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# taz.de -- China schimpft über US-Spionage: „Größter Schurke unserer Zeit…
> Lange beschuldigten die USA China der Internetspionage. Die Aussagen von
> NSA-Enthüller Snowden, der Asyl in Ecuador beantragt hat, könnten den
> Spieß nun umdrehen.
Bild: Jetzt ist er weg: Ein Bild von Edward Snowden im chinesischen Fernsehen
PEKING taz | Jahrelang haben die USA die Chinesen bezichtigt, Hacker aus
der Volksrepublik würden in Netzwerke und Rechner der Vereinigten Staaten
eindringen und Computerspionage betreiben. Nun aber zeigt sich: Das
Umgekehrte ist vermutlich auch wahr. Und zwar in einem noch größeren Ausmaß
als bislang bekannt.
Das zumindest behauptet der ehemalige US-Geheimdienstmitarbeiter Edward
Snowden in einem Gespräch [1][mit der South China Morning Post], kurz bevor
er am Sonntag seinen bisherigen Zufluchtsort Hongkong verlassen hat und
nach Moskau weiter flog. Snowden zufolge hat die US-Regierung nicht nur in
großem Maße Cyberspionage bei staatlichen Einrichtungen der Chinesen
betrieben. Auch die Zivilbevölkerung sei betroffen.
So habe der US-Geheimdienst National Security Agency (NSA) mit dem
Spähprogramm „Prism“ chinesische Mobilfunkanbieter angezapft und dabei
Millionen SMS gesammelt. Zudem habe er sich ins System der
Tsinghua-Universität in Peking gehackt, eine der renommiertesten
Forschungseinrichtungen in China. Vor allem in der Software-Entwicklung
gilt die Tsinghua als führend. Chinesische Medien sprachen denn auch von
„Wirtschaftsspionage“. Und auch die Hongkonger Universität und das
Glaskabelnetz des asiatischen Betreiber Pacnet sind von den Cyber-Attacken
der USA betroffen.
Die chinesische Führung hat sich bisher dazu nicht offiziell geäußert. Umso
heftiger holte am Sonntag die amtliche Nachrichtenagentur [2][Xinhua zum
verbalen Schlag] gegen die USA aus. Jahrelang habe sie sich als
unschuldiges Opfer von Cyberattacken dargestellt und den Finger auf andere
gezeigt. Nun entpuppe sich Washington als „größter Schurke unserer Zeit“.
Der Kommentator forderte die USA zur Aufklärung auf. Washington müsse
Peking und der ganzen Welt „die Reichweite, das Ausmaß und die Absicht
seiner geheimen Hackprogramme“ mitteilen. China erwarte eine Erklärung.
## USA in Erklärungsnot
In den vergangenen Monaten waren es die USA, die China Hackerattacken und
Computerspionage vorwarfen. US-Medien und Kongressabgeordnete berichteten
immer wieder über Cyberattacken aus China auf Einrichtungen der USA. Die
[3][New York Times berichtete] Anfang des Jahres über eine Studie, in der
die chinesischen Angriffe erwiesen werden sollten. Eindeutig sind die
angeführten Punkte nicht.
Chinas Führung wies die Vorwürfe stets von sich und beteuerte, dass sie
selbst Opfer von Computerspionage sei. Das Thema schaffte es sogar ganz
oben auf die Agenda beim Besuch des chinesischen Präsidenten Xi Jinping vor
wenigen Wochen in den USA.
Snowdens Enthüllungen bringen die USA nun aber gewaltig in Erklärungsnot.
Die US-Regierung und auch die ansonsten stets auskunftsfreudige
US-Botschaft in Peking wollten sich trotz mehrfacher Anfrage nicht äußern.
Selbst Chinas bekannter Künstler und Dissident Ai Weiwei, der viele Jahre
lang in den USA lebte, nannte das Vorgehen der USA „beschämend“ und „ein
Angriff auf die Freiheit der ganzen Welt“.
## China erfreut über Snowdens Ausreise
Snowden selbst hat am Sonntag Hongkong verlassen und sich in eine Maschine
nach Russland gesetzt. Hongkonger Journalisten, die mit dem 29-Jährigen in
den vergangenen Tagen in Kontakt standen, berichten, er würde dort nur
einen Zwischenstopp einlegen und weiter nach Venezuela reisen.
Die chinesische Führung zeigte sich keineswegs unerfreut über Snowdens
Ausreise, heißt es aus diplomatischen Kreisen in Peking, da es einen
diplomatischen Eklat vermeide. Die USA haben am Freitag Snowden wegen
Geheimnisverrats angeklagt und von Hongkongs Behörden seine Festnahme
gefordert. Dem ist Snowden mit seiner Flucht nach Venezuela nun zuvor
gekommen.
Update, 23.06.2012, 18.58 Uhr: Edward Snowden hat Asyl in Ecuador
beantragt. Dies geht aus einer [4][Mitteilung via Twitter] des
ecuadorianischen Außenministers Ricardo Patiño hervor.
23 Jun 2013
## LINKS
[1] http://www.scmp.com/news/china/article/1266821/us-hacks-chinese-mobile-phon…
[2] http://news.xinhuanet.com/english/indepth/2013-06/23/c_132478464.htm
[3] http://www.nytimes.com/2013/02/19/technology/chinas-army-is-seen-as-tied-to…
[4] http://twitter.com/RicardoPatinoEC/status/348841761684197378
## AUTOREN
Felix Lee
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