeitechniker gehen ans Werk
Hitzacker. Die an der Betonpyramide befestigten Aktivisten der Bäuerlichen
Notgemeinschaft werden nun mithilfe einer Bohrmaschine befreit. Sie sind
mit Schutzschildern abgeschirmt, außerdem haben die Bauern Ohrschützer
bekommen.
## 9.27 Uhr: „Klar rechtswidrig“
Berlin. Auch die Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg (BI)
äußert in einer Pressemitteilung Kritik an der Gefangenensammelstelle der
Polizei. Von den über 4000 Sitzblockierern seien etwa 1000
Demonstrant/innen in die „Freiluft-Gesa“ verbracht, und zwar diejenigen,
die sich von der Polizei von der Schiene haben tragen lassen. Die Polizei
habe bislang nur zehn Anträge auf richterliche Überprüfung der Zulässigkeit
und Fortdauer der Freiheitsentziehung bearbeiten lassen und spricht von
einem richterlichen Beschluss, der ihr Handeln bestätigte.
“Das ist klar rechtswidrig“, kritisiert die BI Umweltschutz dem nach
Rücksprache mit Anwälten entgegen. „Es gibt ein Individualrecht und jede
einzelne Demonstrant hat ein Recht darauf, dass sein Fall entschieden wird,
es bleibt ein rechtwidriger Akt der Polizei, die Menschen gehören sofort
freigelassen“, so Wolfgang Ehmke.
## 9.25 Uhr: „WiderSetzen“ will klagen
Berlin. In einer Pressemitteilung kündigt die Aktion „WiderSetzen“ Klagen
von festgehaltenen Aktivisten gegen die mobile Gefangenensammelstelle an.
Das Festhalten von DemonstrantInnen ohne Richtervorführung sei rechtlich
nicht haltbar. Bereits beim Castor im vergangenen Jahr war diese Praxis
angewandt worden, über eine Klage von "WiderSetzen“ dazu ist noch nicht
entschieden worden. Die Polizei beruft sich auf eine richterliche Anordnung
für den von ihr so bezeichneten "Freiluftgewahrsam“. In der
Gefangenensammelstelle werden die Gefangenen versorgt. Sie müssen dort
bleiben, bis der Castor-Transport am Verladekran in Dannenberg eingetroffen
ist.
## 9.20 Uhr: Suppe für Angekettete
Barendorf, Vastorf. Kernbohrer und Spreitzer verstummen, seit rund fünf
Stunden versucht die Polizei, vier AktivistInnen zu entfernen, die sich
etwa seit Mitternacht bei Barendorf an einem Betonklotz im Gleisbett
angekettet haben. Jetzt ist Versorgungspause. Die Polizei lässt
UnterstützerInnen mit Suppe, Brot und Getränken zu den AktivistInnen durch.
Auch medizinisch seien sie versorgt. Den Vieren gehe es den Umständen
entsprechend gut, sagt Jochen, der wie die Blockierer zu einer „freien
Gruppe unabhängiger Aktivisten“ gehört.
## 9.15 Uhr: Hitzige Diskussionen an der Pyramide
Hitzacker. Bei der Betonpyramide auf den Gleisen möchte die Polizei „ihren
Arbeitsbereich vergrößern“. Kurt Herzog, umweltpolitischer Sprecher der
Linkspartei in Niedersachsen, weigert sich, den abgesperrten Bereich zu
verlassen, in dem sich größtenteils JournalistInnen aufhalten.
## 9.00 Uhr: Abgeordnete im Camp
Langendorf. Im SPD-Camp hat der nächtliche Sturm das Küchenzelt weggeweht.
Jetzt muss das Kaffeekochen improvisiert werden. Rund vierzig Leute
nächtigen hier. Bundestags- und Landtagsabgeordnete der Partei sind auch
vor Ort.
## 8.55 Uhr: Gelöste Stimmung
Hitzacker. Von außen werden die Angeketteten bejubelt. Eine der
AktivistInnen sagt, sie könne für die vielen Fotos schon gar nicht mehr
lachen.
