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# taz.de -- Flüchtlingsprotest in Berlin: „Hier fühlen wir uns sicher“
> Erst Mitte November soll es ein Treffen der protestierenden Flüchtlinge
> mit Bundestagsabgeordneten geben. Nun haben die Asylsuchenden ihren
> Protest verlängert.
Bild: Protestierte erst gegen Unrecht im Iran – und jetzt in Deutschland: Ara…
BERLIN taz | Zehn Männer in Regenjacken haben sich um Arash Dosthossein
gruppiert, den Sprecher der Flüchtlingsgruppe. Anders als angekündigt,
wollen sie nun doch bis zum 15. November vor dem Brandenburger Tor
ausharren. Zu dem Termin ist ihnen ein Gespräch mit Bundestagsabgeordneten
zugesagt worden.
Seit gut zwei Wochen protestieren die rund 18 Flüchtlinge aus dem Iran,
Afghanistan und dem Irak nun schon vor dem Wahrzeichen der Hauptstadt. Sie
gehörten zu dem Tross, der Anfang September aus Würzburg nach Berlin
aufgebrochen war und damit demonstrativ gegen die Residenzpflicht verstoßen
hatte, die festlegt, in welchem Bereich sich ein Asylbewerber aufhalten
darf.
Nach 28 Tagen und fast 600 Kilometern Fußmarsch hatte der Protestmarsch der
Flüchtlinge Mitte Oktober das Zeltlager erreicht, das zuvor in
Berlin-Kreuzberg errichtet worden war. Dort leben, vom Bezirksamt
genehmigt, seit Wochen etwa 40 weitere Flüchtlinge, die meisten aus Afrika
und dem Mittleren Osten.
Die Flüchtlinge fordern ein Ende der Residenzpflicht, einen Abschiebestopp
und keine Zwangsunterbringung in Gemeinschaftsunterkünften mehr. Zumindest
aber wollen sie erreichen, dass sie für ihren Protest nicht auch noch
bestraft werden. „Wir sind seit sieben Monaten auf der Straße“, betont
Arosh Dosthossein ihren Durchhaltewillen.
Dosthossein und viele seiner Mitstreiter entstammen der „grünen“
Protestbewegung, die sich 2009 im Iran gegen die Wiederwahl Ahmadinedschads
formierte. Als sich im Januar ein iranischer Asylbewerber in Würzburg das
Leben nahm, trugen sie ihren Protest auf die Straße, bald sprang der Funke
auch auf andere Städte über.
## „Im Auge der Öffentlichkeit“
Am prominentesten Platz der Hauptstadt haben sie nun, mit bunten
Regenschirmen und Transparenten, ein provisorisches Lager errichtet. Es ist
nur als Mahnwache genehmigt, Zelte und Schlafsäcke sind deshalb verboten.
Neugierig beäugt von Touristengruppen, stehen sie dort zwischen
Werbeträgern, die als Berliner Bären verkleidet sind, als Super Mario oder
im Darth-Vader-Kostüm herum laufen – es ist ein seltsames Bild. „Hier
fühlen wir uns sicher, im Auge der Öffentlichkeit“, sagt Arash Dosthossein
dazu.
Am Donnerstag besuchten die Flüchtlingsbeauftragte der Bundesregierung,
Maria Böhmer (CDU), und Berlins Integrationssenatorin Dilek Kolat (SPD) die
Demonstranten. Der Hungerstreik, in den einige von ihnen getreten waren,
wurde daraufhin abgebrochen. Maria Böhmer versprach, dass sich die nächste
Integrationsministerkonferenz noch in diesem Jahr mit dem Thema
beschäftigen werde, und Berlins Integrationssenatorin Dilek Kolat (SPD)
äußerte Verständnis für die Forderungen der Asylbewerber nach besseren
Arbeits- und Lebensbedingungen.
5 Nov 2012
## AUTOREN
Daniel Bax
## TAGS
Flüchtlinge
Protest
Residenzpflicht
Brandenburger Tor
Berlin
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Grüne
Flüchtlinge
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