# taz.de -- Wohnungen für Flüchtlinge: Billstedter Bedenken | |
> Gegner der geplanten Flüchtlingswohnungen verweisen auf schlechte | |
> Erfahrungen mit der schon existierenden Unterkunft. Die aber gilt als | |
> Musterbeispiel. | |
Bild: Gilt als vorbildlich: Flüchtlingsunterkunft am Mattkamp. | |
HAMBURG taz | Seit Wochen diskutiert Billstedt über die geplante | |
Unterbringung von 60 Flüchtlingen und Wohnungslosen in einer alten Schule | |
am Oststeinbeker Weg. Aufgrund gestiegener Flüchtlingszahlen benötigt die | |
Stadt nämlich dringend zusätzliche Unterkünfte. In vielen Stadtteilen | |
sollen daher neue, öffentlich geförderte Unterbringungen entstehen. | |
Die Gegner der jetzt geplanten Unterkunft in Billstedt verweisen aber auf | |
negative Erfahrungen mit der bisher einzigen Unterkunft für Flüchtlinge und | |
Wohnungslose im Stadtteil, dem Pavillondorf am Mattkamp. | |
Dieses Dorf besteht seit fast 20 Jahren und beherbergt 360 Menschen aus | |
über 30 Nationen. Sie leben in 16 Leichtbauhäusern. Je zwei Personen wohnen | |
dort in einem der 15 Quadratmeter großen Zimmer; Familien teilen sich | |
mehrere Zimmer. Auf einem Flur befinden sich sechs Zimmer, Waschräume und | |
eine Gemeinschaftsküche. | |
Obwohl der Mattkamp ursprünglich als Provisorium eingerichtet wurde, wirkt | |
alles sehr gepflegt, zumal die Häuser erst voriges Jahr renoviert wurden. | |
„Natürlich wünschen wir uns oft, Einzelzimmer für besonders belastete | |
Menschen zu haben. Doch das ist leider nur selten möglich“, sagt Regina | |
Barthel vom öffentlichen Dienstleistungsunternehmen „fördern&wohnen“. | |
Das Unternehmen betreibt im Auftrag der Stadt rund 70 öffentlich geförderte | |
Unterbringungen. Und trotz der sichtbar beengten Verhältnisse gilt der | |
Mattkamp im Vergleich zu anderen Unterkünften als positives Beispiel. | |
„Ich spreche mich generell dafür aus, dass Menschen nur einen sehr | |
begrenzten Zeitraum in öffentlichen Unterkünften leben sollen“, sagt Renate | |
Hercher-Reis, Abgeordnete der Linken in der Bezirksversammlung | |
Hamburg-Mitte. | |
Der Weg aus der öffentlichen Unterbringung in normale Wohnverhältnisse ist | |
aber schwer. 50 Menschen verlassen jedes Jahr den Mattkamp und beziehen | |
eine eigene Wohnung. „Es fehlen bezahlbare Wohnungen“, sagt Regina Barthel. | |
Das sechsköpfige Team, das die Einrichtung betreut, engagiert sich sehr für | |
die hier untergebrachten Menschen. Täglich sind die Mitarbeiter ansprechbar | |
und stehen den Bewohnern bei Behördenangelegenheiten und Problemen des | |
Alltags zur Seite. Auch die Vermittlung von Sprachkursen übernimmt das | |
Team. | |
„Es ist wichtig, dass die Menschen aus der Einrichtung rauskommen und sich | |
integrieren können“, sagt Beate Boch, die Leiterin des Mattkamp. „Die | |
meisten kommen mit großen Erwartungen her und sind dann enttäuscht, dass | |
sie nicht arbeiten dürfen“, sagt Boch weiter. | |
Beschwerden von Nachbarn über die Bewohner hört Beate Boch selten. Es gebe | |
alltägliche Konflikte, aber besondere Zwischenfälle habe es lange nicht | |
gegeben. Für den Oststeinbeker Weg wünscht sich das Team des Mattkamp mehr | |
Verständnis von den Anwohnern. „Es ist doch auch in unserem Interesse und | |
dem der BewohnerInnen, dass mehr Wohnungen entstehen“, sagt Beate Boch. | |
14 Mar 2013 | |
## AUTOREN | |
Dominik Brück | |
## TAGS | |
Hamburg | |
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