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# taz.de -- Recherche-Projekt von „SZ“ und NDR: Großoffensive „Geheimer …
> Die „Süddeutsche“ und der NDR rechechieren gemeinsam zum Antiterror-Krieg
> der USA auf deutschem Boden. Nun erreicht die Kooperation eine neue
> Stufe.
Bild: US-Präsident Obama hört dem Verlauf der Mission zu, die Osama bin Laden…
HAMBURG taz | „Die Süddeutsche Zeitung und der NDR bekamen jetzt Einblick
in die Dokumente.“ Hinweise dieser Art waren in den vergangenen Monaten
keine Seltenheit in der SZ, weil die Zeitung und der öffentlich-rechtliche
Sender bei der Aufarbeitung der Enthüllungen Edward Snowdens gemeinsame
Sache machten.
Ohnehin arbeiten das Investigativressort der SZ und das Rechercheteam des
NDR Fernsehens schon seit längerem bei geheimdienst-bezogenen Themen
zusammen. Intensiv war die Zusammenarbeit bisher bei den Offshore-Leaks,
dem internationalen Mammutprojekt zu den weltweiten Steueroasen.
In diesen Tagen erreicht die Kooperation zwischen den beiden Häusern nun
eine weitere Stufe. Das Oberthema lautet „Geheimer Krieg“. Es geht dabei um
Orte in der Bundesrepublik, von denen aus die Amerikaner Teile ihres
Antiterror-Kriegs organisieren. Sowohl die Zeitung als auch der Sender
beginnen am Freitag mit einer Reihe von Beiträgen zu diesem Thema. Eine
zentrale Rolle bei dem am Donnerstag in Hamburg vorgestellten Großprojekt
spielt dabei die vom NDR verantwortete Website [1][geheimerkrieg.de].
Teil davon ist eine interaktive Karte, für die Spezialisten
„pseudotransparente US-Datenbanken“ ausgewertet haben, wie Julia Stein, die
Leiterin des NDR-Rechercheteams es formuliert. Sie gibt Aufschluss über
Orte und Unternehmen, die für die US-Sicherheitsarchitektur von Bedeutung
sind.
Der regelmäßig für die SZ schreibende NDR-Reporter [2][John Goetz] und
seine Kollegen haben unter anderem herausgefunden, dass Deutschland etwa
beim Drohnenkrieg in Somalia in vielerlei Hinsicht eine Rolle spiele. „Das
hat uns wahnsinnig überrascht“, sagt Goetz. Unter dem Motto „Jetzt
spionieren wir“ haben die NDR-Leute unter anderem die Stuttgarter
Kommandozentrum für US-Drohneneinsätze in Afrika sowie die Luftleitzentrale
in Ramstein aufgesucht. Von diesen beiden Einrichtungen aus würden die, so
Goetz, „Hinrichtungen“ in Somalia mitgesteuert.
Als Höhepunkt der Berichterstattung ist am 28. November eine Art
Themenabend vorgesehen. Er besteht aus einer monothematischen Ausgabe des
Politmagazins [3][„Panorama“], einer Spezialausgabe der Talksendung
[4][„Beckmann“] und einer deutschen Fassung von [5][Jeremy Scahills]
aktueller Kinodokumentation „Dirty Wars“, in der es um die sehr fragwürdige
Arbeit der geheimen Joint Special Operations (JSOC) unter anderem in
Afghanistan geht.
## Gesprächige amerikanische Sicherheitsmenschen
Auf das Material, das Edward Snowden beschafft hat, konnten SZ und NDR auch
beim aktuellem Großprojekt zurückgreifen. Das sei aber nur ein Element der
Recherchearbeit gewesen, sagt Stephan Wels, der stellvertretende
Chefredakteur des NDR Fernsehens. Man habe unter anderem davon profitiert,
dass „pensionierte amerikanische Sicherheitsmenschen sehr gesprächig sind“,
sagt Goetz.
Rein formal betrachtet ist die Kooperation zwischen Zeitung und Sender eine
nicht ganz einfache Beziehungskiste. Schließlich ist das Verhältnis
zwischen Verlagen und dem öffentlich-rechtlichen System angespannt. Seit
2011 klagen acht Zeitungsverlage – darunter auch der Süddeutsche Verlag, in
dem die SZ erscheint – gegen die Smartphone-App der „Tagesschau“, weil die
vermeintlich zu „presseähnlich“ sei. In der vergangenen Woche die Sache mal
wieder in Köln verhandelt, dieses Mal vor dem Oberlandesgericht.
Die Debatte um die seit 2013 geltende pauschale Rundfunkabgabe ist
ebenfalls von rauen Tönen seitens der Verlage geprägt; auch in der SZ fiel
in dem Zusammenhang schon mal der unfreundliche Begriff „Zwangsgebühren“.
Die Chefredaktion der SZ finde die Zusammenarbeit „toll“, sagte Hans
Leyendecker, der Chef des Münchener Investigativteams, bei der Präsentation
in Hamburg. Frei von Ironie ist die Zusammenarbeit zwischen SZ und NDR
dennoch nicht: Indem in der SZ bzw. bei [6][sueddeutsche.de] Texte
erscheinen, zu denen der durch öffentliche Gelder finanzierte NDR
beigetragen hat, werden nun zumindest auf einem sehr geringen Level
Verlagsinhalte durch die gern gegeißelten „Zwangsgebühren“ finanziert.
## Radiowelle NDR info mit dabei
Die Kooperation zwischen Hamburg und München begann im Herbst 2011, vor
fast genau zwei Jahren: mit einer Geschichte über CIA-Foltergefängnisse in
verschiedenen osteuropäischen Ländern. Diese Gefängnisse spielen auch bei
den aktuellen Recherchen eine Rolle, weil deren Aufbau in einer riesigen
CIA-Einrichtung in Frankfurt erfolgte.
Mit im Boot beim Projekt „Geheimer Krieg“ ist auch die Radiowelle [7][NDR
info]. Die Hörfunkleute werden über Sponsorengelder berichten, die von
US-Militärs an hiesige Forschungseinrichtungen, unter anderem an
Universitäten, fließen. An diesen Recherchen werden aber nicht nur Hörer
zwischen Flensburg und Wilhelmshaven teilhaben, denn im Rahmen eines
Sammelangebots stehen die Berichte sämtlichen 57 ARD-Hörfunkwellen
kostenfrei zur Übernahme zur Verfügung.
Um in der heutigen Flut der Informationen Aufmerksamkeit zu erlangen und
dann die Leser, Zuschauer oder Nutzer bei der Stange zu halten, sind
Kooperationsprojekte wie das zwischen SZ und NDR gewiss hilfreich. Dass die
Deutungsvielfalt gestärkt wird, wenn zwei große Player aus verschiedenen
Welten gemeinsame Sache machen, lässt sich aber nicht unbedingt behaupten.
14 Nov 2013
## LINKS
[1] http://www.geheimerkrieg.de/
[2] http://www.ard-hauptstadtstudio.de/korrespondenten/radio/ndr/johngoetz101.h…
[3] http://daserste.ndr.de/panorama/
[4] http://www.daserste.de/unterhaltung/talk/beckmann/index.html
[5] /Schmutzige-Kriege-der-USA/!126970/
[6] http://www.sueddeutsche.de
[7] http://www.ndr.de/info/
## AUTOREN
René Martens
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