## 8.45 Uhr: Mit grünen Zipfelmützen
Hitzacker. Seit 7.15 Uhr sitzen die AktivistInnen auf den Gleisen. Die
Polizei fordert Zuschauer und Mitstreiter auf, das Gelände zu verlassen. Am
Rand der Gleise stehen Aktivisten der „Bäuerlichen Notgemeinschaft“ mit
grünen Zipfelmützen. Die Polizei wiederholt ihre Aussage und verweist auf
das Versammmlungsgesetz. Von außen ruft ein Mann einer Festgeketteten zu,
dass ihre Schwester sie liebe.
## 8.30 Uhr: Schienensägegerät eingetroffen
Hitzacker. Bei den Aktivisten der Bäuerilchen Notgemeinschaft, die sich mit
einer traditionellen Betonpyramide auf dem Gleis positioniert haben, ist
inzwischen ein Schienensägegerät eingetroffen. Wie lange die Polizei
brauchen wird, um die Konstruktion zu knacken, ist unklar. Sanitäter sind
vor Ort.
## 8.10 Uhr: Polizeikontrollen an der Südstrecke
Splietau. Die Polizei kontrolliert alle Fahrzeuge und Insassen. Alle
Seitenstraßen sind abgesperrt. Splietau liegt an der sog. Südstrecke für
den Straßentransport.
## 8.00 Uhr: Würstchen und Kaffee in der GeSa
Harlingen. Für die knapp 1.500 Menschen in der Gefangenensammelstelle
("GeSa“) bei Harlingen wird Kaffee und Tee ausgeschenkt. Außerdem gibt es
Würstchen. Die Versorgungslage ist damit schon einmal klar besser als im
vergangenen Jahr, als es nichts gab.
Wer will, kann seine Personalien angeben und danach in eine überdachte,
befestigte GeSa überstellt werden. Der Taz-Reporter vor Ort konnte nicht
erkennen, dass auch nur ein Blockierer dieses Angebot angenommen hat.
Ein Sprecher der Polizei bestätigte noch einmal, dass alle Menschen in der
GeSa erst wieder heraus dürfen, wenn der Castorzug im Verladebahnhof von
Dannenberg angekommen ist.
Das kann bei den anhaltenden, kreativen Protesten auf der Strecke noch
einige Stunden dauern.
## 7.50 Uhr: Kletterer abgeseilt, Pyramide aufgestellt
Harlingen/Hitzacker. Auch der verbliebene Robin-Wood-Kletterer oberhalb der
blockierten Gleise bei Harlingen ist inzwischen von einem Polizeikletterer
abgeseilt worden. Im Radio „Freies Wendland“ wurde eben durchgesagt, dass
eine traditionelle Betonpyramide jetzt auf dem Gleis bei Hitzacker
aufgestellt worden sein soll mit jeweils einer Person pro Seite, die mit
einer Hand in der Pyramide steckt.
## 7.37 Uhr: Blockade ist geräumt
Harlingen. Die Schienenblockade bei Harlingen ist jetzt geräumt. Am Ende
gab es die klare Ansage: Getragen wird hier keiner mehr. Wer nicht
aufgestanden ist, wurde etwas ruppig von der Polizei dazu gebracht. Ein
langer Tross an Menschen wird jetzt über die Gleise zur
Gefangenensammelstelle geleitet. Dort werden geschätzte 1.500 Menschen
warten müssen, bis der Castorzug in Dannenberg angekommen ist.
## 7.24 Uhr: Streetzer Kreisel ist frei
Laut einem Anrufer bei Radio „Freies Wendland“ soll der Streetzer Kreisel
gerade von der Polizei völlig unbewacht sein. Damit ist dieser neuralgische
Punkt erstmals in diesem Jahr nicht in den Händen der Polizei, die den
Kreisel in den letzten Nächten sogar ausleuchten ließ. Der Anrufer ließ an
die Bauern ausrichten, dass wenn noch jemand eine Parkfläche für diverse
landwirtschaftliche Maschinen suche, ihn jetzt dort finden könne.
## 7.10 Uhr: Noch 100 Meter Blockade
Harlingen. Die letzten 100 Meter der Sitzblockade auf den Schienen werden
jetzt von der Polizei abgeräumt. Wer nicht selber laufen will, der wird
teilweise mit Schmerzgriffen dazu gebracht. Die Strecke zur
Gefangenensammestelle ist inzwischen zu lang geworden, um Menschen bis
dahin zu tragen.
