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# taz.de -- + + + Freitag Ticker Castor-Transport +++: Castor-Zug in Frankreich…
> Der Castor-Transport wurde am Freitag bei Caen stundenlang blockiert,
> fuhr dann aber weiter nach Deutschland. Im Wendland zogen Atomgegner mit
> Laternenumzügen über die Straßen.
Bild: Leuchtender Widerstand: Laternenumzug in Lüneburg
21.42 Uhr: „Unverantwortbares Spektakel“
Die Rhein-Neckar-Zeitung schreibt, „der Anti-Atom-Protest ist nicht
zielgerichtet, sondern blind: Aktionen wie “Castor schottern“, Blockaden
oder das Festketten an Gleisen sind letzten Endes ein unverantwortbares
Spektakel mit dem Ziel, die Castor-Transporte megateuer werden zu lassen.
Gleichwohl entlässt dieser emotional fehlgeleitete Protest keine Regierung
aus irgendeiner Verantwortung. Die Nutzung der Atomenergie ist riskant, ist
ökonomischer Wahnsinn und auf der Lüge aufgebaut, es gäbe einen atomaren
Kreislauf.“ (dpa)
21.00 Uhr: Polizei hat Straße bei Metzingen geräumt
Die Polizei hat die B 216 vor Metzingen geräumt, damit der Verkehr wieder
fließen kann, so die Begründung. Die Teilnehmer des Laternenumzugs stehen
jetzt links und rechts der Straße, die nun von Polizisten blockiert wird.
Autoverkehr gibt es nicht, da er umgeleitet wurde.
20.21 Uhr: Polizei treibt Keil in den Umzug
In der Nähe des Camps Metzingen hat die Polizei einen Keil zwischen die
Demonstranten des Laternenumzugs getrieben und die Teilnehmer von der
Straße gedrängt. Es kommt zu kleineren Handgreiflichkeiten. Einige
Halbvermummte rufen „Alerta, Alerta, Antifascista!“.
20.12 Uhr: Polizei steht Laternenumzug im Weg
Der Laternen-Umzug in Metzingen ist nur einige hundert Meter weit gekommen.
Jetzt geht es nicht weiter. Die Polizei steht im Weg und die Laternenträger
auf der Straße. Eine Polizeidurchsage ermahnt die Demonstrierenden, die
Straße frei zu räumen. Dann explodiert ein Kracher und eine Rakete.
20.05 Uhr: Bela B. auf der Demo am Samstag dabei
Zehntausende Atomkraftgegner werden am Samstag um 13.00 in Dannenberg zur
traditionellen Auftaktdemonstration gegen den Castor-Transport aus
Frankreich in das Atommüll-Zwischenlager Gorleben erwartet.
Angekündigt haben sich auch prominente Bundespolitiker und Künstler.
Darunter sind die Grünen-Vorsitzenden Claudia Roth und Cem Özedemir,
Grünen-Bundestagsfraktionschef Jürgen Trittin, Linkspartei-Chefin Gesine
Lötzsch und der Linken-Fraktionsvorsitzende Gregor Gysi. Auch der
Geschäftsführer von Greenpeace International, Kumi Naidoo, und der Musiker
Bela B. von den "Ärzten“ nehmen teil. (afp)
19.57 Uhr: Laternenumzug in Metzingen
„Das Kapital regiert bis die Erde krepiert“ steht auf einem Schild an dem
Haus in Metzingen. Auf dem Hof des Castor-Camps treffen nach und nach mehr
AtomkraftgegnerInnen ein. Gerade beginnt hier der Laternenumzug mit rund
150 Aktiven. Einige Kinder sind dabei und Rio Reiser schallt aus den Boxen
des Lautsprecherwagens. Begleitet wird der Umzug von einem großen
Polizeiaufgebot.
