| # taz.de -- Mythos Suhrkamp-Verlag: Der Stolz der Kunst | |
| > Suhrkamp ist für seine Autoren immer auch geistige und kulturelle Heimat | |
| > gewesen. Damit das so bleibt, braucht es aber eine solide finanzielle | |
| > Grundlage. | |
| Bild: Geistige Heimat als Villa. Die private Liegenschaft von Ulla Unseld-Berk�… | |
| BERLIN taz | „Hier werden keine Bücher publiziert, sondern Autoren.“ Dieser | |
| eherne Grundsatz des Verlagspatriarchen Siegfried Unseld hat in den | |
| aktuellen Insolvenzplan Eingang gefunden. Auf Seite 16 steht er, unter | |
| Punkt 2.2 „Ziele der Verlagsarbeit“. Der Verlag nicht als Fließband der | |
| Romanproduktion, sondern als geistige Heimat für Schriftsteller und | |
| Geisteswissenschaftler – das gehört zum Mythos Suhrkamp. Dass Hans Barlach | |
| diesen Grundsatz nicht versteht – oder ihm jedenfalls wirtschaftliche | |
| Renditeerwartungen übergeordnet hat –, ist Kernpunkt seiner Ablehnung durch | |
| die Angestellten und Autoren des Hauses. | |
| Von Juri Andruchowytsch bis Michael Zürn inklusive solcher Stars wie Louis | |
| Begley, Durs Grünbein, Alexander Kluge, Sibylle Lewitscharoff, Cees | |
| Nooteboom, Peter Sloterdijk und Clemens Setz haben die Suhrkamp-Autoren | |
| soeben in einem öffentlichen Aufruf den bemerkenswerten Satz | |
| unterschrieben: „Wir sind stolz darauf, unsere Bücher in einem Verlag | |
| veröffentlichen zu können, in dem die verlegerische Arbeit aus Leidenschaft | |
| betrieben wird und mit Mut zum Risiko.“ Die Identifikation ist hoch. Der | |
| Satz besagt nichts anderes als: Geld ist uns nicht so wichtig. | |
| Auch darum geht es in dem Streit mit Hans Barlach: um die Frage, ob die | |
| wirtschaftliche oder die kulturelle Rendite des Verlages in den Vordergrund | |
| gestellt werden soll. Suhrkamp versteht sich „nicht nur als | |
| Wirtschaftsunternehmen, sondern nimmt auch die Funktion einer | |
| Kulturinstitution in vielfältiger Weise wahr“. Auch das steht jetzt in dem | |
| Insolvenzplan. | |
| Tatsächlich wird die Tradition der Autorenpflege bei Suhrkamp bis heute | |
| symbolisch hochgehalten. Bei Verlagsempfängen werden stets alphabetisch die | |
| Namen aller anwesenden AutorInnen verlesen, gerne von der Verlegerin Ulla | |
| Unseld-Berkéwicz selbst. Mit Marion Poschmann hat Suhrkamp gerade die | |
| Geheimfavoritin auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises. Die | |
| wirtschaftliche Basis muss natürlich trotzdem stimmen. | |
| Wie immer die Gerichtsverfahren ausgehen mögen: In jedem Fall muss Suhrkamp | |
| sich solche Autorenpflege auch leisten können. Und letztlich gilt da ein | |
| Satz, den Siegfried Unseld als erfolgreicher Verleger stets beherzigte, den | |
| er aber tunlichst für sich behielt: Geld verdient ein Verlag letztendlich | |
| mit Büchern, nicht mit Autoren. Hans Barlach hat den Satz vielleicht | |
| einfach zu laut in die Welt hinausposaunt. | |
| 5 Oct 2013 | |
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| Dirk Knipphals | |
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