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# taz.de -- Begrenzung von Gehältern: Briten wollen weiterzocken
> Brüssel plant die nächste Anti-Abzocker-Initiative. Nach dem Schweizer
> Vorbild sollen als nächstes die Manager dran sein. Die Briten sind not
> amused.
Bild: Gehalt durch Boni vervielfältigen? Nix da
BRÜSSEL taz | Nach den [1][Bankern] geht es nun auch den Managern an den
Kragen – Pardon, ans Gehalt. Die EU-Kommission will im Herbst einen
Vorschlag zur Begrenzung der Managergehälter vorlegen, wie
Binnenmarktkommissar Michel Barnier der taz sagte. Man werde sich dabei
[2][die Anti-Abzocker-Initiative der Schweiz] zum Vorbild nehmen.
Details wollte Barnier noch nicht nennen. Klar ist aber schon jetzt, dass
die EU die Aktionäre stärker in die Pflicht nehmen will. Sie sollen die
Verantwortung für die zum Teil horrenden Managervergütungen übernehmen.
Zudem gehe es darum, mehr Transparenz zu schaffen „bei individuellen
Vergütungen, vor allem bei Topgehältern“, sagte Barnier.
Zunächst muss Brüssel aber noch die Briten überzeugen. Sie meldeten gestern
Widerstand gegen die geplante [3][„Deckelung“ der Boni für Banker] an. Die
Finanzminister schoben deswegen den fest geplanten Beschluss auf. Es gebe
zwar eine klare Mehrheit für das Ende der Zockerei, hieß es, aber man wolle
die Briten nicht brüskieren.
Die EU kommt nun in Verzug, das Tempo gibt die Schweiz vor. In einer
Volksabstimmung hatten sie am Sonntag unter anderem die millionenschweren
Begrüßungsgelder und goldenen Handschläge verboten. Allerdings können die
Aktionäre ihre Manager weiterhin fürstlich entlohnen. Die Chefsaläre werden
nicht an die Gehälter der Angestellten gebunden, zudem werden nicht alle
Hintertüren für Extras geschlossen.
## Berlin hält sich bedeckt
Der evangelische Sozialexperte Gerhard Wegner kritisierte deswegen die
Schweizer Initiative: „Wenn die Aktionäre glauben, dass Aktienwert und
Dividende steigen, je mehr sie den Managern zahlen, dann werden sie mehr
zahlen.“ Demgegenüber sprachen sich Linke, SPD und sogar FDP-Politiker für
das Schweizer Modell aus.
Die Bundesregierung hält sich bedeckt – sie will erst einmal Barniers
Vorschlag abwarten. Da der wahrscheinlich erst nach der Bundestagswahl
kommt, kann sich Finanzminister Wolfgang Schäuble so kritischen Fragen im
Wahlkampf entziehen. Denn Berlin war bisher kein Vorreiter bei der
Begrenzung der Chefgehälter; im Streit über Boni für Banker stand Schäuble
sogar auf der Bremse.
Nun versuchte er, die Briten mit ins Boot zu holen, die eine Deckelung der
Boni strikt ablehnen. Auch bei der Sitzung der EU-Finanzminister am
Dienstag in Brüssel sprach sich Schäuble wieder für einen „breiten Konsens…
aus – mit den Briten. Demgegenüber wollen die Niederlande noch weiter gehen
und die Zulagen auf 20 Prozent des Jahresgehalts begrenzen.
Das Europaparlament und der Ministerrat hatten sich in der vergangenen
Woche auf eine Obergrenze von 100 Prozent, in Ausnahmefällen sogar von bis
zu 200 Prozent des Jahresgehalts geeinigt. Die Abstimmung im
Finanzministerrat gestern galt eigentlich nur noch als Formsache. Doch
wegen des massiven Widerstands der Briten wurde der Beschluss vertagt.
Obwohl es eine große Mehrheit für den gefundenen Kompromiss gebe, sollten
Bedenken etwa zu den Vergütungen der Banker in den kommenden Wochen mit dem
Parlament geklärt werden, sagte der irische Finanzminister Michael Noonan
als Vertreter der Ratspräsidentschaft. Schäuble sprach sich dafür aus, in
den Verhandlungen über offene Details Spielräume zu nutzen, damit
Großbritannien zustimmt.
5 Mar 2013
## LINKS
[1] /Boni-Debatte-in-Europa/!112212/
[2] /Nach-Schweizer-Volksabstimmung/!112152/
[3] /EU-begrenzt-Boni/!111987/
## AUTOREN
Eric Bonse
Eric Bonse
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