19.35 Uhr: Alle Aktivisten abgeführt
Spezialkräfte durchtrennten am Nachmittag nach Angaben der Agentur dapd die
Rohre, mit denen sich die Aktivisten in Caen an den Schienen festgekettet
hatten. Die ersten beiden konnten gegen 17.45 Uhr abgeführt werden. Gegen
19 Uhr rollte der Castor-Zug dann weiter in Richtung Deutschland nachdem er
15.45 Uhr durch die Aktion gestoppt wurde.
Bei den Demonstranten, die sich an die Gleise ketteten, handelte es sich um
Mitglieder der französischen Anti-Atom-Organisation GANVA. Die Gruppe
meldete am Nachmittag auf ihrer Website, ihre Anhänger hätten den
Castor-Zug zum Stillstand gebracht. Auf einem Papierstreifen habe auf
Deutsch und Französisch gestanden: „Unser Widerstand kennt keine
Staatsgrenzen! Castor 2010: Die Erste...to be continued!“
Am Bahnhof von Caen wurden einige Hundert Demonstranten von Ordnungskräften
zurückgehalten, nachdem sie versucht hatten, sich den Aktivisten an der
Blockade anzuschließen. Der Ort der Blockade selbst wurde von der Polizei
abgeriegelt und mit einem Sichtschutz versehen.
19.05 Uhr: Der Castor rollt wieder
Nach einer mehrstündigen Blockade im nordfranzösischen Caen fährt der
Castor-Transport weiter. Das beobachtete ein afp-Korrespondent vor Ort. Der
Castor mit hoch radioaktivem Atommüll war gegen 14.20 Uhr vom
Verladebahnhof Valogne zum deutschen Zwischenlager Gorleben gestartet und
zwei Stunden später zum ersten Mal aufgehalten worden. (afp)
18.40 Uhr: „Es dauert eine Weile“
An der ersten Blockadeaktion in Nordfrankreich beteiligten sich nach
Polizeiangaben etwa 30 Aktivisten. „Es dauert eine Weile, die Angeketteten
von den Schienen zu befreien, da sie ihre Hände in Metallröhren unter den
Gleisen haben“, sagte die Sprecherin der Polizei der Agentur dpa. In der
Nähe von Caen in der Normandie ketteten sich fünf Aktivisten an die Gleise,
so die Beamten vor Ort. Ein Aktivist von ihnen stamme aus Deutschland.
Die französische Gruppe „Groupe d‘actions non-violentes antinucléaires“
(auf deutsch etwa „Aktionsgruppe nicht gewalttätiger Atomkraftgegner“)
bekannte sich zu der Blockade. (dpa)
18.20 Uhr: Großer Laternenumzug in Lüchow
Zu Beginn des Laternenumzugs in Lüchow sind geschätzte 500 Leute gekommen.
Martina Lammers, Vorsitzende der lokalen Grünen, wies darauf hin, dass alle
Landesvorstände und der Bundesvorstand vor Ort sind. Auch Claudia Roth hält
eine Laterne in der Hand. Viele Laternen sind mit dem Anti-Atom-X beklebt,
zudem werden Kerzen und Fackeln getragen. Zusätzlich werden viele Fahnen
geschwenkt und große gelbe Holz-Xe hochgehalten.
Zum Auftakt wird „We shall overcome“ gesungen. Petra-Kelly-Preisträgerin
Marianne Fritzen fragt, „Werden die Verantwortlichen für das Asse-Desaster
bestraft? Vermutlich gibt es gar keine Verantwortlichen!“. Grünen-Politiker
Benjamin Raschke erklärt: „Es gibt in Sachen Umweltverbrechen ein
Gerechtigkeitsdefizit“. Fritzen bekommt außerdem für ihre Aussage, dass
Fortschritt nicht immer nur von den Neoliberalen definiert werden dürfe,
großen Beifall.
Propst Stephan Wichert von Holten zu den Protesten „In der Masse einmalig,
in der Friedfertigkeit unübertroffen und in den nächsten 100.000 Jahren
haben wir noch ne Menge zu tun“.