Trotzdem versuchen die Polizisten größtenteils freundlich zu bleiben. So
bittet eine junge Frau einen Polizisten ihr Gepäck zu tragen. Mach ich doch
gerne, sagt der und nimmt es ihr ab.
Wer in den Ort Harlingen will, sollte seinen Ausweis dabei haben. Es wird
kontrolliert. Vereinzelte Aktivisten ziehen sich zurück in die Camps. Es
wird immer windiger.
## 7.00 Uhr: 900 Menschen in der „GeSa“
Harlingen. In der improvisierten Gefangenensammelstelle ("GeSa“) bei
Harlingen, ein Platz der mit knapp hundert Polizeiwagen eingekreist ist,
sind laut Polizei inzwischen etwa 900 Menschen. Der Sprecher erklärte einem
Taz-Journalisten, dass es für die GeSa eine richterliche Anordnung gebe und
keiner mehr heraus dürfe, bis der Castorzug im Verladebahnhof Dannenberg
eingetroffen sei. Weiterhin gelte, dass wer freiwillig das Gleis verlässt,
nicht in die GeSa müsste.
In der Gesa liegen die meisten Menschen in ihren Schlafsäcken und/oder auf
Aludecken und schlafen. Es gibt Decken, sanitäre Einrichtungen, Tee und
Essen. Allerdings ist nichts überdacht. Es bleibt zu hoffen, dass es in den
kommenden Stunden nicht regnet. Sanitäter kümmern sich ebenfalls um die
Eingesperrten.
## 6.50 Uhr: Kletterin von Polizei abgeseilt
Harlingen. Nachdem die zwei Anketter aus dem Gleisbett entfernt wurden, hat
ein Polizeikletterer auch eine der zwei Aktivisten aus dem Baum darüber
heruntergeholt. Bleibt noch ein Kletterer übrig. Der hängt zurzeit noch im
Baum.
## 6.40 Uhr: Robin-Wood-Anketter „befreit“
Die zwei Robin-Wood-Aktivisten, die sich an die blockierte Schiene gekettet
haben, sind von der Polizei inzwischen „befreit“ worden. Ein Aktivist hat
noch ziemlich viel von der Rohrkonstruktion am Arm.
## 6.30 Uhr: Räumung dauert noch bis 8 Uhr
Harlingen. Die Räumung der Schienenblockierer durch die Polizei geht
weiterhin sehr diszipliniert vonstatten. Ein Sprecher der Polizei schätzt,
dass sie noch bis acht Uhr benötigen.
## 6.09 Uhr: Noch 300 Meter Blockade
Harlingen. Die Polizei trägt kontinuierlich die Blockierer von der Schiene.
Jetzt sind noch etwa 300 Meter von Menschen besetzt.
## 6.05 Uhr: Schleppende Auflösung der Blockade
Harlingen/Maschen. Die Nachrichtenagentur afp meldet, dass die Polizei nur
schleppend die Schienenblockade bei Harlingen auflösen kann. Die meisten
Gegner des Castortransports würden nicht viel Widerstand leisten. Derweilen
steht der Castorzug noch immer in Maschen. Im Radio „Freies Wendland“
berichtet ein Anrufer, dass während der Blockade nicht nur geschottert und
angekettet wurde, sondern die Polizei jetzt auch einen sogenannten
Gleisschuh entdeckt hat.
## 5.30 Uhr: Techniker untersuchen Robin-Wood-Aktivisten
Harlingen. Techniker der Polizei sind angerückt, um die Ankett-Technik der
Robin-Wood-Aktivisten am Blockadegleis von Harlingen zu inspizieren. Zwei
Männer haben sich unter einem Gleis zusammengekettet. Über ihnen hängen
zwei Robin-Wood-Kletterer und versuchen ein Seil zwischen ihnen zu spannen.
## 5.25 Uhr Keine Polizei in Metzingen
An den Ortseingängen von Metzingen steht mittlerweile überhaupt keine
Polizei mehr. Ein Hubschrauber in unmittelbarer Nähe ist zwar nicht zu
sehen,weil er sein Licht ausgeschaltet hat, aber ist dafür sehr deutlich zu
hören. Im Camp selbst blicken nur ein paar wenige Menschen ins Feuer. Der
Rest ist wohl an der Schiene.
