| # taz.de -- Sammelunterkunft für Flüchtlinge: Asyl im Viertel | |
| > Die Sozialbehörde plant eine zusätzliche Flüchtlingsunterkunft in der | |
| > Eduard-Grunow-Straße. Eine dezentrale Unterbringung ist damit vorerst | |
| > gescheitert. | |
| Bild: AsylbewerberInnen in einem Übergangswohnheim: Eigentlich sollten Flücht… | |
| BREMEN taz | „Kommen Sie mir nicht damit, dass da Asylanten rein sollen“, | |
| raunzt der Mann am Telefon, „das ist lächerlich, das wird wie geplant ein | |
| Hostel.“ Dann sagt er noch, dass er sich nicht weiter äußern möchte und | |
| legt auf. | |
| Das Merkwürdige: Nur wenige Minuten zuvor hatte gestern der Sprecher der | |
| Sozialbehörde, David Lukaßen, bestätigt, dass die Stadt mit dem Eigentümer | |
| eines Gebäudes in der Eduard-Grunow-Straße darüber verhandelt, dieses als | |
| Übergangswohnheim für Asylbewerber für einen Zeitraum von zunächst zehn | |
| Jahren anzumieten. Es handelt sich dabei um das ehemalige Haus des Sports, | |
| das derzeit zu einem Hostel umgebaut wird. Mit diesem Ziel hatte es der | |
| Bremer Immobilienhändler Johann Precht vom Landessportbund gekauft, wie im | |
| Januar 2011 in einer Lokalzeitung zu lesen war. Precht ist der | |
| unfreundliche Mann am Telefon, der unter derselben Telefonnummer auch als | |
| Inhaber einer Pfandleihe und eines Autohandels zu erreichen ist. Er sei | |
| Inhaber des Gebäudes, sagt er nach einigem Hin und Her. | |
| Der Sprecher der Sozialbehörde hingegen sagt, die Stadt würde mit jemand | |
| anderem verhandeln, dem jetzt das ehemalige Haus des Sports in der | |
| Eduard-Grunow-Straße gehören soll. Vielleicht klärt sich die Frage, wer der | |
| rechtmäßige Eigentümer des Gebäudes ist, noch bis zum 19. November auf. | |
| Dann nämlich geben die Stadtteilpolitiker vom Beirat Mitte ihr | |
| voraussichtlich positives Votum zu dem Vorhaben ab. | |
| Der Beiratssprecher Michael Rüppel (Die Grünen) sagte gestern, es sehe | |
| derzeit danach aus, als seien sich alle Fraktionen einig, das | |
| Asylbewerberheim im Viertel zu unterstützen. Schließlich sei es sinnvoll, | |
| wenn Asylsuchende nicht am Stadtrand untergebracht würden, sondern dort, | |
| „wo das Leben spielt“, so Rüppel. „Da sind auch Sprachkurse, | |
| Betreuungseinrichtungen, Behörden und Ärzte viel besser zu erreichen“, sagt | |
| der Beiratssprecher. „Normalerweise schiebt man diese Menschen ja gerne | |
| nach weit draußen ab, aber dann sieht man deren Probleme auch nicht.“ | |
| Mitten im Viertel hingegen würde vielleicht klarer, dass man sich um sie | |
| kümmern müsse. | |
| Rüppel rechnet damit, dass nicht alle im Stadtteil diese Vorteile erkennen | |
| können und AnwohnerInnen gegen die Pläne protestieren werden. Grundsätzlich | |
| glaube er aber, dass die Menschen im Viertel in der Lage seien, die | |
| Neuankömmlinge zu integrieren. „Der Stadtteil hält das aus.“ | |
| Bis zu 60 Personen sollen nach Plänen der Behörde zeitgleich in Ein und | |
| Zweibettzimmern in dem vierstöckigen Bau an der viel befahrenen | |
| Eduard-Grunow-Straße unterkommen. Anders als in den bestehenden Heimen soll | |
| es keine Gemeinschaftsräume für Dutzende von Flüchtlingen geben. Auf jeder | |
| Ebene seien zwei Küchen geplant und statt Etagenduschen kleine Badezimmer, | |
| die sich nur wenige Menschen teilen müssen, berichtet Rüppel aus den ihm | |
| vorgestellten Entwürfen. | |
| Ob der Standort an der Hochhausmeile wirklich der allerbeste sei – darüber | |
