| # taz.de -- Diskussion um NPD-Verbot: FDP will das Verfahren stoppen | |
| > Das Verhalten der Regierung beim NPD-Verbot sei ein fatales Signal, | |
| > kritisiert die SPD. Sie kündigt einen eigenen Antrag im Bundestag an. | |
| Bild: Laut und nervig: NPD. | |
| BERLIN taz | Erst hatten sich die FDP-Minister offensiv gegen einen eigenen | |
| NPD-Verbotsantrag der Bundesregierung gestellt, nun wollen die Liberalen | |
| das Verfahren ganz kippen: Der hessische FDP-Chef Jörg-Uwe Hahn zog den | |
| Verbotsantrag des Bundesrats in Frage. „Die Länder sollten sich jetzt noch | |
| einmal überlegen, ob sie wirklich diesen Weg nach Karlsruhe gehen“, | |
| [1][sagte er]. Die Länderkammer hatte sich bereits einstimmig dafür | |
| ausgesprochen, ein Parteienverbot anzustreben. | |
| Auch der Grüne Hans-Christian Ströbele ist skeptisch. Die NPD sei zwar | |
| eindeutig verfassungsfeindlich. Aber sie müsse auch „eine Gefahr für die | |
| Republik“ darstellen, um vom Bundesverfassungsgericht verboten zu werden. | |
| Dies hält Ströbele für mehr als fraglich. | |
| Die Fraktion der Bündnisgrünen ist in der Verbotsfrage gespalten. Ströbele | |
| glaubt zwar nicht, dass der Antrag des Bundesrats noch zu stoppen ist. Doch | |
| bei einem eigenen zusätzlichen Antrag des Bundestags sehe es nun anders | |
| aus. „Der Sog, dass alle mitmachen müssen, ist schwächer geworden, seit | |
| klar ist, dass die Bundesregierung nicht dabei ist“, sagte Ströbele zur | |
| taz. | |
| Motor des Verbotsverfahrens ist vor allem die SPD. Dieter Wiefelspütz, | |
| SPD-Parlamentarier und langjähriger innenpolitischer Sprecher, sagte der | |
| taz: „Ich werde meiner Fraktion empfehlen, einen eigenen Antrag zum | |
| Verbotsverfahren in den Bundestag einzubringen.“ Das Parlament sollte sich | |
| in dieser Frage klar positionieren. | |
| „Irgendjemand muss ja dazu die Initiative ergreifen.“ Ob ein solcher Antrag | |
| eine Mehrheit finden würde, sei nicht sicher, aber wahrscheinlich. „Die | |
| Linkspartei und die meisten Grünen wären wohl auf unserer Seite. Und auch | |
| bei der Union gibt es viele, die ein Verbot unterstützen“, sagte | |
| Wiefelspütz. Die namentliche Abstimmung über einen solchen Antrag sollte | |
| seiner Meinung nach freigegeben werden. „Bei einem solch wichtigen Thema | |
| darf kein Fraktionszwang herrschen“, sagte Wiefelspütz. | |
| ## „Politisch unverantwortlich“ | |
| Zudem kritisiert der Innenexperte die Regierung scharf. „Es ist ein fatales | |
| Signal in Richtung Karlsruhe, dass die Regierung eine andere Haltung | |
| einnimmt als der Bundesrat“, sagte er. | |
| Die Befürchtung, dass ohne die Beteiligung der Regierung beispielsweise | |
| Informationen von Bundesbehörden vor dem Gericht nicht verwertet werden | |
| könnten, teilt er allerdings nicht: „Der Bund kann weiter als Amtshilfe den | |
| Länderantrag unterstützten.“ | |
| Auch der SPD-Rechtspolitiker Sebastian Edathy kritisiert die Regierung. „Es | |
| ist politisch unverantwortlich, dass sich die Regierung um eine klare | |
| Position herummogelt“, sagte er der taz. Das Thema scheine für Kanzlerin | |
| Merkel unbedeutend zu sein, wenn sie sich von der FDP unter Druck setzen | |
| lasse. | |
| „Die FDP will sich über die Ablehnung eines eigenen NPD-Verbotsantrags | |
| profilieren. Das ist sehr bedauerlich“, so der Vorsitzende des | |
| NSU-Untersuchungsausschusses des Bundestags. Gerade deshalb müsse der | |
| Bundestag nun einen eigenen Verbotsantrag stellen. „Wir werden dazu einen | |
| Antrag zur Abstimmung stellen“, kündigte Edathy an. | |
| Besonders entschieden sprach sich der sachsen-anhaltinische | |
| Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) für ein Verbotsverfahren aus. Auch | |
| eine Niederlage in Karlsruhe oder beim Europäischen Menschengerichtshof sei | |
| „keine Blamage“. Schon der Antrag sei „ein Selbstwert“. Bereits 2003 war | |
| ein erster Verbotsantrag in Karlsruhe gescheitert. Damals unterstützten | |
| Bundesregierung, Bundesrat und Bundestag geschlossen das Verfahren. | |
| 19 Mar 2013 | |
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| ## AUTOREN | |
| Stefan Reinecke | |
| Paul Wrusch | |
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