## 5.21 Uhr: Blockade zum Schottern genutzt
Harlingen. Auf dem freigeräumten Teil der Blockade wird jetzt sichtbar,
dass bereits vor der Blockade ordentlich geschottert worden war. Auf einem
Abschnitt von knapp acht Metern schweben die Schienen über dem Boden.
## 5.20 Uhr: Verbogenes Gleis
Harlingen. An einer Stelle der Blockade wurde offensichtlich mit
Wagenhebern das Gleis angehoben - und zwar Samstagvormittag schon. Es ist
eindeutig verbogen und es könnte sein, dass es ausgetauscht werden muss.
Die Polizei will das nicht kommentieren. Das müssten die Techniker klären,
so ein Beamter vor Ort.
## 5.12 Uhr: Applaus für die Blockierer
Harlingen. Die Stimmung ist trotz der Räumung weiter gut, weil die Polizei
sehr diszipliniert vorgeht. Die weggetragenen Menschen werden in der
provisorischen Gefangenensammelstelle, einer Wagenburg, mit Applaus von den
dort bereits festgesetzten Blockierern empfangen. Etwa ein Drittel der
Blockade ist inzwischen aufgelöst. Entlang der Schiene läuft unermüdlich
eine Blasmusik-Combo und gibt weiter Standup-Konzerte.
## 5.00 Uhr: Erneut Aktivisten angekettet
Harlingen. Mitten in der Blockade. Zwei Robin-Wood-Aktivisten haben sich an
den Gleisen angekettet. Etwa auf gleicher Höhe hängt eine Kletterin und ein
Kletterer in den Bäumen. Wahrscheinlich auch Robin-Wood-Aktivisten.
Notärzte sind inzwischen eingetroffen und schützen die Angeketteten gegen
die Kälte.
## 4.55 Uhr: Räumung in vollem Gange
Harlingen. Die Polizei räumt weiter das Gleis bei Harlingen und das bisher
zum allergrößten Teil vorbildlich. Viele Menschen gehen freiwillig, einige
lassen sich aber auch die gesamte Strecke bis zur Freiluft-Gefangenenstelle
tragen, einem Platz, der mit etwa 100 Polizeifahrzeugen eingekesselt ist.
Er liegt etwa 200 Meter von der Schiene entfernt.
## 4.27 Uhr: Gummi gegen Bohrer
Barendorf. Radio „Freies Wendland“ berichtet, dass die Polizei bei der
„Befreiung“ der angeketteten Aktivisten Probleme mit den Bohrern hat, weil
Gummi mit in den Klotz einbetoniert wurde, das die Bohrer stumpf machen
würde. Jetzt sollen wohl auch hier die Gleise aufgeschnitten werden. Laut
castorticker.de werden mit dem Presslufthammer die Gleisschwellen
aufgebrochen.
## 4.20 Uhr: Presslufthammer gegen Betonklotz
Auf der Castor-Stecke bei Barendorf harren vier Aktivisten, die sich an die
Gleise gekettet haben, weiter aus. Die Umweltschützer haben südöstlich von
Lüneburg einen Betonklotz zwischen den Schienen platziert und sich daran
festgebunden bzw. stecken mit jeweils einem Arm im Klotz. Die Polizei
versucht, die Blockade mit einem Presslufthammer zu lösen. (dapd)
## 4.13 Uhr: Strohpuppen und Atommüllfässer
Göttien. Der Flecken Göttien besteht aus drei Häusern mitten im Wald. Doch
auch hier sind die Einwohner gegen den Atommülltransport nach Gorleben.
Neben der Straße liegen fünf mit „X“-en verzierte Strohpuppen neben gelben
Atommüllfässern, eine sechste hängt im Baum darüber. Ein gespenstisches
Bild in dieser stockdunklen Nacht.
## 4.05 Uhr: Balkan-Blasmusik zur Räumung
Harlingen. Während die Polizei die Blockierer vom Gleis trägt, spielt eine
Combo Balkan-Blasmusik. Die Presse verursacht ein Blitzlichtgewitter,
Durchhalteparolen werden sich gegenseitig zugerufen. Die Stimmung ist trotz
der Räumung noch bestens.