18 Uhr: „Das wird ein Katz-und-Maus-Spiel“
Die Eisenbahnbrücke zwischen Hitzacker und Dannenberg sieht gespenstisch
aus. Sie liegt in einer dunklen Waldschneise und ist grell erleuchtet vom
Scheinwerferlicht der Polizei. Vier Polizisten stehen in neongelben
Warnwesten auf der Brücke, die über die Bundesstraße führt. Am Fuße der
Brücke warten ein Dutzend weitere Beamten. Ein 21-jähriger Polizist aus
Uelzen ist seit heute Morgen im Dienst. Es ist sein erster Castor-Einsatz.
Ein bisschen Respekt habe er schon, sagt er: „Das wird ein
Katz-und-Maus-Spiel zwischen Polizei und Demonstranten. Wir schieben sie
von den Gleisen. Sie kommen wieder.“
Entlang des letzten wichtigen Stücks der Bahnstrecke für den
Castor-Transport werden sämtliche Brücken bereits jetzt nachts hell
ausgeleuchtet und mit Polizisten gesichert. In den letzten Jahren hatten
Aktivisten sich immer wieder spektakulär angekettet und so versucht, den
Castor an diesen wichtigen Punkten zu stoppen.
17.45 Uhr: Kältetaktik statt Straßenschlacht
Eine Frau in Lüchow hat unserer taz-Reporterin gerade erzählt, dass auch
die Polizei über die Jahre gelernt habe. 1996 gab es in Dannenberg noch
richtige Straßenschlachten, da flogen Ziegelsteine und brannten
Strohballen. Heute sperren sie die Gegend um den Verladekran weiträumig ab
und lassen die Leute gar nicht mehr rein. Und die Polizei wisse ja auch,
die Zeit und das Wetter spiele für sie. Deswegen lassen sie den Castor gern
noch am Verladekran stehen, wenn er nachts ankommt und fahren erst morgens
los - während die Blockierer auf dem kalten Boden sitzen und ihnen kälter
und kälter wird. Und manchmal auch nass.
17.30 Uhr: Laternenumzug in Gorleben
Mit einem Laternenumzug demonstrieren zur Stunde in Gorleben rund 50 Eltern
und ihre Kinder gegen den Castor-Transport. Ein Posaunenspieler führt den
Zug an. Zu der Aktion hat eine örtliche Wählergemeinschaft aufgerufen.
Gorleben gilt im Gegensatz zu vielen anderen Orten im Wendland nicht als
Hochburg der Atomkraftgegner.
17.15 Uhr: Ruhe vor der Mahnwache
Auf dem Marktplatz von Lüchow, wo 18 Uhr die Mahnwache sein soll, ist noch
alles ruhig. In einer Bäckerei kommentiert es ein alter Mann trocken: „Das
ist die Ruhe vor dem Sturm.“
16.48 Uhr: Polizei schweißt weiter Gully-Deckel zu
Groß Gusborn. Ein technischer Zug der Polizei schweißt Gully-Deckel zu.
„Damit da nichts eingebracht werden kann“, sagt ein Beamter im
Polizeisprech. An den beiden möglichen Transportrouten zum Zwischenlager
Gorleben sollen die Abflüsse dicht gemacht werden.
16.35 Uhr: Ein Prickeln wie 1989
Jens Magerl, Sprecher der Initiative "Widersetzen“, sagt: „Es liegt ein
Prickeln in der Luft wie 1989 in der DDR.“ Magerl stammt aus der DDR. Zum
ersten Mal hat er das Gefühl, “dass dieser Castor der letzte Castor ist“.
16.25 Uhr: An die Gleise gekettet
Der Castor-Transport mit hoch radioaktivem Atommüll ist laut der Agentur
dpa kurz nach seinem Start in Frankreich von Atomkraftgegnern aufgehalten
worden. In der Nähe von Caen hätten sich vier Atomkraftgegner an die Gleise
gekettet, sagte ein Polizeisprecher der dpa. Insgesamt seien rund 30
Aktivisten an der Aktion beteiligt. (dpa) Laut Greenpeace sollen sich sogar
zwölf AktivitInnen angekettet haben.
