| # taz.de -- Zwischenlager in Schleswig-Holstein: Tausche Wind gegen Atommüll | |
| > Schleswig-Holstein sieht Brunsbüttel als mögliches Zwischenlager. Doch | |
| > man erwartet dafür Zugeständnisse vom Bund. | |
| Bild: Mögliches Zwischenlager? Platz gäbe es wohl in Brunsbüttel | |
| KIEL taz | Vor dem Panoramafenster des Lokals „Schöne Aussichten“ glitzerte | |
| die Sonne auf der Kieler Förde – drinnen ging es bei Käsebrötchen und | |
| Orangensaft zwischen den Spitzen der drei Regierungsparteien in | |
| Schleswig-Holstein, der SPD, den Grünen und der Vertretung der dänischen | |
| und friesischen Minderheit, SSW, heftig zur Sache. Hauptthema des Treffens, | |
| das „keineswegs ein Krisengipfel“ war, wie die Grünen-Landesparteichefin | |
| Ruth Kastner anschließend beteuerte, war das mögliche | |
| Atommüll-Zwischenlager in Brunsbüttel. | |
| Der schleswig-holsteinische Umwelt- und Energieminister Robert Habeck | |
| (Grüne) hatte den Ort am Nord-Ostsee-Kanal ins Spiel gebracht – und damit | |
| seine KabinettskollegInnen ziemlich überrascht. Beim gestrigen Treffen | |
| beteuerte Ministerpräsident Torsten Albig (SPD) dann allerdings: „Es gab | |
| kein Vorpreschen von Habeck, es gab keine Verwirrung.“ Das hatte in den | |
| vergangenen Tagen deutlich anders ausgesehen. Gestern präsentierte sich die | |
| Dreiparteienregierung jedoch einig – und stellten gemeinsam Forderungen an | |
| den Bund. | |
| [1][Schleswig-Holstein sei bereit, einen von mehreren | |
| Zwischenlagerstandorten einzurichten], so Albig. Im Gegenzug erwartet das | |
| Land aber Zugeständnisse beim Ausbau der Windenergie. Bundesumweltminister | |
| Peter Altmaier (CDU) dürfe bei der Einspeisung von Windstrom „uns nicht | |
| jede Woche neue Knüppel zwischen die Beine werfen“, sagte Albig. | |
| SPD-Fraktionschef Ralf Stegner fügte hinzu: „Man kann nicht sagen: Ihr | |
| könnt den Schiet haben, über alles andere reden wir später.“ Angesichts der | |
| Zusatzkosten für das Zwischenlager – etwa für Polizeieinsätze – will das | |
| Land nun Geld vom Bund. | |
| ## Logistische Probleme für die Polizei | |
| Innenminister Andreas Breitner (SPD) hatte in den vergangenen Tagen vor | |
| Kosten und logistischen Problemen für die Polizei gewarnt, Stegner ließ | |
| sich per Facebook und Twitter über den grünen Minister aus. Beides freute | |
| die Opposition, die Zerwürfnisse im Kabinett wittert: „Offensichtlich hat | |
| der Ministerpräsident den Laden nicht im Griff, jeder Minister kocht sein | |
| eigenes Süppchen“, so der CDU-Fraktionsvorsitzende Johannes Callsen. | |
| Gestern beteuerte Stegner, er habe „nicht Habeck kritisiert, sondern nur | |
| den öffentlichen Eindruck“, der entstanden sei – nämlich dass | |
| Schleswig-Holstein bereitwillig die 26 Castoren aufnähme, die nicht mehr | |
| nach Gorleben gebracht werden sollen. Das Land wolle „Teil der Lösung“ | |
| sein, bestätigten gestern Vertreter aller Regierungsparteien – nur eben | |
| nicht allein zuständig. | |
| „Informationsbedarf“ zur Zwischenlagerfrage herrscht vor allem bei den | |
| Grünen, so Parteivorsitzende Ruth Kastner. In einem Brief hatte Habeck sich | |
| an alle Mitglieder gewandt und sein Angebot erklärt, dennoch findet ein | |
| Sonderparteitag zum Thema statt. | |
| Insgesamt sei das Klima zwischen Rot, Grün und Blau, der Farbe des | |
| Südschleswigschen Wählerverbands, so sonnig wie das gestrige Wetter, so | |
| Lars Harms (SSW). Seit Juli vergangenen Jahres regiert Rot-Grün-Blau in | |
| Kiel überwiegend reibungslos, wenn auch ohne große Durchbrüche erzielt zu | |
| haben. Das Versprechen, Betroffene einzubeziehen, verlangsamt | |
| Entscheidungen. | |
| ## Ausstattung von Hochschulen | |
| So veranstaltete die parteilose Bildungsministerin Wara Wende mehrere | |
| Konferenzen, bei denen Elternvertreter, Gewerkschaftler und Schulleiter | |
| über G 8 oder G 9 oder die Ausstattung von Oberstufen streiten, ein | |
| Schulgesetz soll im Januar 2014 vorliegen. | |
| Einen Haushalt unter dem Spargebot der Schuldenbremse stellten die | |
| Koalitionäre auf, allerdings legte Finanzministerin Monika Heinold (Grüne) | |
| zunächst nur einen einjährigen Wirtschaftsplan vor, statt mit einem | |
| Doppelhaushalt die Zahlen bis einschließlich 2014 festzuzurren. Den | |
| Konsolidierungspfad auch 2014 beizubehalten, wird schwerfallen, unter | |
| anderem wegen der Lohnerhöhungen im öffentlichen Dienst. | |
| 15 Apr 2013 | |
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| ## AUTOREN | |
| Esther Geisslinger | |
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