# taz.de -- Microsoft und die NSA: Zugriff auf Skype-Videos ermöglicht | |
> Neue Snowden-Enthüllungen: Microsoft soll eng mit dem Geheimdienst | |
> kooperiert haben - und hebelte demnach sogar die eigene Verschlüsselung | |
> aus. | |
Bild: Einmal dem Geheimdienst zulächeln | |
BERLIN taz | Der Internetkonzern Microsoft soll nach [1][neuen Berichten] | |
der britischen Tageszeitung Guardian intensiver mit den Sicherheitsbehörden | |
kooperieren als bislang bekannt. Laut Dokumenten, die der Whistleblower | |
Edward Snowden dem Guardian hat zukommen lassen, soll Microsoft unter | |
anderem der NSA Zugriff auf von Seiten des Unternehmens verschlüsselte | |
Chat-Protokolle erlaubt haben. | |
Nachdem der Guardian im Juni mit Hilfe der Dokumente von Snowden | |
[2][enthüllt hatte], dass die NSA im Rahmen ihres Überwachungsprogramms | |
Prism auf die Server von Internetgiganten wie Microsoft, Google und | |
Facebook zugreift, [3][gaben sich die Unternehmen zugeknöpft]. Und das fast | |
wortgleich. Man gebe Daten nur dann weiter, wenn es eine rechtsverbindliche | |
Anweisung gebe, hieß es damals einhellig. | |
Die aktuellen Vorwürfe deuten nun darauf hin, dass der Konzern doch etwas | |
mehr macht als das unbedingt Notwendige. Unter anderem habe Microsoft dem | |
FBI Zugang zu dem Cloud-Dienst SkyDrive und der NSA Zugriff auf via Skype | |
geführte Telefonate ermöglicht – seit Juli 2012 würden dabei auch Videos | |
mitgeschnitten. „Die Audiospur wurde schon immer korrekt erfasst, aber ohne | |
Video. Nun haben die Analysten das komplette 'Bild'“, zitiert der Guardian | |
aus einem Dokument anlässlich der Einführung der neuen Funktion. | |
Darüber hinaus habe der Konzern der NSA geholfen, die unternehmenseigene | |
Verschlüsselung zu umgehen. Es geht dabei um eine Art der Verschlüsselung, | |
die von Internetprovidern selbst durchgeführt werden kann. So sind sie in | |
der Lage, die Übermittlung etwa von Emails von einem Server zum anderen zu | |
verschlüsseln. Geheimdienste, die Daten an den Verbindungskabeln abzapfen, | |
würden dann nur unverständliche Zeichenketten vor sich haben. Der Haken: | |
Der Nutzer weiß nicht, wie sicher der Schlüssel ist, den das Unternehmen | |
verwendet. Und er weiß auch nicht, ob das Unternehmen nicht Dritten – wie | |
hier den Berichten zufolge der NSA – Zugriff gewährt. | |
„Nutzer, die sicher gehen wollen, sollten selbst auf | |
Verschlüsselungsmechanismen zurückgreifen“, empfiehlt Florian Glatzner vom | |
Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv). Das Problem bei der sogenannten | |
Client-seitigen Verschlüsselung: Sie funktioniert nur dann, wenn sowohl | |
Sender als auch Empfänger einer Email die Technologie einsetzen. Die Free | |
Software Foundation Europe (FSFE) empfiehlt Nutzern als Alternative zu | |
Skype das Programm [4][Jitsi] und für die Mail-Verschlüsselung [5][GnuPG]. | |
„Wer kleine Provider nutzt anstelle globaler IT-Firmen hat eine höhere | |
Chance, dass seine Daten nicht im Schleppnetz der NSA landen“, sagt Karsten | |
Gerloff, Geschäftsführer der FSFE. | |
Microsoft selbst nimmt zu den Vorwürfen nur indirekt [6][Stellung] und | |
betont wie schon zuvor, Daten nur dann weiterzugeben, wenn das Gesetz das | |
fordere. Aus den Unterlagen von Snowden gehe dagegen laut Guardian hervor, | |
dass im Rahmen von Prism gesammelte Materialen routinemäßig an FBI und CIA | |
übermittelt werde. Ein NSA-Dokument beschreibe das Programm als | |
„Mannschaftssport“. | |
Microsoft deutet in seiner Mitteilung an, dass das Unternehmen sich nicht | |
zu dem Ausmaß der Zusammenarbeit mit den Behörden äußern darf. Nach den | |
berichten des Guardian unter Berufung auf NSA-Dokumente drängen mehrere | |
große IT-Firmen die US-Regierung, offen über die Kooperationen sprechen zu | |
dürfen, um Datenschutz-Bedenken der Nutzer entgegen zu kommen. | |
12 Jul 2013 | |
## LINKS | |
[1] http://www.guardian.co.uk/world/2013/jul/11/microsoft-nsa-collaboration-use… | |
[2] /NSA-ueberwacht-US-Mails-und-Telefone/!117741/ | |
[3] /Bespitzelungsskandal-in-den-USA/!117663/ | |
[4] http://jitsi.org/ | |
[5] http://www.gnupg.org/ | |
[6] http://www.microsoft.com/en-us/news/Press/2013/Jul13/07-11statement.aspx | |
## AUTOREN | |
Svenja Bergt | |
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