| könne man diskutieren, sagte Rüppel. So habe es auch Überlegungen gegeben, | |
| das Eckhaus am Dobben / Auf den Häfen umzubauen, das der Stadt gehört. Doch | |
| dieses wäre nach Auskunft der städtischen Immobilien Bremen erst 2014 | |
| fertig gewesen, das in der Eduard-Grunow-Straße soll im Frühjahr 2013 | |
| bezugsfertig sein. | |
| Wie teuer das neue Heim wird, steht wegen der laufenden Verhandlungen noch | |
| nicht fest. Der Eigentümer – wer auch immer das ist – hat auf jeden Fall | |
| eine gute Verhandlungsposition, da die Stadt angesichts der wie in ganz | |
| Deutschland steigenden Flüchtlingszahlen und der überfüllten Wohnheime | |
| händeringend nach Unterbringungsmöglichkeiten sucht. Sozialressort-Sprecher | |
| Lukaßen sagt, dass sich gleich mehrere Hauseigentümer gemeldet hätten, | |
| nachdem der Bremer Staatsrat für Soziales Ende September dazu aufgerufen | |
| hatte, Wohnraum für Flüchtlinge zur Verfügung zu stellen. | |
| Die Wohnheime sollten dabei eigentlich ein Auslaufmodell sein, so hatte es | |
| die rot-grüne Koalition beschlossen. Doch dieses Ziel könne aufgrund der | |
| steigenden Flüchtlingszahlen und „dem eingeschränkten Bremer Wohnungsmarkt | |
| in naher Zukunft nicht erreicht werden“, heißt es in einer Vorlage für die | |
| Sozialdeputation am Donnerstag. | |
| 5 Nov 2012 | |
| ## AUTOREN | |
| Eiken Bruhn | |
| ## TAGS | |
| Hamburg | |
| Flüchtlinge | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| Fremdenangst: Flüchtlinge nur auf Zeit | |
| Auf einer Sitzung des Beirats Schwachhausen sind die, die gar kein Problem | |
| mit einem Flüchtlingsheim in ihrer Nähe haben, in der Minderheit. Die | |
| Rassisten aber auch. | |
| Flüchtlingsunterkunft in Hamburg: Ausländer auf die Deponie | |
| Der Hamburger Senat plant eine Unterkunft für Asylbewerber auf einer | |
| ehemaligen Müllkippe. Anwohner wehren sich gegen die Container. | |
| Asylbewerber in Bremen: Flüchtlinge sollen draußen bleiben | |
| Eine geplantes Asylheim sorgt in Bremens Stadtteil Ostertor für | |
| Diskussionen. Flüchtlinge seien willkommen, sagen Anwohner. Woanders sei es | |
| aber besser für sie. | |
| Flüchtlingsprotest in Berlin: „Hier fühlen wir uns sicher“ | |
| Erst Mitte November soll es ein Treffen der protestierenden Flüchtlinge mit | |
| Bundestagsabgeordneten geben. Nun haben die Asylsuchenden ihren Protest | |
| verlängert. | |
| Erstaufnahme von Flüchtlingen: Zeltlager für Asylsuchende | |
| Die Zelte, in denen der Hamburger SPD-Senat Asylbewerber zusammenpfercht, | |
| reichen nicht aus. Einige der Flüchtlinge sind schon 15 Tage hier. | |
| Zelte für Asylsuchende: Hamburg spielt Flüchtlingswelle | |
| In Hamburg werden Flüchtlinge in Zelten zusammengepfercht. Die Stadt gibt | |
| sich von der Zunahme der Asylbewerberzahlen überrascht. | |
| Flüchtlingsorganisationen wittern eine gezielte Abschreckungsstrategie | |
| AsylbewerberInnen in Bremen: Ausländer raus - aus den Heimen | |
| In Bremen sollen Flüchtlinge schneller in eigene Wohnungen ziehen dürfen. | |
| Ganz uneigennützig ist das nicht, denn die Sammelunterkünfte sind voll und | |
| werden noch voller | |
| Bremen schafft Sammelunterbringungen ab: Flüchtlinge verlassen Unterkünfte | |
| Die Bremer Bürgerschaft will Flüchtlingen das Leben in Miet-Wohnungen | |
| ermöglichen. Wie das bei einem angespannten Wohnungsmarkt aussehen kann, | |
| wird noch beraten. |