## 3.58 Uhr: „Feldgewahrsam“ für die Blockierer
Harlingen. Ein Polizeisprecher fordert die Blockierer erneut auf,
freiwillig zu gehen. Dann hätten sie freies Geleit, ansonsten drohe der
"Feldgewahrsam“. Was das bedeuten kann, wissen die Blockierer vom
vergangenen Jahr: Gefangenensammelstelle im Freien, stundenlang
eingekesselt von Polizeifahrzeugen, die Stoßstange an Stoßstange stehen.
Vom Lautsprecherwagen der Demonstranten schallt Tone, Steine, Scherben.
## 3.55 Uhr: Grupper von B 493 gezogen
B 493 bei Küsten Die Polizei hat jetzt alle drei Grupper an den Straßenrand
gezogen. Die Beamten verabschieden sich von den Zaungästen und ernten dafür
Applaus. „Super, habt ihr sehr gut gemacht“, ruft einer von ihnen und
ärgert sich schon im Moment danach, weil es jetzt plötzlich stockdunkel
geworden ist. Denn die Polizei hat auch ihre Scheinwerfer mitgenommen.
## 3.50 Uhr: Polizei teilt Blockade
Harlingen. Die Polizei hat in der Mitte der Blockade mit der Räumung
begonnen. Die Schienenbesetzer werden einzeln und ruhig weggetragen.
Sanitäter, Anwälte und Presse beobachten die Räumung, die Demonstranten
bleiben sehr ruhig.
## 3.40 Uhr: Harlingen wird geräumt
Die Schienenblockade mit mehreren Tausend Menschen bei Harlingen wird jetzt
geräumt.
## 3.30 Uhr: Versorgungswege auf B 293 blockiert
B 493 zwischen Salderatzen und Küsten. Schweres landwirtschaftliches Gerät
(drei sogenannte Grupper) blockiert die Bundesstraße. Die Polizei versucht
mit einem Unimog das Gerät wegzuziehen. Direkt daneben hinter einem Zaun
stehen rund 30 Einheimische auf Privatgrund und kommentieren die Maßnahme
mit Gelächter. Die Polizei erklärt, auf Schäden an den Geräten werde keine
Rücksicht genommen. Das würden sie nur machen, weil sie müde seien und nach
Hause wollten, kommentiert ein junger Zuschauer. Ein zweiter bestätigt ihn.
Auf Nachfrage, ob die weggeräumten Baumstämme einige Meter weiter Richtung
Küsten auch zu ihrer Blockade gehört hätten, sagt ein Mann verschmitzt:
„Nö, das können wir besser.“
## 3.20 Uhr: Stimmung in Harlingen weiter gut
Auch wenn die Polizei sich sehr zahlreich in Stellung bringt, bleibt die
Stimmung auf dem Gleis gut. Aus dem Lautsprecherwagen kommt Musik. Eine
Räumung ist sehr wahrscheinlich.
## 3.10 Uhr: Polizei warnt Blockierer eindringlich
Die Polizei wiederholt eindringlich ihre Warnung an die Blockierer auf dem
Gleis bei Harlingen und verweisen auf eine gerichtliche Verfügung.
## 3.05 Uhr: Polizei droht Blockierern
Die Polizei erklärt die „Versammlung für aufgelöst.“ Die Demonstranten
hätten nun die „letzte Gelegenheit“ die Schienen in Richtung Süden zu
verlassen. Anderenfalls würden sie „in Gewahrsam verbracht“. „sie genie�…
jetzt nicht mehr den Schutz des niedersächsischen Versammlunsgesetzes,“
sagt der Polizeisprecher über den Lautsprecherwagen. In der Blockade kommt
Unruhe auf, einige Demonstranten brechen auf.
## 3.00 Uhr: Polizei-Durchsage in Harlingen
Die Polizei hat in einer Durchsage die Sitzblockierer auf den Gleisen bei
Harlingen aufgefordert, die Schiene zu räumen. Wer austreten muss, wird
durch die Polizeiketten in den Wald gelassen, aber nicht mehr zurück.