16.15 Uhr: Castor-Transport in Frankreich blockiert
Knapp zwei Stunden nach der Abfahrt haben Atomkraftgegner laut der Agentur
afp am Freitagnachmittag den Castor-Transport im nordfranzösischen Caen
blockiert. Das teilte die Polizei mit. Der Castor mit hoch radioaktivem
Atommüll war gegen 14.20 Uhr vom Verladebahnhof Valogne zum deutschen
Zwischenlager Gorleben gestartet. (afp)
15.50 Uhr: Bayern setzt auf Gorleben
Die Polizei bereitet sich laut der Agentur dpa auf gewalttätige Störer
entlang der Bahnstrecke des Castor-Transportes vor. Mehr als 16.000
Einsatzkräfte sollen den Transport nach Dannenberg und weiter nach Gorleben
sichern. Bundesumweltminister Norbert Röttgen (CDU) rief die
Atomkraftgegner auf, sich friedlich zu verhalten.
Unterdessen entbrannte innerhalb der Union ein Streit um die Suche nach
einem Atomendlager. Bayern setzt klar auf den Salzstock Gorleben und lehnt
alternative Standorte in Süddeutschland ab. Umweltminister Markus Söder
(CSU) sagte der dpa: „Bayern scheidet als Standort für ein Endlager
definitiv aus. Wir haben keine sichere geologische Formation.“ Zuvor hatte
Niedersachsens Ministerpräsident David McAllister (CDU) die Suche nach
möglichen Endlagern im Süden gefordert, falls sich Gorleben als ungeeignet
erweisen sollte.
Röttgen verteidigte den Castor-Transport als unverzichtbar. Deutschland sei
verpflichtet, die radioaktiven Abfälle, die bei der Nutzung der Kernenergie
anfielen, im eigenen Land zu entsorgen. „Wir können die Lasten der
Vergangenheit nicht anderen aufbürden, für die sichere Lagerung des
Atommülls sind wir verantwortlich“, sagte er. (dpa)
15.35 Uhr: Lernen von den alten Hasen
In der Zeltstadt Gedelitz üben Atomkraftgegner den Umgang mit der Polizei.
Sie lernen von Protestprofis, durch eine Polizistenkette auf die Gleise zu
kommen. Es sieht ein bisschen aus wie eine Mischung aus
American-Football-Training und Yoga. Derweil treffen Neuankömmlinge ein,
derzeit noch in überschaubaren Kleingruppen. Gedelitz ist das Nachbardorf
von Gorleben und liegt nur wenige Kilometer entfernt.
15.20 Uhr: Atomforum erklärt Castor als sicher
Das deutsche Atomforum erklärt in einer [1][Pressemitteilung], dass die
eingesetzten Behälter zuverlässig alle nationalen und internationalen
Sicherheitsstandards erfüllen würden. Und fordert im Hinblick auf die
Proteste gegen den Castor-Transport, friedlich und nach dem Gesetz zu
demonstrieren. Denn „in allen Debatten um die Kernkraft in Deutschland
setzen [auch] die Energieversorgungsunternehmen und das Deutsche Atomforum
auf Argumente statt auf Blockaden.“
14.50 Uhr: Castor heißer als in den Vorjahren
Greenpeace begleitete die Abfahrt des Castor-Transports – und machte dabei
Infrarot-Aufnahmen vom Atommüll-Behälter. Nach Angaben der Umweltschützer
zeigen die Aufnahmen, dass die Temperatur der Castoren gestiegen ist. Sie
erklären sich den Anstieg mit einer zunehmenden Anreicherung der
Brennelemente mit Uran-235 und den damit verbundenen Abbränden mit höherer
Radioaktivität.
