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# taz.de -- Datenspionage aus China: Im Auftrag der Generäle
> Eine US-Sicherheitsfirma will herausgefunden haben, dass das chinesische
> Militär hinter einer großen Zahl von Angriffen steckt. Peking weist dies
> zurück.
Bild: Der unscheinbare Block in Shanghai, der die staatliche Hackertruppe beher…
GUANGZHOU taz | Auf den ersten Blick wirkt das zwölfgeschossige Gebäude in
der Datong-Straße eher unscheinbar. Es steht mitten zwischen Wohnsilos, wie
es sie in der Ecke des Stadtteils Pudong, rund 30 Kilometer vom Zentrum der
Hafenmetropole Schanghai entfernt, zu Hunderten gibt.
Nach jetzt bekannt gewordenen Informationen der US-amerikanischen
Sicherheitsfirma Mandiant beherbergt das schmucklose Hochhaus jedoch eine
fürs Ausland hochgefährliche IT-Einrichtung – eine Hackerzentrale der
chinesischen Volksbefreiungsarmee.
In den vergangenen Jahren hat es in den USA auf große Unternehmen, Behörden
und Medienhäuser Hunderte von Cyberattacken gegeben: Apple, Windows, IBM,
die New York Times, Bloomberg und das Wall Street Journal waren ebenso
betroffen wie Facebook, Twitter und sogar Regierungsbehörden. Der Spiegel
berichtet in seiner aktuellen Ausgabe auch von Angriffen auf die deutschen
Unternehmen EADS, BASF und Thyssen-Krupp.
Immer wieder führt die Spur nach China: In 141 Fällen steckte das
chinesische Militär hinter den Attacken, vermutet die Firma Mandiant, die
unter anderem im Auftrag der New York Times nach den Angreifern geforscht
hat.
## Über Monate und Jahre
Vor allem eine Untergruppe einer geheimen Einheit der Volksbefreiungsarmee
mit der Abkürzung „APT1“ (Advanced Persistent Threat) soll Mandiant zufolge
massenweise Daten gestohlen haben. „Finden die Hacker einmal Zugang in das
geschlossene Netzwerk einer US-Einrichtung, suchen sie über Monate oder gar
Jahre das Netzwerk immer wieder auf“, heißt es in dem Bericht.
Die gestohlenen Informationen reichten von technischen Zeichnungen,
Bauplänen, Herstellungsabläufen bis hin zu Adressenlisten und E-Mails
leitender Mitarbeiter. Im Schnitt wurden „die Opfer“ 356 Tage lang
angezapft, in einem Fall sogar mehr als viereinhalb Jahre lang. Die Hacker
hätten mehrere hundert Terrabytes gestohlen.
An private Datendiebe glauben die amerikanischen IT-Experten nicht: „Zu
einer derart ausgedehnten Cyperspionage ist jemand nur in der Lage, wenn er
direkt von der Regierung unterstützt wird“, schreibt Mandiant.
Wahrscheinlich unterhalte die chinesische Armee Hunderte, wenn nicht gar
Tausende hochprofessionelle Hacker mit besten Englischkenntnissen.
## Seltenes Dementi
Damit würde dieser Bericht bestätigen, was US-Politiker bereits seit
einiger Zeit vermuten, China bisher aber vehement bestreitet: Hinter einer
Reihe von massiven Cyberattacken steckt sehr wohl der chinesische Staat.
Nur einem Tag nach Veröffentlichung des Berichts legte die US-Regierung
vergangene Woche einen Maßnahmekatalog vor, wie sie künftig mit Staaten
umgehen will, aus denen sie die Attacken vermutet. Unter anderem will
Washington künftig mit Handelssanktionen antworten.
Chinas Führung weist die Vorwürfe weiterhin zurück. Das chinesische
Verteidigungsministerium, das sich sonst in der Öffentlichkeit nur sehr
selten zu Wort meldet, bezeichnete den US-Bericht als „fehlerhaft“, mit
„falschen Schlussfolgerungen“. Die IP-Adressen, die mit den Cyberattacken
und der angeblichen Militäreinheit in Schanghai in Verbindung gebracht
werden, könnten leicht manipuliert worden sein, heißt es. Zudem hätten
Angriffe in den vergangenen Jahren auch auf die Volksrepublik zugenommen.
Da führten die meisten Spuren in die USA.
Die US-Regierung hat in der Vergangenheit tatsächlich zugegeben, dass ihre
Behörden weltweit gezielt Rechner durchstöbern. Allerdings nicht in der
Menge, wie es inzwischen die Chinesen betreiben.
## Unternehmen mit eigenen Hackerabteilungen
Wie aus dem jüngsten „State of the Internet“-Bericht des amerikanischen
IT-Dienstleisters Akamai zu entnehmen ist, haben inzwischen ein Drittel
aller weltweiten Cyberattacken ihren Ursprung in China. Aus den USA kommen
rund 13 Prozent. Unklar bleibt, wie viele dieser Angriffe tatsächlich
unmittelbar der chinesische Staat angeordnet hat. IT-Experten vermuten,
dass auch viele chinesische Unternehmen eigene Hackerabteilungen betreiben.
Hinzu kommen Tausende von kleinen Privatfirmen, die im Auftrag des Staates
spionieren.
An technischem Wissen mangelt es im Reich der Mitte nicht. Nicht
lizenzierte – also illegal erworbene – Software ist weit verbreitet. Das
macht es für Hacker attraktiv, sich in fremde Rechner einzuschleichen.
Hackertum konnte sich in China daher sehr viel stärker als in anderen
Ländern zum Volkssport entwickeln, sei es, um Konkurrenten auszuspionieren,
Kundeninformationen zu missbrauchen oder sich einfach in der Hackerszene zu
profilieren. Für den chinesischen Staat ist es daher ein leichtes Spiel,
dieses Wissen abzugreifen.
24 Feb 2013
## AUTOREN
Felix Lee
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