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# taz.de -- Netz-Reaktionen auf Erdogan: „Ich hätte ihn erdrosseln lassen“
> Trotz der Zensurbemühungen macht der mutmaßliche Mitschnitt zwischen
> Erdogan und seinem Sohn die Runde. Und amüsiert die türkische Community.
Bild: Das Tablet läuft – trotz Zensurbestrebungen der türkischen Regierung.
ISTANBUL taz | Die wohl beste Nachricht über das mutmaßliche Gespräch
zwischen dem türkischen Ministerpräsidenten Recep Tayyip Erdogan und seinem
Sohn Bilal lautet: Trotz aller [1][Zensurbemühungen] läuft das Internet in
der Türkei, es läuft sogar ziemlich prächtig. Kaum war die Aufzeichnung am
Montagabend auf Youtube veröffentlicht, machte die Nachricht über soziale
Netzwerke die Runde. Innerhalb von weniger als 24 Stunden wurde allein das
[2][Originalvideo] mehr als zwei Millionen Mal geklickt – und war bis
Dienstagnachmittag immer noch nicht gesperrt.
Fast genauso schnell waren die spöttischen Kommentare, die über Twitter
oder Facebook die Runde machten. Das Hauptthema: die Begriffsstutzigkeit
von Bilal Erdogan. So schreibt der [3][User Serhat Sayar]: „Erdogan hat
vier Kinder. Dass er jedem drei empfiehlt, liegt also an Bilal.“ Die
[4][Journalistin Leyla Alp] twittert: „Wir warten mit Spannung auf die
Erklärung, dass Bilal strafversetzt wird und 'nicht mein Sohn ist'“. Dazu
jede Menge Bilder, die einen erschöpft wirkenden Ministerpräsidenten
zeigen, versehen mit Bildtexten wie: [5][„Ich schwöre, dieser Junge ist
wirklich dumm.“]
Der User „Odun Herif“, einer dieser türkischen Twitter-Stars mit einer
halben Million Followern, schreibt direkt an Bilal: „Pass gut auf deinen
Vater auf. Man weiß, was dem Prinzen Mustafa passiert ist“ – eine
Anspielung auf den Sohn des osmanischen Sultan Süleyman den Prächtigen,
dessen Leben Thema der beliebten Kostümserie Muhtesem Yüzyil ist. Erst
kürzlich wurde der Prinz in der Serie getötet, der historischen Vorlage
folgend auf Geheiß des Vaters. Darauf spielt auch das Bild mit dem
Sultandarsteller Halit Ergeç an, darin die Sprechblase: „Ich hätte ihn
erdrosseln lassen.“
Keine Erfindung von Internetspaßvögeln, sondern Originaltext Erdogan ist
das Wort von der „Roboter-Lobby“, die angeblich über Twitter dafür sorgen
würde, dass sich die angeblich getürkten Aufnahmen verbreiteten. Das hat
Erdogan auf seiner Rede am Dienstagvormittag vor der AKP-Fraktion allen
Ernstes gesagt, was nach seinen [6][Tiraden über die „Zinslobby“], die er
für die Gezi-Proteste vom Frühjahr vorigen Jahres verantwortlich macht,
einerseits nicht mehr verwundern kann und andererseits doch verwundert.
Das Netz dankt es dem Ministerpräsidenten mit einer Fülle von Bildern, die
die „Roboterlobby“ entlarven: Darth Vader, Daft Punk oder Bender Bieger
Rodríguez, der versoffene Roboter aus der Zeichentrickserie „Futurama“.
Dabei gibt es diese „Roboter“, also automatisierte, die Statusmeldungen
weiterleiten und so dazu beitragen, dass bestimmte Hashtags unter den
„Trending Topics“ platziert werden, tatsächlich. Aber bislang sind eher die
Internettruppen der AKP damit aufgefallen, solche Roboter einzusetzen.
Die Seite Eksi Sözlük, ein sehr populäres, lexikonartiges Netzwerk, hat die
[7][Formulierung „Etwas für Bilal erklären“] bereits in den türkischen
Sprachschatz aufgenommen, weshalb [8][„Davulcu Vedat“] – noch so ein
Twitterstar – die Redewendung bereits für andere Lebenslagen anwendet: „Du
warst wie Bilal, Liebste. Du hast nicht verstanden, wie sehr ich liebe.“
Allerdings lässt genau diese Begriffsstutzigkeit von Bilal auch manche
erklärte Gegner der Regierung an der Echtheit der Aufnahme zweifeln: So
blöd kann doch niemand sein – oder etwa doch?
25 Feb 2014
## LINKS
[1] /!133392/
[2] http://www.youtube.com/watch?v=Cvf4aeRLu0E&feature=youtube_gdata_player
[3] http://twitter.com/serhansayar
[4] http://twitter.com/leylaalp
[5] http://twitter.com/elifornek/status/438059160442511360/photo/1
[6] /!119312/
[7] http://eksisozluk.com/bilale-anlatir-gibi-anlatmak--4254465?a=popular&p…
[8] http://twitter.com/Davulcu__Vedat
## AUTOREN
Deniz Yücel
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