„Jeder einzelne dieser Castoren enthält so viel radioaktives Material, wie
bei der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl freigesetzt wurde“, sagt Thomas
Breuer von Greenpeace. „Es ist unverantwortlich, diese tödliche Fracht nach
Gorleben zu bringen.“ Stattdessen solle er ins grenznahe Zwischenlager am
AKW Philippsburg gebracht werden. Dies würde dem Verursacher-Prinzip
entsprechen: Denn die in La Hague und Sellafield aufbereiteten
Brennelemente stammten zur Hälfte aus den Akws in Bayern, Baden-Württemberg
und Hessen.
14.40 Uhr: Wendland darf nicht Stuttgart werden
Jameln. Pressekonferenz der Kampagne „Castor Schottern“: Die Aktivisten
fordern, dass sich die Polizei besonnener benehmen soll, als ihre Kollegen
jüngst bei den Protesten gegen Stuttgart 21. “Wir werden Tausende sein“,
sagt Tadzio Müller, Sprecher der Kampagne. „Der Castor wird nicht
durchkommen.“
14.25 Uhr: „PubliX Viewing“ in Dannenberg
Mindestens jedes zweite Geschäft in Dannenberg hat die Schaufenster zum
Thema Castor dekoriert. An den Scheiben kleben große Anti-Atom-Sticker und
Plakate, die für die Großdemonstration am Samstag oder die Sitzblockaden am
Sonntag werben. Der Italiener am Marktplatz und der Hifi-Laden haben
Fernseher ins Fenster gestellt. Es läuft eine Dia-Show von „PubliX
Viewing“: Bilder vom letzten Castortransport, vom Treck der
Lüchow-Dannenberger Landwirte nach Krümmel, vom letzten Heimspiel des FC
St. Pauli, als Fans mit riesigen Transparenten zum Schottern aufforderten.
Im Schaufenster eines Jeans-Ladens ist ein Castortransport im
Miniatur-Maßstab nachgestellt.
14.03 Uhr: Castor-Transport in Frankreich gestartet
Unter hohen Sicherheitsvorkehrungen ist laut der Agentur dapd am Freitag
gegen 14 Uhr der Castor-Transport mit hoch radioaktivem Atommüll im
französischen Valognes gestartet. Die strahlende Fracht soll bis Sonntag
rund 1.000 Kilometer quer durch Frankreich und Deutschland rollen. Am
Montagmorgen soll der Zug Gorleben erreichen.
13.50 Uhr: Polizei erklärt, sie werde sich ans Gesetz halten
Dannenberg. Das Wetter im Wendland wird besser, die Stimmung der Polizei
nicht. Die taz will wissen, ob für den Großeinsatz der Polizei im Wendland
irgendwelche polizeilichen Sonderbefugnisse gelten. Der Polizeisprecher
reagiert am Telefon genervt: „Wir halten uns ans Gesetz, natürlich!“ Die
Polizei hatte zuvor entlang der gesamten Strecke zwischen Lüneburg und dem
Zwischenlager in Gorleben ein Versammlungs- und Demonstrationsverbot
erlassen. Jeweils 50 Meter links und rechts der Strecke dürfen keine
politischen Versammlungen stattfinden, um den Transport nicht zu gefährden.
13.45 Uhr: Fahrplan des Castor-Transportes geleakt
Auf der Internetseite von [2][www.linksunten.indymedia.org] ist ein
Fahrplan des Castor-Transportes geleakt worden. Sollte der veröffentlichte
Plan stimmen, würde der Transport am Samstagmittag um 12.38 Uhr die
deutsche Grenze bei Berg passieren. Allerdings gibt es zwei alternative
Grenzübergänge: Strasbourg/Kehl und Forbach/Saarbrücken. Für den Transport
durch Deutschland werden neben der Hauptstrecke sieben Ausweichstrecken
aufgelistet. Den Fahrplan kann man sich hier als [3][PDF-Dokument]
downloaden. Für die Echtheit bzw. die Richtigkeit kann taz.de nicht bürgen.
