# taz.de -- AsylbewerberInnen in Bremen: Ausländer raus - aus den Heimen | |
> In Bremen sollen Flüchtlinge schneller in eigene Wohnungen ziehen dürfen. | |
> Ganz uneigennützig ist das nicht, denn die Sammelunterkünfte sind voll | |
> und werden noch voller | |
Bild: Flüchtlinge in Bremen sollen künftig schneller in eigene Wohnungen zieh… | |
BREMEn taz | Wegen steigender Flüchtlingszahlen soll in Bremen eine weitere | |
Sammelunterkunft entstehen. Dabei hatte die Bremische Bürgerschaft im April | |
beschlossen, Flüchtlinge schneller in eigenen Wohnungen unterzubringen. | |
Alle Parteien stimmten den Flüchtlingsverbänden darin zu, dass | |
AsylbewerberInnen in den Sammelunterkünften zu schlechten Bedingungen | |
lebten, dies die Integration behindere und die Gesundheit gefährde. Seitdem | |
diskutiert eine Arbeitsgruppe im Sozialressort, wie eine dezentrale | |
Unterbringung überhaupt aussehen könnte. Ein Konzept steht bislang noch | |
aus. | |
Allerdings sorgt die Entwicklung der Flüchtlingszahlen für Druck. | |
„Mittlerweile können wir uns vorstellen, die Unterbringung auf drei Monate | |
zu reduzieren“, sagt Horst Frehe, Staatsrat im Sozialressort. Mehr ginge | |
nicht, das sei Bundesrecht. Noch ist es für Flüchtlinge Pflicht, mindestens | |
zwölf Monate in einer Sammelunterkunft zu bleiben. In der Arbeitsgruppe war | |
erst von einer Verkürzung auf sechs Monate die Rede. | |
Doch die 650 Plätze in den fünf Sammelunterkünften in Bremen sind zu 95 | |
Prozent belegt. Obwohl sie ausziehen dürften, gibt es Familien, die seit | |
Jahren in einem der etwa 22 Quadratmeter großen Zimmer wohnen, weil sie | |
keine passende Wohnung finden. Denn die sind in Bremen knapp und viele | |
Vermieter haben Vorurteile. Ende September rief Staatsrat Frehe deswegen | |
die Vermieter dazu auf, Wohnungen auch an Flüchtlinge zu vergeben. Stolz | |
ist Frehe darauf, dass Menschen mit einer Duldung nun auch berechtigt sind, | |
Sozialwohnungen zu beziehen. Auch Deponate werden nun von der Stadt | |
übernommen. Bereits seit dem Sommer führten Verhandlungen mit der | |
städtischen Wohnungsbaugesellschaft Gewoba dazu, dass MieterInnen keinen | |
langjährigen Aufenthalt mehr nachweisen sollen. | |
Dass Flüchtlinge die Wahl haben wo sie wohnen, jedoch nicht einfach sich | |
selbst überlassen werden, fordern Flüchtlingsverbände. Offizielle Hilfe | |
gibt es hauptsächlich von den LeiterInnen der Wohnheime, die dort jeweils | |
um die 150 Menschen betreuen. Das soll sich ändern. „Bei einem ambulanten | |
Konzept soll sich die Betreuung mindestens verdoppeln“, sagt Staatsrat | |
Frehe. Zusätzlich sollen Integrationshelfer die Menschen etwa zu Behörden | |
begleiten – auf Stundenbasis, um zu ermöglichen, dass viele | |
unterschiedliche HelferInnen jeweils den gleichen „kulturellen Background“ | |
wie die Flüchtlinge haben, so Frehe. | |
Wann das alles beschlossen wird, ist noch unklar. Noch aber müssen | |
Flüchtlinge die zwölf Monate in den Heimen bleiben. 70 Menschen kamen im | |
September hinzu. Wie im gesamten Bundesgebiet stiegen die Zahlen | |
kontinuierlich. 90 AsylbewerberInnen pro Monat sollen es werden, so die | |
Prognose für Bremen, wo knapp ein Prozent der Asylbewerber Deutschlands | |
aufgenommen werden. | |
30 Oct 2012 | |
## AUTOREN | |
Jean-Philipp Baeck | |
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