| # taz.de -- Friedrichs erster Auftritt: Der neue Aigner | |
| > Genauso industriefreundlich wie seine Vorgängerin: Der frisch gekürte | |
| > Agrarminister zeigt sich erstmals auf der Grünen Woche. | |
| Bild: Neuer Minister, alte Politikerkost: Friedrich beim PR-Probieren auf der G… | |
| BERLIN taz | Wer sich vom neuen Bundesagrarminister Hans-Peter Friedrich | |
| eine ökologischere und sozialere Agrarpolitik versprochen hat, den | |
| enttäuscht der CSU-Politiker an diesem Donnerstag. Bei seiner ersten großen | |
| Pressekonferenz nach dem Amtsantritt vor einem Monat macht der einstige | |
| Chef des Innenressorts deutlich: Er wird weiter auf dem heftig von | |
| Umweltschützern kritisierten Kurs seiner Vorgängerin und Parteifreundin | |
| Ilse Aigner marschieren. | |
| Dabei liegt in Friedrichs Beritt eine Menge im Argen: Die | |
| Lebensmittelproduktion verursacht rund ein Fünftel aller Treibhausgase. Die | |
| Bauern sind Studien zufolge hauptverantwortlich dafür, dass Tier- und | |
| Pflanzenarten aussterben. Und: Immer mehr kleine Bauernhöfe müssen | |
| zugunsten immer größerer Betriebe aufgeben. | |
| Zwar verlangt die EU ab 2015 von den Landwirten, dass sie im Gegenzug für | |
| ein Drittel der Agrarsubventionen auf 5 Prozent ihrer Äcker der Umwelt | |
| Vorrang einräumen. Naturschützer wollen hier ein Verbot von Chemie, die die | |
| Artenvielfalt gefährdet. Der Minister aber sagte auf seiner Pressekonferenz | |
| vor der Agrarmesse „Grüne Woche“ in Berlin: „Düngung und Einsatz von | |
| Pflanzenschutz muss auch auf diesen Vorrangflächen sichergestellt werden.“ | |
| Diskutieren will er lediglich über „die Frage des Ausmaßes und welche | |
| Mittel eingesetzt werden dürfen“. Denn für Friedrich, das wurde deutlich, | |
| steht bei seinem Ressort „Ernährung und Landwirtschaft“ die Wirtschaft im | |
| Mittelpunkt. Er warnte davor, den Betrieben – die jedes Jahr 6,2 Milliarden | |
| Euro EU-Subventionen kassieren – „Vorgaben zu machen, sozusagen von | |
| irgendwelchen Schreibtischen aus“. | |
| ## Keine schärferen Auflagen bei der Tierhaltung | |
| Das sei auch wichtig im Kampf gegen den Trend, dass immer mehr Höfe | |
| zugunsten immer größerer Unternehmen aufgeben müssen. Diese Linie schließt | |
| dann wohl auch schärfere Auflagen in der Tierhaltung aus. Zum Thema | |
| Tierschutz führte der neue Minister nur an, was schon beschlossen ist: das | |
| Siegel „Mehr Tierschutz“ des Deutschen Tierschutzbundes für Produkte aus | |
| artgerechteren Haltungsbedingungen. Und die „Initiative Tierwohl“ des | |
| Bauernverbands, die Landwirten Boni für Verbesserungen im Stall zahlen | |
| will. | |
| Auf die Frage, was er für mehr umwelt- und tierfreundlicheren Ökolandbau | |
| tun wolle, antwortete Friedrich: „Der Verbraucher bestimmt am Ende, was | |
| produziert wird.“ Gleichzeitig warnte er davor, Wirtschaftsbereiche „zur | |
| Subventionsnische zu erklären“. Friedrich ging nicht auf das Problem ein, | |
| dass Biobauern teurer produzieren, weil sie Wissenschaftlern zufolge | |
| weniger Umweltschäden als viele konventionelle Landwirte verursachen. | |
| Offen ließ der Minister, wie er sich in Sachen Gentechnik verhalten will. | |
| Die Bundesregierung habe sich noch nicht „in allen Einzelheiten des | |
| Gentechnikanbaus in Deutschland“ festgelegt. Dabei hat sie in diesen Wochen | |
| gemeinsam mit den anderen EU-Staaten über die seit mehr als zehn Jahren | |
| erste Anbauzulassung eines Gentechmaises zu entscheiden: der Linie 1507 des | |
| US-Herstellers Pioneer. | |
| 16 Jan 2014 | |
| ## AUTOREN | |
| Jost Maurin | |
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