| # taz.de -- Flüchtlingsquartier in Hamburg-Klein Borstel: Baustopp zunächst v… | |
| > Das Flüchtlingsquartier im Hamburger Stadtteil Klein Borstel kann weiter | |
| > gebaut werden. Das Bezirksamt-Nord erteilt eine Baugenehmigung. | |
| Bild: Demonstration für den Bau eines Flüchtlingsheims in Klein Borstel. | |
| HAMBURG taz | Der Rechtsstreit über den Baustopp für das | |
| Flüchtlingsquartier Am Anzuchtgarten in Klein Borstel vor dem | |
| Oberverwaltungsgericht (OVG) ist zu Ende – die Bauarbeiten können vorerst | |
| fortgesetzt werden. „Der Rechtsstreit ist von beiden Parteien für erledigt | |
| erklärt worden“, sagt OVG-Sprecher Andreas Lambiris. Der Grund: Weil das | |
| Bezirksamt Nord eine Baugenehmigung erteilt hat, die sofort vollzogen | |
| werden kann, sei eine neue rechtliche Ebene eingetreten; das Verfahren | |
| obsolet. | |
| Die Sozialbehörde hatte ursprünglich den Bau der insgesamt 13 zwei- und | |
| dreigeschossigen Gebäude in Container-Modulbauweise auf das Sicherheits- | |
| und Ordnungsgesetz gestützt, um bis zum Frühjahr 700 Menschen ein Dach über | |
| dem Kopf zu verschaffen. Der erste Bauabschnitt für 250 Menschen sollte | |
| schon Ende dieses Jahres bezugsfertig sein. Diese Art der Bebauung | |
| widersprach aber dem gültigen Bebauungsplan „Ohlsdorf 12“ aus dem Jahre | |
| 2005, dessen erklärtes Ziel es gewesen war, „nicht zu stark verdichtete | |
| Wohnflächen für Familien mit Kindern zu schaffen, um auf diese Weise der | |
| Stadtflucht entgegenzutreten“. Deswegen waren auf dem Areal Am | |
| Anzuchtgarten „nur gärtnerische und friedhofsbezogene Nutzungen“ zulässig. | |
| Das Verwaltungsgericht stoppte daher auf Antrag von vier Anwohnern den Bau | |
| Ende Oktober, da ein förmliches Baugenehmigungsverfahren nicht | |
| stattgefunden hatte. Klein Borstel stand vor einer Zerreißprobe. Denn gegen | |
| den Baustopp demonstrierten zwei Wochen später fast 1.000 Menschen, die | |
| sich schon zuvor für die Flüchtlingsunterkunft stark gemacht hatten. „In | |
| einer Notsituation muss man den Eigennutz gegenüber dem Wohl anderer | |
| zurückstellen“, sagte die Schülerin Stella Köhler, die die Demonstration | |
| mit organisiert hatte. | |
| Inzwischen hat der Bezirk dem eilig von Sozialbehörde und dem städtischen | |
| Träger Fördern & Wohnen gestellten Bauantrag stattgegeben. „Es gibt eine | |
| Baugenehmigung“, sagt Bezirksamtssprecherin Katja Glahn. Ein | |
| Anwohner-Widerspruch sei zwar eingegangen, habe aber keine aufschiebende | |
| Wirkung. „Dagegen kann wieder ein Eilantrag gestellt werden, aber es geht | |
| wieder vorm Verwaltungsgericht los“, erläutert OVG-Sprecher Lambiris. | |
| Einen derartigen Eilantrag hat der Anwalt Gero Tuttlewski bereits dem | |
| Hamburger Abendblatt angekündigt. „Wir sind jedoch optimistisch, dass die | |
| erteilte Baugenehmigung einer rechtlichen Überprüfung durch das | |
| Verwaltungsgericht standhalten wird“, sagt Anselm Sprandel, | |
| Flüchtlingskoordinator der Stadt. Immerhin habe das Oberverwaltungsgericht | |
| bescheinigt, dass die Behörde gegen den erstinstanzlichen | |
| Baustopp-Beschluss beachtliche Argumente vorgetragen habe. | |
| Aktuell ist die Hamburgische Bauordnung vom rot-grünen Senat dahingehend | |
| geändert worden, dass auch der vorzeitige Baubeginn zugelassen werden kann, | |
| ohne dass das förmliche Baugenehmigungsverfahren schon abgeschlossen ist. | |
| Es sei keine „bauaufsichtliche Zulassung“ nach dem Baugesetzbuch, gegen die | |
| Anwohner klagen könnten. Dennoch empfiehlt der Senat den Bezirksämtern, | |
| schon den Bescheid über die Zulassung des vorzeitigen Baubeginns mit einer | |
| „Anordnung der sofortigen Vollziehung“ zu versehen. | |
| 21 Dec 2015 | |
| ## AUTOREN | |
| Kai von Appen | |
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