# taz.de -- Kommentar Kooperation BND und NSA: Das 500-Millionen-Daten-Rätsel | |
> Der BND beteiligt sich an der Datensammelei der NSA, angeblich nur was | |
> Krisengebiete betrifft. Und warum sagt die Regierung das nicht gleich? | |
Bild: Nur „Auslandsverkehre“ sollen weitergegeben worden sein - dann könne… | |
Ist das Rätsel nun geklärt? In den Unterlagen von Ed Snowden hieß es, dass | |
der US-Geheimdienst NSA monatlich rund 500 Millionen Kommunikationsvorgänge | |
aus Deutschland abgreift. So wie es nun aussieht, bekommt er die Daten zwar | |
vom deutschen Bundesnachrichtendienst geliefert, es geht dabei aber | |
augenscheinlich nur um Kommunikation im Ausland. | |
Bisher war der Eindruck entstanden, die National Security Agency (NSA) | |
greife großflächig Daten über den Telefon- und E-Mail-Verkehr („Wer | |
kommuniziert wann und wo und mit wem?“) innerhalb Deutschlands ab. Es sah | |
also so aus, als würden die Amerikaner sogar die Bürger verbündeter | |
Nationen bespitzeln. | |
Für möglich gehalten wurde weiter, dass es um Daten im internationalen | |
Fernmeldeverkehr von und nach Deutschland geht. Doch auch das war noch | |
skandalträchtig, weil ja zumindest eine Seite des Telefonats in Deutschland | |
lag. Auch diese Möglichkeit warf die Frage auf: Was tut die Bundesregierung | |
eigentlich, um uns vor der Durchleuchtung durch die NSA zu schützen? | |
Wie es nun aussieht, beziehen sich die monatlich rund 500 Millionen | |
Datensätze aber nur auf Telekommunikation in Krisenregionen der Welt, etwa | |
wenn innerhalb Afghanistans telefoniert wird. Auch die Daten aus dem | |
bayerischen Bad Aibling, die an die NSA weitergegeben werden, sollen nur | |
„Auslandsverkehre“ betreffen, vermutlich aus dem Nahen Osten und | |
Nordafrika. | |
Wenn die BND-Angaben stimmen, dann dürfte das Thema deutlich an | |
innenpolitischer Sprengkraft verlieren. Die Frage aber bleibt, warum die | |
Bundesregierung das 500-Millionen-Daten-Rätsel nicht schon lange aufgelöst | |
hat. Stimmt die BND-Interpretation vielleicht doch nicht? Glaubt die | |
Regierung dem BND nicht mehr? Oder hat der BND auch die Berliner Regierung | |
erst jetzt informiert? All dies wäre natürlich ebenfalls äußerst | |
denkwürdig. Zumal der Bundesnachrichtendienst sagt, dass die | |
Datenweitergabe in Bad Aibling auf einer Vereinbarung aus dem Jahre 2002 | |
basiert – über die die Bundesregierung trotz zahlreicher Nachfragen bisher | |
noch nie informiert hat. | |
Deutlich wurde nun aber zumindest, dass sich der BND als Zulieferer massiv | |
an der großflächigen Datensammelei der NSA beteiligt. Wie es aussieht, | |
liefert er dabei zwar keine Daten von Deutschen – aber das machen dafür | |
andere, zum Beispiel die Briten. | |
4 Aug 2013 | |
## AUTOREN | |
Christian Rath | |
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