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# taz.de -- Flüchtlingsunterkunft in Hamburg: Ausländer auf die Deponie
> Der Hamburger Senat plant eine Unterkunft für Asylbewerber auf einer
> ehemaligen Müllkippe. Anwohner wehren sich gegen die Container.
Bild: München macht's vor: Flüchtlingsunterbringung in Containern.
HAMBURG taz | Im Hamburger Bezirk Eimsbüttel ist ein Streit um eine
geplante Unterbringung für Flüchtlinge und Wohnungslose auf einer
ehemaligen Mülldeponie entbrannt. AnwohnerInnen wehren sich gegen die Pläne
und betonen, dass das Areal für Flüchtlinge völlig ungeeignet sei.
Auch weil durch mögliche Baumaßnahmen auf den versiegelten Böden Gifte
freigesetzt werden könnten. Der Hamburger Senat wiederum steht unter Druck,
endlich Erfolge vorzuweisen und dringend die notwendigen Plätze für
Flüchtlinge und Wohnungslose zur Verfügung zu stellen.
Für mindestens zwei Jahre sollen auf dem Gelände des ehemaligen
Recyclinghofs der Hamburger Stadtreinigung am Offakamp insgesamt 180
Unterbringungsplätze entstehen. Vor allem Flüchtlingsfamilien, die nach der
Erstaufnahme einen Anspruch auf eine öffentliche Unterbringung haben,
sollen hier unterkommen: in vier zweigeschossigen Containern, in sechs
Wohnwagen, die in einer ehemaligen Möbelhalle stehen sollen und in leer
stehenden Häusern auf dem Gelände.
Aus Sicht der Behörden ist das Grundstück gut geeignet. Nicht nur die
bereits vorhandenen Sanitäranlagen und Duschen können genutzt werden, auch
ein alter Umkleideraum ließe sich zur Gemeinschaftsküche umbauen.
„Nach reiflicher Überlegung müssen wir sagen, dass der Offakamp der einzige
Standort in Eimsbüttel ist, der infrage kommt“, sagt der Fraktionschef der
Grünen, Roland Seidlitz. Der Hamburger Senat hat alle sieben Bezirke mit
einer Sofortmaßnahme aufgefordert, geeignete Standorte vorzuschlagen.
## Entscheidung am Donnerstag
Auf dem ausgewählten Grundstück hat die Stadt 2005 Boden- und
Grundwasserbelastungen festgestellt. Das zuständige Bezirksamt geht aber
davon aus, dass die Versiegelung der Fläche bei der Errichtung der
Wohncontainer nicht beschädigt wird und somit nichts aus dem Boden
austritt.
Auf dem alten Recyclinghof haben die ersten Bauarbeiten bereits begonnen.
Um Stromleitungen zu verlegen, wurde auch der Boden geöffnet. Die Gegner
der Unterbringung verweisen auf das Gutachten, wonach im Bereich der
ehemaligen Hausmülldeponie neben sehr hohen Gehalten an Blei, Kupfer und
Zink, polycyclische aromatische Kohlenwasserstoffe und Schwermetalle und
Arsen festgestellt wurden. „Würde sich aus der Nutzung eine Gefahr ergeben,
würden wir dort keine Unterbringung machen“, erwidert Bettina Prott von der
Sozialbehörde.
Die AnwohnerInnen sind nicht begeistert von der Wohnunterkunft auf dem
Gelände. „Wenn dort Kinder spielen, laufen sie Gefahr, Hautkrankheiten zu
bekommen“, sagt eine Anwohnerin. Laut Bebauungsplan ist eine Nutzung für
soziale Zwecke hier nicht erlaubt.
Die Stadt verweist auf einen Engpass bei der Unterbringung von
Asylbewerbern. Seit Juli habe sich die Zahl der Asylsuchenden im Vergleich
zum Vorjahr um 50 Prozent erhöht. Die Sozialbehörde will nun möglichst
schnell 1.000 neue Plätze in der öffentlichen Unterbringung schaffen. Die
öffentlichen Wohnunterkünfte mit derzeit rund 8.500 Plätzen sind völlig
überfüllt. Bis Ende März sollen die Plätze auf 9.500 aufgestockt werden.
Am Donnerstag soll die Bezirksversammlung über die Müllkippen-Unterbringung
entscheiden. Laut Bebauungsplan ist die Fläche als Gewerbegebiet
ausgewiesen, also müsste im anschließenden Genehmigungsverfahrens geprüft
werden, ob eine Wohnunterkunft auf dem Gelände überhaupt zulässig ist. An
dem Verfahren müssten auch die direkten Nachbarn beteiligt werden.
Ohne die Unterstützung der Anwohner könnte es also schwierig werden.
12 Dec 2012
## AUTOREN
Lena Kaiser
## TAGS
Hamburg
Container
Asyl
Wohnungslosigkeit
Asylsuchende
Asylsuchende
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