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# taz.de -- Atommüll nach Brokdorf: Die Castoren kommen
> In das AKW-Zwischenlager Brokdorf soll nach dem Willen des grünen
> Umweltministers Habeck neun Castoren eingelagert werden.
Bild: Wird es faktisch zum Atommüll-Endlager? AKW Brokdorf
Hamburg taz | Die Castoren stehen vor der Tür. In einem Schreiben an
Schleswig-Holsteins Landtags-Präsidenten Klaus Schlie (CDU) hat
Umweltminister Robert Habeck (Grüne) jetzt die Grundzüge für die
Einlagerung von Castorbehältern aus der Wiederaufarbeitungsanlage im
britischen Sellafield erläutert.
Sieben Behälter mit hochradioaktivem Inhalt sollen demnach im Zwischenlager
am Atomkraftwerk Brokdorf aufbewahrt werden. Dies sei das Ergebnis
langwieriger Verhandlungen mit dem Bundesumweltministerium und den
Bundesländern.
Aus Habecks Sicht erfüllt dieses Konzept die 2013 vom Landtag formulierten
politischen Bedingungen an die Einlagerung der Castoren. Jedoch sei es
Sache des Parlaments, eine erneute Debatte und Beschlussfassung zu
verlangen.
Ob er das tut, ist noch unklar „Auf unser Gesprächsangebot an die
Fraktionen gibt es noch keine Rückmeldung“, sagt Habecks Sprecherin Nicola
Kabel. Aber es ist kaum davon auszugehen, dass die Opposition sich in
dieser brisanten Frage selbst ein Redeverbot erteilen wird.
Vermutlich ab 2018 muss Deutschland 21 Castoren mit wiederaufbereitetem
Abfall aus Sellafield und fünf weitere aus La Hague (Frankreich)
zurücknehmen. Nach einer Verständigung vom Juni vorigen Jahres will das
Bundesumweltministerium die fünf Behälter aus La Hague ins Zwischenlager
Philippsburg (Baden-Württemberg) bringen.
Die 21 Castoren aus Sellafield sollen bis 2020 auf [1][die Lager an den
Atomkraftwerken Isar (Bayern)], Biblis (Hessen) und Brokdorf verteilt
werden. Damit sind sechs oder sieben Behälter für Brokdorf vorgesehen.
Dort aber wird es eng. Denn dem Zwischenlager am benachbarten AKW
Brunsbüttel ist im Januar 2015 vom Bundesverwaltungsgericht die
Betriebserlaubnis entzogen worden. Damit hat das Land nur noch begrenzte
Möglichkeiten.
[2][Das Zwischenlager in Brokdorf hat 100 Stellplätze.] 26 Castoren stehen
dort, etwa 53 werden aus dem Betrieb des Kraftwerks noch hinzukommen. Die
abgebrannten Brennelemente aus dem Reaktor Brunsbüttel erfordern elf oder
zwölf Castoren, im dortigen Zwischenlager stehen bereits neun. Sollten alle
nach Brokdorf, wäre dort die Kapazität schon ohne Sellafield-Castoren
erschöpft.
Klarheit fordert deshalb Karsten Hinrichsen von der örtlichen Anti-Atom-Ini
„Brokdorf.akut“. Seiner Ansicht nach ist ein neues Genehmigungsverfahren
nötig: „Die Betriebsgenehmigung umfasst nur abgebrannte Brennstäbe aus
Brokdorf, nicht aus anderen Atommeilern.“ Zudem befürchtet er, dass
Brokdorf faktisch zu einem Endlager wird.
Denn vor 2050 dürfte bundesweit kein Atommüll-Endlager zur Verfügung
stehen. „Die Zwischenlagerung“, sagt Hinrichsen, „würde Jahrzehnte dauer…
mindestens“.
19 Jan 2016
## LINKS
[1] /Atommuell-endlich-in-Deutschland-verteilt/!5253899
[2] /Atomkraft-Gegner-sind-skeptisch/!5205329
## AUTOREN
Sven-Michael Veit
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