# taz.de -- Flüchtlinge in Hamburg: Senat setzt auf neue Zahlen | |
> Statt 40.000 plant der Senat nur noch mit etwa 30.000 Plätzen für | |
> Schutzsuchende. Anhaltend hoch bleibe aber der Bedarf an | |
> Folgeunterkünften | |
Bild: Selteneres Bild? Ein Wohncontainer erreicht eine neue Flüchtlingsunterku… | |
HAMBURG taz | Nein, ganz weg ist das Problem noch nicht: Das machte der | |
städtische Flüchtlingskoordinator Anselm Sprandel deutlich, als er am | |
Donnerstag eine [1][neue Kapazitätsplanung] für 2016 und 2017 vorstellte. | |
Zwar geht der Senat nicht mehr davon aus, noch in diesem Jahr 36.000 Plätze | |
für Geflüchtete aus dem Boden stampfen zu müssen, aber der Bedarf an neuen | |
Plätzen ist weiterhin hoch: Bis Ende 2017 werden rund 48.000 geflüchtete | |
Menschen auf städtische Unterkünfte angewiesen sein. Dafür sind 29.400 neue | |
Plätze nötig, und davon wiederum 24.800 in Folgeunterkünften. | |
Neu ist: Der Zentrale Stab trifft jetzt eine Zwei-Jahres-Prognose. Basis | |
ist der Durchschnitt der Geflüchteten, die von Mitte 2014 bis Mitte 2016 | |
jeden Monat Hamburg erreichten. Das waren 1.285 Menschen. Mit diesem | |
Aufkommen wird nun auch im zweiten Halbjahr 2016 sowie das Jahr 2017 | |
hindurch gerechnet. | |
Zwar kamen im Mai nur noch 346 Schutzsuchende, aber Sprandel und sein Stab | |
gehen fest davon aus, dass die Zahlen wieder steigen werden: „An den | |
Flüchtlingsursachen hat sich nichts geändert.“ Das Abkommen der EU mit der | |
Türkei sei fragil, auch die Bürgerkriege in Afrika gingen weiter. Und dann | |
werde ja auch die Route über den Balkan weiter genutzt. | |
Einen deutlichen Abbau der Kapazitäten plant die Stadt bei den | |
Erstunterkünften: Mehr als 8.000 Menschen leben schon länger als sechs | |
Monate in ausgedienten Baumarkthallen und ähnlichen Provisorien. Sie hätten | |
aber längst Anspruch darauf, in eine Folgeunterkunft zu ziehen, mit mehr | |
Platz und Privatsphäre. | |
Die Stadt will insgesamt 18 dieser prekären Unterkünfte schließen. Statt | |
zuletzt 21.000 soll es Ende 2017 dort nur noch 9.100 Plätze geben. Fünf | |
Hallen sollen noch bis Jahresende schließen. Noch bis Ende 2017, also 18 | |
Monate länger, bestehen den Plänen zufolge elf weitere Standorte, darunter | |
die Tennishalle Papenreye oder die Holzhäuser am Jenfelder Moorpark. Was | |
aus den Zelten am Ohlstedter Platz wird, will Sprandel erst zum Winter | |
entscheiden. | |
Um stets gerüstet zu sein, sollen Standorte als Reserve erhalten bleiben. | |
So wird die ehemalige Elektromarkt-Halle an der Kieler Straße erst mal nur | |
abgeschlossen – im Notfall könnten dort aber wieder bis zu 1.500 Menschen | |
schlafen. Drei neue Erstunterkünfte, zusammen 1.800 Plätze, plant die Stadt | |
in Rahlstedt, Niendorf und Stellingen. Weitere 1.500 Plätze hält Hamburg im | |
schleswig-holsteinischen Bad Segeberg vor, auch in Niedersachsen sollen | |
Dependanzen entstehen. | |
Die Zahl der nötigen Folgeunterbringungen erhöht sich auch deshalb, weil | |
mehrere bestehende Unterkünfte wegen befristeter Mietverträge entfallen; | |
netto entstehen nur rund 15.000 neue Plätze. Sprandel zufolge müssen 24.800 | |
Plätze in Folgeunterkünften her, davon 11.730 in solchen mit „Perspektive | |
Wohnen“. Einschließlich der jüngst geschlossenen Kompromisse zur Größe der | |
Unterkünfte, so Sprandel, „bleibt es bei der bisherigen Planung“. | |
16 Jun 2016 | |
## LINKS | |
[1] http://www.hamburg.de/zkf-aktuelles/6376678/neue-planungszahlen/ | |
## AUTOREN | |
Kaija Kutter | |
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