13.30 Uhr: Konzerne sollen für Sicherheit zahlen
Die Deutsche Polizeigewerkschaft (DPolG) hat nach einem Bericht der Agentur
afp eine Beteiligung der großen Stromkonzerne an den Kosten für den
bevorstehenden Castor-Transport gefordert. Es sei nicht hinnehmbar, dass
die Betreiber von Atomkraftwerken jedes Jahr Milliarden-Gewinne machten,
die Kosten für die Sicherheit der Atommülltransporte aber beim Steuerzahler
abladen würden, sagte dessen Vorsitzender Rainer Wendt der Neuen
Osnabrücker Zeitung.
Er forderte von den Betreibern eine "Sicherheitsgebühr“ in Höhe von 50
Millionen Euro. Auf diese Höhe schätzte er die Kosten, die Bund und Ländern
durch den Polizeieinsatz beim aktuellen Castor-Transport entstehen. „Die
Entsorgung von Brennstäben ist ein Teil des Betriebs von Atomkraftwerken,
für den die Konzerne verantwortlich sind“, sagte Wendt. Ein Castor sei
letztlich nichts anderes als ein Schwertransport, wie er täglich auf
deutschen Straßen fahre. Für dessen polizeiliche Sicherung müssten
Unternehmen ebenfalls zahlen. (afp)
13.10 Uhr: Gusborner kochen und backen
Die Bäuerliche Notgemeinschaft freut sich über große Unterstützung für ihr
Camp in Gusborn. Die Dorfbewohner kochen und backen für die anreisenden
Atomkraftgegner.
13 Uhr: Greenpeace ruft zu friedlichen Protesten auf
Der Geschäftsführer von Greenpeace International, Kumi Naidoo, ruft die
Demonstranten zum friedlichen massenhaften Protest gegen den geplanten
Castor-Transport auf. Der 45-jährige Südafrikaner trifft heute Abend im
Wendland ein und wird morgen Mittag bei der Auftaktkundgebung zur
Großdemonstration in Dannenberg eine Rede halten. Zur Demonstration werden
30.000 Teilnehmer erwartet.
12.10 Uhr: Schülerdemo in Lüchow beendet
Lüchow. Die Schüler-Demo geht zu Ende. Die Veranstalter sprechen von 1.400,
die Polizei von 600 bis 800 Teilnehmern. Der Zug war laut und bunt, die
Jugendlichen klebten tausende Anti-Atom- und „Castor-Stopp“-Sticker auf
Schaufenster, Fassaden und Autos. „Ds hatte Happening-Charakter“, so ein
Polizeisprecher.
11.40 Uhr: Bohrloch 1004
Ortsbesuch in der Freien Republik. Rund um das alte Bohrloch 1004, wo am 3.
Mai 1980 die „Freie Republik Wendland“ ausgerufen wurde, stehen heute nur
noch hochgewachsene Bäume und Tollwutfallen.
11.20 Uhr: Polizei versiegelt Kanaldeckel
Im Bäckereicafe Kühne in Gorleben verkauft die Bäckersfrau Schweinsohren.
Eine ältere Anwohnerin sagt: „Ach, was am Wochenende passiert, interessiert
mich nicht.“ Tür zu und weg. Draußen vor der Tür versiegelt die Polizei
Kanaldeckel, damit niemand in das Kanalsystem eindringen kann.
11.15 Uhr: Verkehrs- und Wetterservice der taz
Kurzinfo von einem leidgeplagten Reporter: Wer aus Berlin anreist und im
Wendland nicht schon mit dem ersten Strafzettel ankommen will, der sollte
in Kuhbier nur 30 Km/h fahren. Hier wird geblitzt. Das Wetter im Wendland
ist novembergrau. Der Himmel ist bevölkt, manchmal nieselt es etwas. Aber
es ist nicht kalt.
11.10 Uhr: Bayrische Polizisten in Gorleben
Hier soll der Müll hin: Am oberirdischen Zwischenlager in Gorleben stehen
einige orientierungslose Polizeibeamte aus Bayern. Der Einsatzleiter einer
Hundertschaft – laut Kfz-Zeichen aus Bamberg - muss sich erst noch
orientieren, damit „wir im Zweifelsfall schnelle Truppenbewegungen
ausführen können“.
