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# taz.de -- Eurokrise in Zypern: Hoffen auf die reichen Russen
> Zypern rutscht immer tiefer in die Schuldenkrise. Der IWF fordert einen
> Schuldenschnitt. Auch diesmal stellt sich Deutschland quer – doch ein
> Ausweg bleibt.
Bild: Zypern ist die die drittgrößte Insel im Mittelmeer und hat rund 1,1 Mil…
BRÜSSEL taz | Nach Griechenland entwickelt sich Zypern zum größten
Sorgenkind der Euroretter. Die Mittelmeerinsel steht seit Wochen am Rand
der Pleite und kann sich nur durch einen Griff in die Pensionskasse über
die Feiertage retten. Nun droht neues Ungemach: Nach Informationen der
Süddeutschen Zeitung fordert der Internationale Währungsfonds (IWF) einen
Schuldenschnitt – doch Deutschland und andere Geberländer stellen sich
quer.
Das drittkleinste Mitglied der Währungsunion, das von Kommunisten regiert
wird, aber einem riesigen Kasino gleicht, benötigt Hilfen in Höhe von rund
17 Milliarden Euro. Dies entspricht rund 100 Prozent der jährlichen
Wirtschaftsleistung – einen so großen Hilfsbedarf hat noch kein Krisenland
angemeldet. Ohne einen Schuldenschnitt werde Zypern nach Ansicht des IWF
seine Zinslast tragen könne, hieß es unter Berufung auf Verhandlungskreise.
„Die Lage in Zypern ist wesentlich dramatischer als die in Griechenland“,
zitierte die Zeitung einen ranghohen EU-Beamten. Auch für Griechenland
hatte der IWF einen Schuldenschnitt gefordert, war jedoch am Widerstand von
Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble gescheitert. Der CDU-Politiker
sträubte sich mit Blick auf die Bundestagswahl im Herbst 2013 gegen die mit
einem Schuldenschnitt verbundenen Verluste, denn die hätte diesmal der
Steuerzahler tragen müssen.
Nun könnte sich der Streit zwischen Schäuble und IWF-Chefin Christine
Lagarde wiederholen. Zwar soll die Entscheidung über Zypern-Hilfen erst
Ende Januar fallen. Doch schon jetzt sind die Fronten verhärtet. Gegner
eines Schuldenschnitts erinnern daran, dass die Eurogruppe versprochen
hatte, Griechenland werde ein Einzelfall bleiben. Würde dieses Versprechen
gebrochen, fürchten sie um die Glaubwürdigkeit der Eurozone.
Bei dem Präzedenzfall in Athen waren die privaten Gläubiger zu einem
Verzicht in Höhe von 100 Milliarden Euro gezwungen worden – ohne
nachhaltigen Erfolg: Die Entlastung für den griechischen Staat ist
verpufft, der Schuldenberg wächst weiter.
## Keine Besserung in Sicht
Auch auf Zypern wäre ein Schuldenschnitt kein Allheilmittel. Die Insel lebt
vom Tourismus und vom aufgeblähten Bau- und Finanzsektor, der vor allem von
reichen Russen flüssig gehalten wird. Ein Schnitt bei den Banken könnte auf
den Staat zurückfallen, der die Geldinstitute dann stützen und sich noch
mehr verschulden müsste, fürchten einige EU-Experten. Andere verweisen
darauf, dass das Parlament in Nikosia bereits harte Sparmaßnahmen und
Steuererhöhungen beschlossen habe. Dennoch zeichne sich keine Besserung ab.
Die Hoffnung der Euroretter konzentriert sich daher nun auf Russland. Wie
schon früher könnte Moskau der Regierung in Nikosia aus der Patsche helfen
– und so den IWF besänftigen. Offiziell will sich zu dieser Notlösung zwar
niemand bekennen, doch die Krise auf Zypern dürfte ein Hauptthema beim
EU-Russland-Gipfel sein, der an diesem Freitag in Brüssel zu Ende geht.
20 Dec 2012
## AUTOREN
Eric Bonse
Eric Bonse
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