## 2.50 Uhr: Aktivisten erneut ans Gleis gekettet
Im Radio „Freies Wendland“ melden mehrere Anrufer, dass sich bei Barendorf,
im Südosten von Lüneburg, mehrere Aktivisten an die Schiene Richtung
Dannenberg gekettet hätten. Polizei sei vor Ort.
## 2.40 Uhr: Polizei verstärkt Präsenz am Gleis
Harlingen. Die Polizei hat nun Ketten an der Seite der Schienenblockade
aufgezogen. Die am Waldrand stehenden Einheiten schirmen die
Atomkraftgegner ab. So soll offensichtlich der Zugang für neue Blockierer
behindert werden. Einige der Demonstranten trauen sich nicht mehr, im Wald
auf die Toilette zu gehen. sie fürchten, nicht wieder zurück auf die
Schienen gelassen zu werden.
## 2.25 Uhr: Ruhe auf der Esso-Wiese
Auf der Esso-Wiese sind nur wenige Leute unterwegs. Fast alle sitzen
gemütlich im warmen Speisezelt und plaudern. Radio „Freies Wendland“ hat
gerade von Barrikaden und Pyramiden auf der Gorleben-Versorgungsstrecke
zwischen Trebel und Gedelitz sowie vor Küsten berichtet. Ein grasendes
Rehkiz am Straßenrand ist derzeit die größte Sehenswürdigkeit auf der
Strecke zwischen Metzingen und Dannenberg.
## 2.17 Uhr: Gleise bei Lüneburg frei
Die Polizei hat eine Blockade von Castor-Gegnern bei Lüneburg geräumt. Die
sieben Greenpeace-Aktivisten, die sich zuvor mit Betonröhren an die Gleise
gekettet hatten, seien medizinisch versorgt und in Gewahrsam genommen
worden, sagte ein Polizeisprecher auf dapd-Anfrage. Das Gleis sei
mittlerweile wieder befahrbar. Um die Aktivisten zu befreien, hatten die
Beamten die Schienen neben den Aktivisten durchgetrennt. (dapd)
## 1.49 Uhr: Vollmachten für die Anwälte
Ein Sprecher der Aktion „WiderSetzen“ erklärt, dass die von der Polizei
offensichtlich geplante Festsetzung der Blockierer in einem provisorischen
Gewahrsam auf einem Acker „illegal“ sei. Per Megafon werden die
Atomkraft-Gegner aufgefordert, Vollmachten für Rechstanwälte auszufüllen.
Damit sollen dies nach einer Räumung gegen die Ingewahrsamnahme vorgehen
können. Die Zahl der Blockierer sei auf 4.000 gestiegen, sagt der Sprecher.
## 1.35 Uhr: Wie schön, eine Blockade
Harlingen. Die Ästhetik einer Sitzblockade wird viel zu selten gewürdigt.
Mitten im Wald, in einem tief eingeschnittenen Talkessel flackern dutzende
große und kleine Lagerfeuer. Silberne und goldene Rettungsdecken glitzern
und rascheln in der Nacht. Ein Meer aus Kerzen und Handylichtern rundet die
Illuminiation der Szene. Die Baumwipfel bewegen sich im Takt der Windböen,
manche eine Böe findet den Weg in den Talkessel und lässt die Feuer
aufflackern. Eine geradezu romantische Atmosphäre.
## 1.25 Uhr: Die Kessel dampfen
Metzingen. Der Regen hat mittlerweile aufgehört. Obwohl immer wieder eine
steile Brise durch das Camp weht und die Anti-Atomkraft-Fahnen auf dem Hof
Timme zum Zittern bringt, ist es so warm, dass man keine Handschuhe
braucht. Die Kessel der Volxküche dampfen, die KöchInnen sitzen daneben und
hören Radio Freies Wendland. Die Polizei steht zwar an den Ortseingängen,
die Zahl der Kräfte ist aber nicht mit der von Nachmittag zu vergleichen.
## 1.01 Uhr: Camp ohne Camper
Metzingen. Die meisten Campbewohner scheinen ausgeflogen zu sein. Geschätzt
150 Leute stehen um die Volxküche oder wärmen sich in der großen Scheune.
Der Ortseingang wird von einem großen Anhänger versperrt.