10.52 Uhr: Greenpeace verteilt Kreuze
Auf der Bundesstraße zwischen Gorleben und Dannenberg verteilen
Greenpeace-Aktivisten große, gelbe Widerstandskreuze entlang der Allee. Die
Polizei hatte in den vergangenen Tagen alle Kreuze aus den Bäumen an der
Straße entfernen lassen. Heute schauen sie erstmal nur zu.
10.40 Uhr: Hunderte Schüler demonstrieren gegen den Castor
In Lüchow ziehen laut Veranstalter rund 1.200 SchülerInnen durch die
Innenstadt, begleitet von 15 Traktoren. Auf zahlreichen
Zwischenkundgebungen rufen die Schülersprecher zu weiteren Protesten auf,
wollen bei diesem Castor-Transport ein Zeichen setzen. Die Demonstration
sollen noch bis zum Mittag dauern.
9.40 Uhr: Hunderte Schüler sammeln sich in Lüchow
Traditionell beginnen die Castor-Proteste im Wendland mit der Schülerdemo
in Lüchow. Dort sammeln sich Hunderte von Schülern derzeit am Busbahnhof,
um dann durch den Ort zu ziehen.
Das Motto der Demonstration lautet: „Je länger Eure Laufzeiten desto größer
unser Zorn.“ Die Stimmung ist gut. Es sind dieses Mal auch viele junge
Schüler im Alter zwischen 10 und 12 Jahren dabei. Der Abmarsch war um 9.30
Uhr geplant - wird sich aber verzögern.
Was bisher geschah:
Nach Berichten der Agentur dapd haben Atomkraftgegner in der Nacht zu
Freitag bei Dahlenburg einen großen Stein auf die Castor-Bahnstrecke
gelegt. Die Polizei hat den etwa 20 mal 25 Zentimeter großen und mit
Parolen gegen den Castortransport beschrifteten Stein gegen Mitternacht
entdeckt und entfernt, sagte eine Polizeisprecherin der Agentur. Die
Bahnstrecke zwischen Lüneburg und Dannenberg ist wegen des
Atommülltransportes für den regulären Zugverkehr gesperrt.
Am Mittwoch verließen nach Angaben von Greenpeace die letzten der elf
Castorbehälter mit hochradioaktivem Atommüll die Wiederaufbereitungsanlage
im nordfranzösischen La Hague. In drei Speziallastwagen wurden sie zum
Verladebahnhof im nordfranzösischen Valognes gebracht und dort auf die
Bahnwaggons umgeladen. Die Abfahrt des Sonderzugs ist nach Angaben von
Atomkraftgegnern am Nachmittag geplant.
Für die Großdemo am Samstag in Dannenberg haben sich nach Angaben von
„X-tausendmal quer“ inzwischen 312 Reisebusse aus dem gesamten Bundesgebiet
angemeldet. Die ersten fahren schon um Mitternacht in Freiburg los.
***
Zum Live-Ticker:
Der Live-Ticker der taz wird während der gesamten Proteste im Wendland rund
um die Uhr berichten. Vor Ort sind 12 Reporter:
Jörn Alexander, Kai von Appen, Felix Dachsel, Christian Jakob, Martin Kaul,
Malte Kreutzfeldt, Konrad Litschko, Reimar Paul, Julia Seeliger, Luise
Strothmann und Peter Unfried. Zusätzlich von der Südblockade in der Pfalz
berichtet Klaus-Peter Klingelschmitt.
In der Online-Redaktion: Matthias Urbach, Carl Ziegner, Frauke Böger,
Thomas Schmid, Andreas Grieß, Claudia Krieg
6 Nov 2010
## LINKS
[1] http://www.kernenergie.de/kernenergie/Presse/Pressemitteilungen/items/2010-…
[2] http://www.linksunten.indymedia.org/
[3] http://linksunten.indymedia.org/de/node/27894
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