# taz.de -- Sicherheitsrisiko SIM-Karte: Zu alt ist gefährlich | |
> Ältere SIM-Karten sollen sich binnen kurzer Zeit hacken lassen. Das ist | |
> ein Problem – vor allem für Nutzer in Entwicklungsländern. | |
Bild: Und wie alt ist die SIM-Karte, die drin steckt? | |
BERLIN taz | Eine halbe Milliarde SIM-Karten weltweit, davon mehrere | |
Millionen deutschlandweit, sollen sich verhältnismäßig einfach, mit Hilfe | |
einer unbemerkten SMS hacken lassen. Der Sicherheitsforscher Karsten Nohl | |
von der Firma Security Research Labs hat das Verfahren [1][öffentlich | |
gemacht] und gegenüber der [2][Zeit] und [3][Heise Security] demonstriert. | |
Es handele sich dabei um SIM-Karten, die mit einem alten | |
Verschlüsselungsstandard arbeiten. | |
Der Hack soll vereinfacht dargestellt folgendermaßen ablaufen: Der | |
Angreifer versendet eine sogenannte stille SMS, deren Eingang der Nutzer | |
nicht bemerkt. Diese SMS werden sonst etwa von den Providern für | |
Wartungszwecke verwendet. Doch die SMS des Angreifers hat eine gefälschte | |
Signatur. | |
Während neuere Karten die Nachricht in so einem Fall ignorieren, schickt | |
das Handy mit der alten Karte eine Fehlermeldung mit der gültigen Signatur | |
zurück. Daraus soll sich binnen kurzer Zeit ein Schlüssel erstellen lassen, | |
mit Hilfe dessen das Telefon von außen manipuliert werden kann. Somit ließe | |
sich über die Karte telefonieren und surfen, genau wie auf der Karte | |
gespeicherte Daten zugreifen. Laut dem Bericht der Zeit soll das Problem | |
auch vereinzelt bei neueren Karten auftreten. Von außen lässt sich nicht | |
erkennen, welchen Standard eine Karte nutzt. | |
„Hier in Deutschland ist die Gefahr trotzdem gering“, sagt Jürgen Schmidt | |
von Heise Security. Das liege vor allem daran, dass die Mobilfunkanbieter | |
die schädlichen Nachrichten aus dem Netz filterten – und die Absender-Karte | |
sperrten. Grundsätzlich liege die problematische Grenze für das Alter einer | |
Karte bei etwa zwei Jahren – jüngere SIM-Karten nutzten in der Regel einen | |
aktuelleren Verschlüsselungsstandard. | |
## Das Telefon als Konto | |
Anders sieht das etwa in Entwicklungsländern aus. Dort seien häufig sehr | |
viel mehr ältere Karten im Umlauf und würden auch noch ausgegeben. Und noch | |
ein Problem kommt hinzu: Während in Deutschland das Bezahlen per Handy noch | |
keine weitere Verbreitung gefunden hat, hat sich die Technik in | |
Entwicklungs- und Schwellenländern deutlich schneller durchgesetzt. | |
Systeme wie das in Kenia eingesetzte M-Pesa erlauben einen kompletten | |
bargeldlosen Zahlungsverkehr und Kontoführung nur über die SIM-Karte im | |
Telefon. Wenn hier ein Dritter die Kontrolle über das Gerät bekommt, ist | |
der potenzielle Schaden für den Nutzer entsprechend hoch. | |
In Deutschland sieht Karin Thomas-Martin von der Verbraucherzentrale | |
Baden-Württemberg die Anbieter in der Pflicht. „Wenn alte SIM-Karten nicht | |
mehr sicher sind, gehört es zu den vertraglichen Pflichten des | |
Mobilfunkproviders, sie auszutauschen.“ Passiere das nicht und dem Nutzer | |
entstehe ein nachweisbarer Schaden, müsse der Anbieter entsprechend dafür | |
aufkommen. Die Telekom und E-Plus betonten bereits, dass ihre Kunden von | |
der Lücke nicht betroffen seien. | |
22 Jul 2013 | |
## LINKS | |
[1] http://srlabs.de/rooting-sim-cards/ | |
[2] http://www.zeit.de/digital/mobil/2013-07/sim-karte-hack-nohl | |
[3] http://www.heise.de/security/artikel/DES-Hack-exponiert-Millionen-SIM-Karte… | |
## AUTOREN | |
Svenja Bergt | |
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