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# taz.de -- David Miranda über seine Festsetzung: „Sie fragten nicht nach Te…
> David Miranda, Partner des NSA-Enthüllers Glenn Greenwald, wirft
> Großbritannien Machtmissbrauch vor. Er will gegen seine Festnahme
> juristisch vorgehen.
Bild: Ein in London-Heathrow landendes Flugzeug.
taz: Herr Miranda, werden Sie juristisch gegen Ihre Festnahme auf dem
Flughafen von London vorgehen?
David Miranda: Ja, wir planen drei Maßnahmen. Wir wollen vor Gericht in
England die Feststellung erwirken, dass diese Festnahme nicht korrekt war.
Auch soll deutlich werden, dass die gesetzliche Grundlage, auf der ich
festgenommen wurde, nicht korrekt war. Denn sie haben mich nichts gefragt,
was mit Terrorismus zu tun hat. Zweitens möchte ich alle Gegenstände, die
sie konfisziert haben, zurückbekommen. Drittens möchte ich durchsetzen,
dass sie all die Dokumente und Dateien, die auf meinem Handy und meinem
Computer waren, die sie mir abgenommen haben, nicht an andere Länder
weitergeben und dass sie in keiner Weise benutzt werden.
Worum ging es bei dem Verhör?
Auf Nachfrage sagten sie, dass ich auf Grundlage des Terrorismusgesetzes
2000 festgehalten und verhört werde. Aber sie stellten keine einzige Frage
über Terrorismus. Sie befragten mich über die Protestwelle in Brasilien,
meine Beziehung zu Glenn Greenwald, meine Familie, meine Freunde. Und sie
fragten nach meiner Rolle in der NSA-Geschichte, nach den Dokumenten.
Wie bewerten Sie die Reaktion Brasiliens, anderer Länder und die der Medien
auf Ihre Festnahme?
Schon zuvor hat die Veröffentlichung der NSA-Dokumente in aller Welt
Aufsehen erregt, das politische Bewusstsein von den Geschehnissen wird
international zunehmend geschärft. Ich glaube, meine Festnahme zeigt sehr
deutlich, in welcher Form Macht seitens Staaten missbraucht wird. Die
Reaktion in Brasilien war ermutigend. Die Leute waren sehr empört, allein
aufgrund der Tatsache, dass die Briten davon ausgingen, dass sie so etwas
mit einem Brasilianer machen können, ohne dass es Folgen haben würde. Denn
es gibt andere Leute, die für den Guardian arbeiten und zwischen Brasilien
und England hin- und herreisen, aber nie festgehalten wurden.
Bei mir, einem Brasilianer, gingen sie anders vor, sie haben mich neun
Stunden lang festgehalten. Tatsächlich waren es sogar elf Stunden, neun in
einem Raum zum Verhör und zwei draußen, nachdem sie mir meinen Pass
abgenommen hatten. Offenbar dachten sie, es würde darauf keine Reaktion
geben, aber die gab es seitens der brasilianischen Behörden, und ich hoffe,
dass die Politik noch deutlichere Worte findet.
Wird dieser Fall die Arbeit des Journalisten Greenwald oder auch die von
Edward Snowden beeinflussen?
Ich denke, der Vorfall wird Glenn weiter inspirieren, er wird seine Arbeit
sehr motiviert fortsetzen. Seit acht Jahren schreibt Glenn über diese
Thematik, und ein Schwerpunkt seiner Veröffentlichungen ist just die Art
und Weise, in der der Staat seine Machtfülle missbraucht. Er zeigt auf,
dass Staaten alle Mittel recht sind, um ihre Interessen zu verfolgen. Meine
Festnahme ist ein weiterer Beweis für seine Thesen.
Hatten Sie in Berlin, von wo aus Sie nach London geflogen sind, den
Verdacht, überwacht zu werden?
Es gab zumindest einen eigenartigen Vorfall. Bei einem Treffen mit Freunden
habe ich die Tasche einer Freundin kurz gehalten und auf einen Stuhl neben
mir gelegt. Wenig später war der kleine Rucksack verschwunden, mit ihrem
Ausweis, Kreditkarten und sonstigen Dingen. Obwohl die Tasche nicht
wiederauftauchte, wurden ihre Kreditkarten später nicht benutzt.
Rückblickend war diese Szene schon etwas verdächtig.
23 Aug 2013
## AUTOREN
Andreas Behn
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