# taz.de -- Erstaufnahme von Flüchtlingen: Zeltlager für Asylsuchende | |
> Die Zelte, in denen der Hamburger SPD-Senat Asylbewerber zusammenpfercht, | |
> reichen nicht aus. Einige der Flüchtlinge sind schon 15 Tage hier. | |
Bild: Zutritt zu den Flüchtlingszelten gewährt: Aber der Sprecher der Hamburg… | |
HAMBURG taz | Auf dem Parkplatz der zentralen Erstaufnahmestelle im Norden | |
Hamburgs stehen die Zelte, in denen die Innenbehörde Asylsuchende | |
zusammenpfercht. Die schmalen Etagenfeldbetten sind eng aneinandergereiht. | |
Es ist kurz nach Mittag und in einigen der insgesamt 40 Schlafplätze im | |
Zelt schlafen Leute. | |
Die Zelte sind nicht winterfest. Beheizt werden sie mit einem Gebläse, die | |
Luft ist trocken. „Hier drinnen haben wir 22 Grad, wir haben gemessen – | |
auch bei Frost“, sagt der Leiter der zentralen Erstaufnahmestelle in Groß | |
Borstel, Carsten Mahlke. Heizgebläse und Zelte kommen vom | |
Katastrophenschutz. Die Zelte seien eine „echte Notmaßnahme“, sagt Mahlke. | |
Winterfeste Zelte gibt es gerade nicht, die seien irgendwo im | |
Auslandseinsatz. | |
[1][Am Dienstag war das Fotografieren für die taz noch verboten], am | |
Donnerstag nicht mehr. Allerdings nur in Begleitung von Mahlke und einem | |
Pressesprecher der Innenbehörde – und mit der Auflage, auf dem Gelände, auf | |
dem die Stadt das Hausrecht hat, Personen weder anzusprechen noch zu | |
fotografieren. | |
Noch vor zwei Jahren habe die Erstaufnahmestelle im Schnitt 30 Personen | |
untergebracht. „Heute sind es 305 Leute – und die Zahl steigt täglich“, | |
sagt Mahlke. Laut Bundesamt stiegen die Flüchtlingszahlen in diesem Jahr um | |
25 Prozent. In Hamburg haben demnach rund 400 Menschen einen Antrag auf | |
Asyl gestellt, vor allem seit August kommen viele Flüchtlinge aus Serbien | |
und Mazedonien. | |
Der Grund für die desolate Lage in der Erstaufnahme ist der Mangel an | |
Sozialwohnungen: „Es fließt aus den Folgeunterkünften nicht ab, und der | |
Abfluss aus der Erstaufnahme in die Folgeunterkünfte ist ebenfalls | |
schwierig“, sagt Mahlke. „Früher blieben Asylsuchende etwa zehn bis 14 Tage | |
in der Erstaufnahmestelle, bis sie ins Flüchtlingslager Nostorf/Horst in | |
Mecklenburg-Vorpommern verlegt wurden“, so Mahlke. Dort gebe es 200 Plätze, | |
die seien belegt. Jetzt müssten Menschen immer häufiger bis zu drei Monate | |
in der Erstaufnahme untergebracht werden. | |
Weil die 100 Schlafplätze in den drei Zelten schon Ende der Woche nicht | |
mehr ausreichen, werden zwei weitere Zelte und zwei Sanitärcontainer | |
aufgestellt. „Die Stimmung ist weitgehend positiv“, sagt der Leiter. | |
Beschwerden gebe es keine. | |
„Es ist kalt, es sind zu viele Menschen, 30 Leute schlafen im Zelt“, sagt | |
ein Mann aus Bosnien, der seit 15 Tagen in einem Zelt wohnt. Obwohl es | |
hieß, dass sie hier nur eine Nacht schlafen sollten. Die Luft sei nicht | |
sauber, man könne kaum atmen. Ein anderer Mann, der ebenfalls dort schläft, | |
ist empört, weil sogar eine Frau mit ihrem kranken Kind im Zelt schlafen | |
muss. Die müssten doch einen Platz im Haus bekommen, sagt er. | |
In der taz kritisierte eine Mitarbeiterin des Diakonischen Werks, dass die | |
Stadt nicht auf die Kirche zugekommen sei, diese aber Räume hätte. Die | |
Sozialbehörde stehe mit der Diakonie in Kontakt, heißt es dazu aus der | |
Innenbehörde. Aus zwei Gründen seien die kirchlichen Räume für die | |
Erstunterbringung aber nicht geeignet, sagt der Sprecher der Innenbehörde, | |
Frank Reschreiter: die Kirche könne nicht kurzfristig Räume zur Verfügung | |
stellen. Außerdem seien die Räumlichkeiten zu klein für eine | |
Sammelunterbringung und daher besser geeignet für die Folgeunterbringung. | |
Dass die Räume in Groß Borstel längst nicht mehr ausreichen, ist auch der | |
Innenbehörde klar. „Die Gespräche werden mit Hochdruck geführt, | |
verschiedene Standorte sind in der Prüfung“, sagt Reschreiter. | |
2 Nov 2012 | |
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## AUTOREN | |
Lena Kaiser | |
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