## 0.57 Uhr: Wieder Nieselregen
Harlingen. Noch immer hält die Polizei sich an den Schienen weitgehend
zurück. Während an der provisorischen Gefangenensammelstelle auf dem
benachbarten Acker immer mehr Einheiten zusammengezogen wurden,
patrouillieren bei den Castorgegnern auf den Gleisen nur kleine Gruppen von
Beamten. Diese haben sich vor dem zwischendurch wieder eingesetzten
Nieselregen unter Planen verkrochen, viele schlafen bereits seit Stunden.
Die Lagerfeuer aus feuchtem Holz räuchern viele von ihnen ein, die
allgemeine Stimmung ist gut. Noch immer legt ein DJ leise Techno-Musik auf.
## 0.25 Uhr: Greenpeace-Aktivisten abgeführt
Bei Lüneburg. Alle zuvor festgeketteten Aktivisten sind nun aus dem
Gleisbett der Castor-Strecke befreit. Samt den Rohren, in denen noch immer
ihre Hände stecken, werden sie weggetragen. Nach einer ärztlichen
Untersuchung sollen sie in Gewahrsam genommen werden, sagte einer der
Beamten vor Ort der taz. Der genaue Tatvorwurf stehe noch nicht fest.
Unterdessen hat ein Trupp von Bahnarbeitern begonnen die durchtrennten
Schienen zu reparieren.
## 0.15 Uhr: Stichwort „Sani“
Der Ruf „Sani“, so die Abkürzung für die Demo-Sanitäter, wird wohl auch …
diesem Castor-Transport viel zu oft erschallen. Zahlreiche Demo-Sanitäter
sind im Wendland im Einsatz. Hierbei handelt es sich nicht um „reguläre“
Sanitäter, wie vom Roten Kreuz oder der Feuerwehr. Die Demo-Sanis sind als
Privatperson im Einsatz. Die meisten von ihnen haben eine entsprechende
Ausbildung, theoretisch reicht aber auch ein erster Hilfe Kurs, denn es
geht hier zuerst einmal nur um die Erstversorgung von Verletzten.
Chris (24) ist ein Demo-Sani - mit roter Warnweste und
"Erste-Hilfe-Rucksack“ ist er im unwegsamen Gelände im Wendland unterwegs.
Seine Motivation ist natürlich Verletzten zu helfen, aber auch Menschen ein
Stück weit die Angst zu nehmen für ihre Anliegen zu demonstrieren oder
zivilen Ungehorsam zu leisten. In der Regel werden Sanis von der Polizei
ankzeptiert. Am Samstag sollen aber laut Sani-Zentrale, vereinzelt auch
Sanis von Polizeikräften tätlich angegangen worden sein.
## 0.05 Uhr: Friedliches Nebeneinander
Harlingen. Neben der Wagenburg der Polizei tanzen rund 50 Menschen zu der
Musik der Aktion „Atomkraft wegbassen“. Auf der anderen Seite der Wagenburg
gibt die Volxküche an einem großen Lagerfeuer warmes Essen aus.
## 0.00 Uhr: Beide Schienen sind durchtrennt
Bei Lüneburg. Die Flexarbeiten der Polizei sind beendet. Mit einem mobilen
Kran heben Techniker eines der beiden zehn Meter langen Schienenstücke an.
Gleichzeitig heben Polizisten heben die angeketteten Aktivisten hoch und
tragen sie dann zur durchtrennten Stelle, wo sie sie - noch immer mit im
Rohr verketteten Armen - quasi von der Schiene abstreifen. Die ersten drei
Aktivisten sind bereits frei.
***
Taz-Autoren vor Ort: Rudolf Balmer, Sebastian Fischer, Klaus-Peter
Klingelschmitt, Martin Kaul, Reimar Paul, Annika Stenzel, Benjamin Laufer,
Teresa Havlicek, Ingo Arzt, Malte Kreutzfeldt, Jörn Alexander, Felix
Dachsel, Julia Seeliger, Christian Jakob
In der Berliner Redaktion: Carl Ziegner, Marie-Claude Bianco, Jannis
Hagmann, Corinna Klingler, Matthias Urbach, Thomas Schmid, Paul Wrusch
27 Nov 2011
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