# taz.de -- Entscheidung zu Selektoren: NSA-Ausschuss setzt Kanzleramt Frist | |
> Das Kanzleramt hat noch immer nicht erklärt, wie der Bundestag über die | |
> „Selektorenliste“ informiert wird. Die Abgeordneten wollen nun endlich | |
> eine Entscheidung. | |
Bild: Der Sitzungssaal des NSA-Auschusses im Bundestag. | |
Berlin afp | Aus Verärgerung über den schleppenden Gang der Aufklärung hat | |
der Untersuchungsausschuss zur NSA-Spähaffäre dem Bundeskanzleramt eine | |
Frist gesetzt. Bis Donnerstag kommender Woche müsse das Kanzleramt | |
entscheiden, ob und in welcher Form der Ausschuss Einblick in die geheime | |
Liste der Spionageziele bekommt, mit deren Ausspähung der US-Dienst NSA den | |
Bundesnachrichtendienst (BND) beauftragt hatte. Dies teilten | |
Ausschussmitglieder am Donnerstag in Berlin mit. Die Fristsetzung sei auch | |
von den Koalitionsfraktionen CDU/CSU und SPD unterstützt worden. | |
Einen Antrag der Oppositionsfraktionen Grüne und Linke, Kanzleramtsminister | |
Peter Altmeier (CDU) in die laufende Sitzung zu zitieren, wurde mit der | |
Mehrheit der Koalitionsvertreter abgelehnt. Die Opposition hatte von | |
Altmeier jetzt schon erfahren wollen, wie die Bundesregierung mit der so | |
genannten Selektorenliste umzugehen gedenkt. | |
Der Ausschuss wolle nun von der Bundesregierung bis zum 18. Juni „eine | |
Entscheidung, wie sie sich ein Verfahren vorstellen kann“, sagte | |
SPD-Ausschussmitglied Christian Flisek. Die derzeitige Ungewissheit sei ein | |
„unerträglicher Zustand“. Seine Fraktion wäre demnach grundsätzlich bere… | |
einen Ermittlungsbeauftragten zu ernennen, der Einblick in die geheime | |
Liste nimmt und dann dem Ausschuss Bericht erstattet. Denkbar sei aber auch | |
weiterhin, dass die Ausschussmitglieder selbst die Liste zu sehen bekommen. | |
Die Opposition lehnte einen Ermittlungsbeauftragten weiterhin ab. „Damit | |
sind die Rechte des Untersuchungsausschusses außer Kraft gesetzt“, sagte | |
die Linken-Abgeordnete Martina Renner. Auch der Grünen-Abgeordnete | |
Konstantin von Notz forderte einen eigenen Blick in die Selektorenliste. | |
Ein Ermittlungsbeauftragter wäre „nur als Merkel-Puffer | |
dazwischengschaltet, damit die problematischen Dinge nicht mit der ganzen | |
Härte bei der Bundeskanzlerin aufschlagen“, kritisierte von Notz. | |
## Ex-BND-Chef soll aussagen | |
Der Untersuchungsausschuss begann am Donnerstagmittag mit der Befragung | |
früherer Mitarbeiter des Bundeskanzleramts, die mit der Aufsicht über die | |
Arbeit der Geheimdienste befasst waren. Als Zeugen geladen waren zwei | |
ehemalige Referatsleiter und ihr Gruppenleiter. Sie waren zwischen 2005 und | |
2011 im Kanzleramt mit Geheimdienstfragen befasst. | |
Der Ausschuss möchte wissen, inwieweit das Kanzleramt damals Kenntnis von | |
fragwürdigen Lauschaktionen des Bundesnachrichtendienstes (BND) im Auftrag | |
des US-Geheimdiensts NSA hatte. Es geht dabei um den Verdacht, dass die NSA | |
den deutschen Dienst zur Ausspähung europäischer Unternehmen und | |
Regierungsstellen eingespannt haben könnte. Am Freitag soll dann der | |
ehemalige BND-Chef Ernst Uhrlau vor dem Ausschuss aussagen. | |
11 Jun 2015 | |
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